ZDF-Programmhinweis
Donnerstag, 13. Februar 2003, 21.15 Uhr
auslandsjournal mit Dietmar Ossenberg
Mainz (ots)
Thema u.a.: Mord in Moskau - Eine Stadt zittert vor der Mafia Blaulicht an, und dann muss alles ganz schnell gehen. Wenn die russische Miliz ausrückt, geht es um Sekunden. Doch die Beamten kommen wieder einmal zu spät. Wieder ein Mord, wieder Blut. Im Schlepptau der Moskauer Elitepolizisten: Denis Jakowlew, Polizeireporter, Moderator und Enthüllungsjournalist des russischen Fernsehsenders "Rossija". Seine Waffe: die Kamera. Dass Publikum liebt, die Mafia hasst ihn. In Moskau eine gefährliche Kombination.
Denis Jakowlew hat einen riskanten Beruf gewählt, die Zahl der ermordeten Journalisten in Russland ist groß. Doch Jakowlew steht auf der Abschussliste der Moskowiter Mafiosi sogar ganz oben. Drei Mal täglich moderiert er das Magazin "Deschurnaja Tschastj", zu deutsch: Diensthabende Abteilung. Aufsehen erregende Morde, Korruption, Waffen- und Drogenhandel sind Themen seiner investigativen Reportagen. Dem Sender bringt er damit hohe Einschaltquoten, der Mafia ist er ein Dorn im Auge. "Drohanrufe erhalten wir jeden Tag", erklärt Jakowlew. "Denen gefällt natürlich nicht, was wir hier tun. Es ist nicht ganz ungefährlich."
Das organisierte Verbrechen in Moskau, genauso wie überall in der Welt, ist an Publicity nicht sonderlich interessiert. Hinzu kommt, dass es oft Informationen Jakowlews sind, die die Polizei überhaupt erst auf die richtige Spur führen. Die Zusammenarbeit zwischen Journalisten und Polizisten verläuft im Falle Jakowlews einwandfrei. In den Autos der Miliz rücken er und sein Kameramann mit aus, drehen an den Tatorten, können das Geschehene direkt kommentieren. An Arbeit mangelt es Jakowlew dabei nicht.
Vor allem die Zahl der von der Mafia in Auftrag gegebenen Morde nimmt deutlich zu. Nur in Kolumbien und El Salvador ist die Gefahr eines gewaltsamen Todes zu sterben noch größer als in Russland. Nach Angaben des russischen Innenministeriums kamen im Jahr 2001 24,2 Morde auf 100 000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland waren es im selben Jahr 3,4 Fälle. Ein trauriger Rekord für Putins junge Demokratie. Die ersten Zahlen aus 2003 bleiben erschreckend: Allein im Januar wurden 2700 Morde und versuchte Morde gezählt. Tendenz steigend. Besonders Moskau ist Brandherd der "Manifestation brutaler Macht" der Mafia. Morde würden in der Millionenstadt ohne Jakowlews Berichte von der Öffentlichkeit wahrscheinlich gleichgültig hingenommen - sie geschehen einfach zu oft. Zur Wut der Menschen kommt die Angst: Angst vor Terror, Angst vor der Mafia, Angst vor Kriminellen. Kein Wunder, dass Präsident Putin verspricht, mit harter Hand gegen das organisierte Verbrechen vorzugehen. Doch schon zu oft musste sich der Staat Kollaboration mit den Verbrechern vorwerfen lassen. Die Menschen glauben nicht mehr an bloße Willensbekundungen. Für Denis Jakowlew ist jeder Tag ein guter Tag, an dem durch seine Hilfe ein Schlag gegen die kriminellen Strukturen in Moskau gelingt und ein Mord vielleicht verhindert werden konnte. Trotz aller Gefahr liebt er seinen Beruf: "Wenn du den Wolf fürchtest, darfst du nicht in den Wald gehen."
ZDF-Korrespondent Dietmar Schumann hat Denis Jakowlew bei seinen Einsätzen mit der Kamera begleitet und berichtet vom alltäglichen Kampf Publizist gegen Paten.
Weitere Themen: Alltag der Angst - Leben im Land des irakischen Tyrannen Kampf in der Karibik - US-Armee probt die Schlacht gegen Saddam
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