"ZDFzoom" über Betrug in der häuslichen Krankenpflege
Mainz (ots)
In der häuslichen Krankenpflege setzen viele Firmen unqualifiziertes Personal ein, rechnen aber Fachkräfte ab. Zwei Intensivpfleger im ambulanten Dienst berichten anonym von Pflegekräften, die 60 Stunden in der Woche arbeiten und Beatmungsmaschinen bedienen, obwohl sie dafür nicht ausgebildet sind. "Betrug am Krankenbett - Was läuft schief in der häuslichen Pflege?" ist am Mittwoch, 7. Oktober 2020, 22.45 Uhr, das Thema bei "ZDFzoom". Der Film von Kristin Siebert steht ab Mittwoch, 7. Oktober 2020, 18.00 Uhr, in der ZDFmediathek bereit.
Um die guten Pflegedienste von Betrügern zu unterscheiden, beschäftigen die mehr als einhundert Krankenkassen in Deutschland eigene Detektive. Bei der Kaufmännischen Krankenkasse in Hannover arbeitet beispielsweise eine zwölfköpfige Abteilung zur Bekämpfung von Fehlverhalten. Deren Leiterin, Kriminologin Dina Michels, sagt: "Es ist ein trauriger Klassiker, ungeschultes Personal einzusetzen. Es kommt oft vor, dass Pflegekräfte nicht richtig eingewiesen werden und die deutsche Sprache kaum beherrschen."
"ZDFzoom" berichtet über die Methoden krimineller Pflegedienste und zeigt, was schiefläuft und welche Lücken das System hat. In vielen Ländern Europas gibt es für Pflegebedürftige feste Ansprechpartner, studiertes Fachpflegepersonal, die Intensivpatienten in der häuslichen Pflege entlang der gesamten Versorgungskette begleiten. Professor Dr. Michael Ewers hat sich in einer Studie an der Berliner Charité mit den vermeintlichen Missständen in der häuslichen Pflege beschäftigt. Er kritisiert, dass es in Deutschland solche festen Ansprechpartner nicht gebe. Alle, die in der häuslichen Krankenpflege tätig seien, müssten sich in einer Behörde registrieren lassen, fordert er, um sicherzustellen, dass sie ausreichend qualifiziert seien und sich auch regelmäßig fortbilden lassen.
Selten gelingt es den Staatsanwaltschaften, gegen betrügerische Pflegeunternehmen vorzugehen. In Berlin konnte jetzt eine Unternehmerin nach langen Ermittlungen festgenommen und verurteilt werden. Sie hatte unter anderem nicht ausgebildetes Personal eingesetzt, berichtet Ina Kinder von der Berliner Staatsanwaltschaft. Häusliche Intensivpflege, beispielsweise an Beatmungspatienten, koste viel Geld, bis zu 25.000 Euro im Monat, sagt die Staatsanwältin: "Und wenn man dann die Pflegekräfte mit einem Kleingeld abspeist, ist das natürlich ein großer Gewinn." In einem Fall hätte die Unternehmerin sogar eine Frau als Pflegerin eingestellt, die taub war.
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