ZDF-Politbarometer Extra zur Bürgerschaftswahl im Land Bremen
Große Koalition in Bremen mit weniger Zustimmung als 2003
Böhrnsen deutlich vor Röwekamp
Mainz (ots)
Gut eine Woche vor der Bürgerschaftswahl im Land Bremen sind sich viele Wähler ihrer Entscheidung noch sehr unsicher. So wissen 54 Prozent aller Wahlberechtigten noch nicht, ob und wen sie wählen wollen. Die Ursachen dafür liegen in der seit Jahren zurückgehenden Bindung großer Teile der Wählerschaften an einzelne Parteien, gleichzeitig erscheinen die Parteien den Wählern immer weniger unterscheidbar. Dadurch fallen die Wahlentscheidungen zu einem immer späteren Zeitpunkt. Verstärkt werden diese Tendenzen durch die großen Koalitionen in Berlin und Bremen, die eine Polarisierung zwischen den beiden Volksparteien CDU und SPD weitgehend verhindern, und die Mobilisierung dieser Wählerschichten für die Parteien viel schwieriger machen.
Die folgende Projektion gibt daher lediglich ein Stimmungsbild für die Parteien gut eine Woche vor der Wahl wieder und stellt keine Prognose für den Wahlausgang am 13. Mai 2007 dar. Zurzeit erhielte die SPD 40 Prozent, die CDU 28 Prozent, die Grünen 14 Prozent, die FDP 6 Prozent, die DVU 4 Prozent, die Linke.PDS 4,5 Prozent und die Sonstigen zusammen 3,5 Prozent. (Wahlergebnis 2003: SPD 42,3 Prozent, CDU 29,8 Prozent, Grüne 12,8 Prozent, FDP 4,2 Prozent, DVU 2,3 Prozent, PDS 1,7 Prozent, Sonstige 6,9 Prozent).
Damit würde zur Zeit, ähnlich wie vor vier Jahren, sowohl eine große Koalition als auch eine rot-grüne Koalition über eine parlamentarische Mehrheit verfügen. Für das Abschneiden der kleineren Parteien muss berücksichtigt werden, dass wegen der beiden getrennten Wahlgebiete Bremen und Bremerhaven und der jeweils dort separat geltenden 5-Prozent-Klausel es durchaus möglich sein kann, dass eine Partei in einem der Wahlbereiche Mandate erringen kann, auch wenn sie landesweit unter 5 Prozent bleibt.
Die erkennbar hohe Unsicherheit der Wähler hat auch mit der weiter zurückgegangenen Unterstützung der großen Koalition im Land Bremen zu tun, die jetzt seit zwölf Jahren dort an der Regierung ist. Allerdings sehen die meisten Wähler dazu keine Alternative. So sagen jetzt 47 Prozent, dass sie eine große Koalition gut fänden, 35 Prozent fänden sie schlecht und 15 Prozent wäre es egal. Eine ebenfalls mögliche Koalition aus SPD und Grünen fänden nur 36 Prozent gut, 42 Prozent fänden sie schlecht und 19 Prozent wäre das egal. Vor vier Jahren fanden eine große Koalition noch 57 Prozent gut und Rot-Grün fand bei 35 Prozent Unterstützung.
Die Kompetenzbeurteilung fällt für SPD und CDU uneinheitlich aus. So wird der CDU bei den beiden wichtigsten Themenbereichen Arbeitslosigkeit (SPD 24 Prozent; CDU 28 Prozent, keine Partei 23 Prozent, weiß nicht 18 Prozent) und Finanzen (SPD 21 Prozent, CDU 31 Prozent, keine Partei 23 Prozent, weiß nicht 17 Prozent) etwas mehr zugetraut als der SPD. Bei den Themen Schulpolitik (SPD 32 Prozent, CDU 20 Prozent, keine Partei 12 Prozent, weiß nicht 23 Prozent) und Familienpolitik (SPD 33 Prozent, CDU 17 Prozent, keine Partei 9 Prozent, weiß nicht 22 Prozent) hingegen hat die SPD die Nase vorn.
Sehr deutlich liegt der SPD-Spitzenkandidat Jens Böhrnsen vor dem CDU-Spitzenkandidaten Thomas Röwekamp, wenn es um die Frage geht, wen die Befragten lieber als Bürgermeister im Land Bremen hätten. Hier sprechen sich 54 Prozent für Böhrnsen und nur 20 Prozent für Röwekamp aus, 7 Prozent wollen weder den einen noch den anderen und 18 Prozent können oder wollen die Frage nicht beantworten.
Die Umfragen zu diesem Politbarometer Extra Bremen wurden von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 30. April. bis 3. Mai 2007 unter 1036 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung im Land Bremen. Die Fehlertoleranz beträgt bei den großen Parteien 3,0 Prozentpunkte, bei den kleineren rund 1,6 Prozentpunkte.
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