Mainzer Stadtschreiber 2013 Peter Stamm in Amt eingeführt
ZDF-Programmdirektor Dr. Norbert Himmler: Ein Autor, der hohe Auflagenzahlen erreicht und auch die Kritiker zum Schwärmen bringt (BILD)
Mainz (ots)
Der Schweizer Peter Stamm ist am Freitag, 22. Februar 2013, als diesjähriger Träger des Mainzer Stadtschreiber-Literaturpreises feierlich in sein Amt eingeführt worden. ZDF-Programmdirektor Dr. Norbert Himmler, der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling und die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse begrüßten Stamm im Rathaus als 29. Mainzer Stadtschreiber. Der 1963 in Scherzingen/Kanton Thurgau geborene Autor wird wie seine Vorgänger Monika Maron, Josef Haslinger, Ingo Schulze oder Kathrin Röggla gemeinsam mit dem ZDF eine Dokumentation nach freier Themenwahl produzieren und die Stadtschreiberwohnung im Mainzer Gutenberg-Museum beziehen. Der mit 12 500 Euro dotierte Literaturpreis wird seit 1984 jedes Jahr von ZDF, 3sat und der Stadt Mainz vergeben.
ZDF-Programmdirektor Dr. Norbert Himmler würdigte den 50-jährigen Preisträger als einen der wenigen deutschsprachigen Autoren, die nicht nur hohe Auflagenzahlen erreichten, sondern auch die Kritiker zum Schwärmen brächten. Norbert Himmler weiter: "Stamms Texte, so stellt es die Mehrheit seiner Kritiker fest, zeichnen sich durch ebenso einfache, wie melodiöse und präzise Sätze aus. Eine große Kunst: kein Wort zu viel, aber auch kein Wort zu wenig. Stamm ist ein Meister der Ökonomie."
Die Laudatio auf Peter Stamm hielt die Schriftstellerin Judith Kuckart: "Es sind nicht die schönen sentenzhaften Sätze, die man sich beim Lesen von Peter Stamms Büchern anstreicht. Nein, es sind nicht die Perlen der Formulierung, die man markiert, damit man sie nicht verliere beim Weiterlesen. Peter Stamm zu lesen ist eher wie das Schauen eines Films. Wenn der Film gut war, erinnert man sich an das Gefühl, das man beim Schauen gehabt hat."
Wie kaum ein anderer Autor seiner Generation findet Stamm präzise und suggestive Bilder für die unendlichen Möglichkeiten und Unmöglichkeiten von Liebesbeziehungen, von Kälte und Anziehung, von Distanz und Nähe. Stamms Markenzeichen ist sein kunstvoll knapp und schmucklos gehaltener Stil. Stil, das sei doch nur ein Kleid, sagte Stamm einmal, aber Literatur müsse Haut zeigen.
Bereits mit seinem Debütroman "Agnes", einer verwickelten Liebesgeschichte zwischen einem Autor und einer Physikstudentin, konnte Stamm 1998 einen großen Erfolg bei Kritik und Lesern gleichermaßen feiern. Die Feuilletons feierten das Buch als Parabel über die Macht der Literatur, der Phantasie. 1999 setzt Stamm mit dem hochgelobten Erzählungsband "Blitzeis" seine literarischen Erforschungen über die Unmöglichkeit von Beziehungen fort und findet bei Marcel Reich-Ranicki und seinen Mitstreitern im "Literarischen Quartett" des ZDF dafür hohe Anerkennung. Es folgt der nördlich des Polarkreises spielende Roman "Ungefähre Landschaft" (2001), der Roman "An einem Tag wie diesem" (2006) über eine tödliche Krankheit, die Dreiecksgeschichte "Sieben Jahre" (2009), sowie die eindrücklichen Erzählungssammlungen "Wir fliegen" (2008) und "Seerücken" (2011).
Peter Stamm, der auch als Dramatiker und Hörspielautor arbeitete und jahrelang als Journalist für die "Neue Zürcher Zeitung", die "Weltwoche" oder für die satirische Zeitschrift "Nebelspalter" wirkte, ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Rauriser Literaturpreis (1999), dem Rheingau Literaturpreis (2000), dem Preis der Stadt Zürich (2003), dem Kulturpreis der Stadt Winterthur (2003) sowie dem Bodensee-Literaturpreis (2012). 2013 erhält er nun den Mainzer Stadtschreiber-Literaturpreis. Außerdem wurde Stamm für den Man Booker International Prize nominiert.
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