ZDF-Pressemitteilung
"Kennzeichen D" am Mittwoch, 24. Mai 2000, 22.15 Uhr im ZDF: "Lotto-Pate" Scharmann unter schwerem Betrugsverdacht verhaftet
Mainz (ots)
Deutsche und österreichische Justizbehörden haben in Holland die Auslieferung des seit 1996 mit internationalem Haftbefehl gesuchten "Lotto-Paten" Volker Scharmann beantragt. Scharmann steht unter schwerem Betrugsverdacht. Nach Informationen des ZDF-Magazins "Kennzeichen D" wurde er bei einer bisher aus ermittlungstaktischen Gründen streng geheim gehaltenen Polizeiaktion auf der Basis des staatenübergreifenden polizeilichen Fahndungssystems "SIS" (Schengener Informationssystem) bereits am 6. März in Amsterdam verhaftet.
Der 50-jährige gebürtige Niedersachse war lange Zeit untergetaucht. Er muss sich vor dem Wiener Landesgericht für Strafsachen wegen mutmaßlicher Schädigung österreichischer Bürger durch eine Internet-Lotterie verantworten: Sie sollen nach Mitteilung der Wiener Justizbehörde zum Teil um Schillingbeträge in Millionenhöhe gebracht worden sein. In Frankfurt/Main, wo die Staatsanwaltschaft bereits von 1992 bis 1996 mit nationalem Haftbefehl vergeblich nach Scharmann fahndete, hat er noch eine sechseinhalbmonatige Reststrafe zu verbüßen.
Scharmann gilt als Urheber einer umstrittenen Europa-Lotterie, die inzwischen weltweit (auch im Internet) von mehreren hundert Firmen, oft betrügerischen Trittbrettfahrern, nachgeahmt wird. In Deutschland war er in den 90er Jahren wegen dubioser Lotto-Aktien in die Schlagzeilen geraten. Durch die vermeintlichen Wertpapiere mit - laut Prospekt - "überdurchschnittlich hoher Rendite" sollen zahlreiche Menschen ihr Geld bei der "1. privaten europäischen Lotteriegesellschaft" verloren haben. Die damals in Berlin ansässige Vertriebsfirma "EEC" (European Enterprises Consultants C.V.) hatte Interessenten schriftlich versichert, "dass es derzeit auf dem europäischen Kapitalmarkt keine bessere Kapitalanlage gibt".
Besorgt durch die Zunahme der grauen Konkurrenz auf dem deutschen Markt zeigt sich auch der Deutsche Lottoblock, der mit wöchentlich 16 Millionen Spielaufträgen 15 Milliarden Mark Jahresumsatz verbucht. Der Sprecher der 16 Lottogesellschaften der Bundesländer, Dr. Gert W. Bussenius (Bremen), will mit juristischen Abmahnungen verstärkt gegen Firmen vorgehen, "die mit dem Anhängen an den Begriff Lotto versuchen, das Vertrauen, das wir genießen, für sich selbst in Anspruch zu nehmen und damit ihr Geschäft zu machen". Nach Informationen von "Kennzeichen D" wird allein in der Bundesrepublik mit 850 Einstweiligen Verfügungen des Deutschen Lottoblocks gegen kommerzielle Anbieter gerechnet.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an "Kennzeichen D": Telefon: 030 / 2099-1302 / -1303 und Telefax: 030 / 2099-1305 / -1306.
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