ZDF-Magazin "Frontal 21": Rechtsextreme bewaffnen sich mit Gewehren, Pistolen und Munition vom Balkan
Mainz (ots)
Die Staatsanwaltschaft München beschuldigt einen 47-Jährigen, für Rechtsextreme in Deutschland illegal Waffen aus Kroatien beschafft zu haben. "Bei unserem Haupttäter und bei vielen Abnehmern hat man Waffen gefunden, darunter zwei halbautomatische Kurzwaffen, eine sogenannte Pumpgun und 200 Schuss Munition", sagte Klaus Ruhland von der Generalstaatsanwaltschaft München. Nach Recherchen des ZDF-Magazins "Frontal 21" handelt es sich bei dem mutmaßlichen Waffenhändler um Alexander R., der nach eigenen Angaben AfD-Mitglied und zuvor jahrelang in der NPD aktiv war. "Frontal 21" berichtet am heutigen Dienstag, 8. Dezember 2020, 21.00 Uhr im ZDF.
Belastet wird Alexander R. neben den Waffenfunden durch ein Geständnis eines Mittelsmannes, der gegenüber kroatischen Behörden die Waffendeals mit dem Deutschen gestanden hatte. Demnach habe R. erklärt, die Waffen seien "für die AfD, eine rechte Partei" bestimmt. Im Geständnis heißt es, R. habe Interesse an "automatischen Waffen, Kurzwaffen, Pumps, Skorpione und Kalaschnikows". Der Beschuldigte kümmerte sich 2009 in der von der NPD getragenen "Bürgerinitiative Ausländerstopp" um die Pressearbeit. Später trat Alexander R. in die AfD ein. Fotos zeigen ihn im Juni 2016 in Deggendorf bei einem Auftritt des Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke. Der AfD-Kreisverband Münchner Land versicherte, dass "niemals jemand illegal Waffen angeboten bzw. gekauft" habe.
Im Juli 2020 hatte die Generalstaatsanwaltschaft München bundesweit Wohnungen durchsuchen lassen. Dabei fanden die Ermittler Waffen bei mutmaßlichen Tätern aus "dem rechtsextremen Spektrum" und "teilweise dem Reichsbürgertum". Alexander R. wurde inzwischen aufgrund eines internationalen Haftbefehls von Kroatien nach Deutschland überstellt. Auf Anfrage von "Frontal 21" bestreitet sein Anwalt die Vorwürfe. Alexander R. habe weder illegal Waffen besessen noch damit gehandelt. Die seinen Mandaten belastende Aussagen seien falsch. Außerdem sei R. inzwischen aus der rechtsextremen Szene ausgestiegen, sagte sein Anwalt.
Auslöser der Ermittlungen war ein Amtshilfeersuchen der kroatischen Behörden. Im März 2018 flog in dem Balkanstaat eine Lieferung mit illegalen Waffen für Empfänger in Deutschland auf. Über Monate hatten kroatische Fahnder Waffenschieber überwacht und deren Kommunikation entschlüsselt. Bei Razzien stießen sie auf zahlreiche automatische Gewehre, Munition, Handgranaten und einen Raketenwerfer.
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