ZDF-Programmhinweis
Sonntag, 8. Juni 2003, 23.20 Uhr
Saddams Geheimnisse
Ulrich Tilgner auf Spurensuche in Bagdad
Mainz (ots)
"Die Kommandeure haben nicht gekämpft, sondern ihre Einheiten verlassen. Sie fürchteten den Einsatz taktischer Atomwaffen durch US-Truppen, wenn Irak - wie angeordnet - chemische Waffen einsetzen würde." Das berichtet Hassem Al Kharki in einem Interview mit Ulrich Tilgner. Der Unteroffizier bei den Republikanischen Garden gehörte zu den Spezialtruppen, die Saddam Hussein bis zuletzt schützten. Es war wohl auch die Angst vor einem Giftgaseinsatz der eigenen Truppen, die die Gegenwehr zusammenbrechen ließ.
Mit Hassem Al Kharki und anderen begibt sich Ulrich Tilgner auf die letzten Spuren von Saddam Hussein. In seinem Film weist er nicht nur nach, wo sich Saddam während des Krieges aufhielt, sondern auch, dass er bei dem Angriff vom 27. März verwundet wurde.
Die erste Spur führt in das Palastgebiet von Radwaniyeh in der Nähe des Flughafens von Bagdad, wo sich Saddam die meiste Zeit während des Krieges aufhielt. Auf dem 40 Quadratkilometer großen Gebiet wechselte Saddam Hussein während des Krieges ständig seinen Aufenthaltsort. Für Außenstehende war der gesamte Bereich abgeriegelt. Ulrich Tilgner, der monatelang vor und während des Krieges für das ZDF aus Bagdad berichtete, konnte erstmals mit Bauern sprechen, die im Musterdorf Al Makassib leben. Das Dorf mit seinen 700 Familien, mitten im Palastgebiet, wurde regelmäßig vom Diktator besucht, zuletzt Anfang April. Aber auch dieses Dorf wurde vom Terror nicht verschont. 1994 musste der Bürgermeister das Dorf verlassen, weil zwei seiner Söhne in einem Graben auf dem Palastgelände gefischt hatten. "Sie wurden hingerichtet und uns nach drei Jahren in Särgen zurück geschickt", erzählt Ismail Hassan Aswad.
In seinem Film zeigt Ulrich Tilgner auch, dass sich Bagdad nur langsam von den Kriegsfolgen erholt. Viele der alten Straßen im Bazar von Bagdad sind heute verwaist. Dagegen herrscht Hochkonjunktur beim Handel mit Satellitenschüsseln und Telefonen. Fliegende Händler allerorten, ein verändertes Bagdad.
Für das Brüderpaar Saad Ibrahim Al Quaisi hat der Krieg jedoch eine Art Wiedergeburt gebracht. 23 Jahre mussten sie sich im Dachgeschoss ihres Elternhauses verstecken, um nicht wie der Vater und zwei Geschwister hingerichtet zu werden. Beim Gang durch die Innenstadt resümieren sie: "Amerika hat uns die Freiheit gebracht, dafür müssen wir mit Öl bezahlen."
Hinweis für Redaktionen: Für weitere Informationen und Interviews steht Ihnen Ulrich Tilgner am Freitag, 6. Juni 2003, gern zur Verfügung, Telefon: 06131/702998.
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