ZDF Pressemitteilung
ZDF-Magazin "Kennzeichen D" am Mittwoch, 31. Januar 2001, 22.15 Uhr: Scharfe Kritik an EU-Katastrophenhilfe
Mainz (ots)
Große Hilfsorganisationen haben die schleppende Verteilung von Hilfsgeldern durch die EU-Kommission scharf kritisiert. In einem internen Papier der Welthungerhilfe, das dem ZDF-Magazin "Kennzeichen D" vorliegt, heißt es: "In der Mitfinanzierung von Maßnahmen durch die Europäische Union haben sich nach Antritt der neuen Kommission keine Verbesserungen ergeben. In der Summe haben die Umstrukturierungen (...) zu einer dramatischen Verschlechterung in der Projektzusammenarbeit (...) geführt".
Auch die Hilfsorganisation "Brot für die Welt" griff im ZDF die Brüsseler Behörde an: "Wir sind (...) frustriert über Anträge, die wir an die EU geschickt haben, die aber entweder überhaupt nicht bearbeitet wurden oder nach sehr langer Zeit", sagte Klaus Rieth von "Brot für die Welt". Seine Organisation verzichte deswegen zunehmend auf die Brüsseler Gelder .
Seit rund zwei Jahren stehen noch 23 Milliarden Euro an EU-Geldern aus, die für konkrete Hilfsprojekte zugesagt wurden, aber in den entsprechenden Gebieten bis heute nicht angekommen sind.
Schwierigkeiten gibt es auch im Bereich der Soforthilfe. Besonders für Transport und Einlagerung von Nahrungsmitteln würden nicht schnell genug Hilfsgelder zur Verfügung stehen: "Das sind Abläufe, die nicht aufeinander abgestimmt sind und die im Ergebnis dazu führen, dass wir immer wieder mit eigenem Spendengeld einspringen und die schlimmsten Konsequenzen ausbügeln müssen", sagte Volker Haussmann, Generalsekretär der Welthungerhilfe.
Ludger Volmer, Staatsminister im Auswärtigen Amt, forderte im ZDF einen schnellen Abbau der Rücklagen. Man könne nicht warten, bis die neugegründete Behörde Europe-Aid funktionsfähig sei: "Mein Vorschlag ist der, dass die EU auf der einen Seite Europe-Aid weiter aufbaut. Bis diese aber wirklich funktioniert, sollte die EU die Gelder an die nationalen Organisationen geben, die mit der Durchführung von Projekten große Erfahrung gesammelt haben".
Gunnar Wiegant, Sprecher des EU-Kommissars für Außenbeziehungen, räumte gegenüber "Kennzeichen D" Fehler bei der Bearbeitung ein: "Es ist ein Zuviel an Vorschriften, ein Zuviel an Überwachungsmechanismen, die darüber hinaus sich zu sehr auf einzelne Projekte konzentriert haben (...) als auf die strategische Ausrichtung."
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