ZDF-"Abenteuer Wissen" berichtet aus Kanada über die Gier nach Ölsand
Vom Goldrausch zum Ökothriller
Mainz (ots)
Bei minus 35 Grad reiste Wissenschaftsexperte Karsten Schwanke für das ZDF nach Fort McMurray, Kanada, um für "Abenteuer Wissen" hautnah über "Ölsand - die Gier nach dem schwarzen Gold von Kanada" zu berichten. Welche Folgen der Ölboom für Mensch und Natur nach sich zieht, zeigt das ZDF-Wissenschaftsmagazin "Abenteuer Wissen" am Mittwoch, 25. Februar 2009, 22.15 Uhr.
Die Geschichte erinnert an den Goldrausch am Klondike: Noch vor wenigen Jahren war Fort McMurray in der Provinz Alberta ein verschlafenes Nest, heute ist es die Boomtown schlechthin. Binnen zehn Jahren verdoppelte sich die Einwohnerzahl auf fast 80000. Das Zauberwort: Ölsand. Riesige Ölvorkommen, gebunden im sandigen Boden, machten die Region fast über Nacht reich, die Löhne explodierten. Es geht um Abbaugebiete doppelt so groß wie Bayern und um ein Ölvolumen wie das von Saudi Arabien: 174 Milliarden Barrel. Karsten Schwanke schaut für "Abenteuer Wissen" hinter die Erfolgsfassade, und auf einmal wird das Märchen zum Ökothriller. Denn schon jetzt zeigt sich drastisch, welch hohen Preis Mensch und Natur für die Bergung des unterirdischen Schatzes bezahlen.
Brisant wird das Thema auch angesichts der aktuellen Reformpläne im Weißen Haus: Hauptabnehmer des schmutzigen Öls aus Kanada sind nämlich die USA. Über 70 Prozent des Rohöls fließen dorthin. Falls Barrack Obama sein Versprechen einer umweltfreundlicheren Energiepolitik einlöst, könnte der Boom in Alberta bald zu Ende sein. Doch in Zeiten der weltweiten Wirtschaftskrise sieht es eher düster aus für die Natur - die Schlote rauchen weiter, und jeden Tag werden 500 Millionen Liter Giftbrühe in die Umwelt verklappt. Von Kyoto ist Kanada heute so weit entfernt wie nie.
Jennifer Grant, Umweltexpertin des Pembina Instituts mit Sitz in Calgary, berät sowohl Firmen als auch Politiker. Sie informiert sich regelmäßig vor Ort und zeigt "Abenteuer Wissen", wo die Zerstörung der Natur am größten ist. Bilder der ursprünglichen Wälder stehen im Kontrast zum Flug über die endlosen "Mondlandschaften". Dr. Kevin Timoney fand in einer groß angelegten Studie heraus, dass der Athabasca See mit Arsen, Quecksilber und anderen Giften belastet ist. In Fort Chipewyan, einem hauptsächlich von Nachkommen der Cree-Indianer bewohnten Ort, steigt seit einigen Jahren die Zahl der Krebsfälle.
An der Universität von Alberta in Edmonton forschen bereits verschiedene Wissenschaftlerteams erfolgreich an Methoden, die Produktion der Ölsande ökologisch verträglicher zu machen. Hauptproblem ist der enorm hohe Wasserverbrauch und der große CO2 Ausstoß. Schon in wenigen Jahren könnten manche dieser Methoden einsatzbereit sein, doch nur, wenn der Gesetzgeber auch konsequent auf die Einhaltung strengerer Richtlinien in der Industrie drängt.
Dass im Sand unter Kanada Unmengen Öl lagern, weiß man schon lange, doch es zu fördern war uninteressant. Erst als zur Jahrtausendwende der Ölpreis explodierte, wurde die Sache plötzlich rentabel. Und voraussichtlich dürfte die sandige Quelle noch mindestens 50 weitere Jahre lang sprudeln.
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