ZDF-Pressemitteilung
ZDF-dokumentation "Krieg im Kopf"
Ulrike Baur über traumatisierte Soldaten auf dem Balkan
Mainz (ots)
Seit Dienstag dieser Woche steht der jugoslawische Ex-Präsident Slobodan Milosevic in Den Haag vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal. Die Veteranen der Balkankriege stehen nicht im Rampenlicht, aber viele von ihnen leiden unter den Folgen der grausamen Kämpfe.
In der ZDF-dokumentation "Krieg im Kopf" am Sonntag, 17. Februar 2002, 23.10 Uhr, setzt sich Autorin Ulrike Baur mit einem Phänomen auseinander, dessen man sich auf dem Balkan erst jetzt langsam gewahr wird: PTSD - Posttraumatic Stress Disorder. So nennen weltweit Ärzte die Leiden derer, die mit ihren Kriegserlebnissen nicht fertig werden. Und die Betroffenen stoßen längst nicht immer auf das Verständnis ihrer Umwelt. "Die Soldaten waren doch Helden, die für die Unabhängigkeit gekämpft haben. Wie sollten die Politiker, die Gesellschaft da zugeben, dass viele Veteranen heute unter dem so genannten Vietnamsyndrom leiden", so der Psychiater Herman Vukusic, der im Zagreber "Rebro"-Krankenhaus mehrere Veteranengruppen betreut.
Im Park neben der Klinik trifft die Autorin auf Goran. Er ist wie immer allein. Der tablettensüchtige Kettenraucher ist ein ehemaliger kroatischer Scharfschütze, den die Bilder nicht loslassen von Soldaten der anderen, der serbischen Seite, die er "ausgelöscht" hat. Heute lebt er in einer Absteige an den Bahngleisen. Er ist arbeitsunfähig, nicht belastbar, ausgemustert. Zvonko, der in einer Waldhütte seine Kriegserinnerungen hortet, fühlt sich abgeschoben und vermisst die "verschworene Gemeinschaft". "Damals im Krieg hatte ich das Gefühl, zu etwas nutze zu sein", sagt er, dem eine Granate Unterschenkel und Knie zertrümmert hat.
Auch ihre einstigen Kriegsgegner sind verbittert. Selbst nach Milosevics Sturz sind nur wenige serbische Veteranen bereit, vor der Kamera offen über ihr Kriegstrauma und ihre politischen Irrtümer zu reden - wie zum Beispiel Srba, der im Herbst 1991 mit einer Spezialeinheit monatelang die kroatische Grenzstadt Vukovar belagert hatte. "Ich wollte Jugoslawien erhalten", sagt er heute. Erst als Vukovar fiel, sei ihm klar geworden, dass es um etwas ganz anderes ging. Dass er seitdem in der serbischen Opposition für den Sturz Milosevics gekämpft habe, habe ihn davor gerettet, in Depressionen zu versinken.
Aber Ulrike Baur trifft auch Unbelehrbahre wie Combe, Vorsitzender des Veteranenvereins in der Kleinstadt Stara Pazova, der sagt: "Für die Serben würde ich immer wieder in den Krieg ziehen, überall auf der Welt, Tag und Nacht", oder schwerst verwundete bosnische Serben in einem Provinzkrankenhaus, für die Karadzic, Mladic oder Milosevic immer noch Helden sind.
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