Fromme: Der Fortgang der Geschichte wäre auch ohne die Vertreibung denkbar gewesen
Berlin (ots)
Zu der Kritik an dem von der Koalition beschlossenen "sichtbaren Zeichen" für die Opfer der Vertreibung und anlässlich der Diskussionen im Zusammenhang mit dem Besuch des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk erklärt der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jochen-Konrad Fromme MdB:
Der Koordinatorin der Bundesregierung für die deutsch-polnischen Beziehungen, Prof. Dr. Gesine Schwan, ist zu widersprechen, wenn sie im Zusammenhang mit dem Besuch des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk mit Kritik am BdV und seiner Präsidentin an die Öffentlichkeit tritt, es sei immer wieder versäumt worden, "den Nationalsozialismus als die Ursache für die Vertreibungen zu benennen.". Dies ist in mehrerer Hinsicht unzutreffend, zum einen, was das Wirken der kritisierten Organisation betrifft. Zum anderen muss Frau Schwan aber auch im Hinblick auf die historischen Bezüge widersprochen werden.
In unzähligen Reden, vor allem immer wieder auf den zentralen Veranstaltungen zum "Tag der Heimat", hat die BdV-Präsidentin Erika Steinbach immer wieder auf den Zusammenhang zwischen den nationalsozialistischen Gräueltaten und dem späteren Vertreibungsunrecht hingewiesen. Etwas anderes zu behaupten, würde bedeuten, die Realität bewusst nicht zur Kenntnis zu nehmen.
In aller Deutlichkeit widersprochen werden muss allerdings auch dem Versuch, die Geschichte dahingehend umzudeuten, die Vertreibung der Deutschen am Ende des Zweiten Weltkrieges als zwangsläufige Folge der Untaten des nationalsozialistischen Deutschland zu sehen.
Die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten am Ende des Zweiten Weltkrieges ist natürlich unter dem Eindruck des von Deutschland ausgegangenen Unrechts geschehen. Das war aber nicht die alleinige Ursache. Es gibt hier noch weitere Entscheidungsebenen, die nicht vergessen werden dürfen.
Der Vertreibung gingen Entscheidungen, sowohl auf den nationalen Ebenen der Staaten, aus denen die Deutschen vertrieben wurden, als auch auf internationalen Konferenzen voraus, die die Vertreibungen legitimierten.
So war es Teil von Stalins Strategie in Bezug auf den Westen, durch die Vertreibung von Millionen Menschen aus dem Osten, diesen zu destabilisieren. Es gibt also mehrere nicht wegdenkbare Ursachen für die Vertreibung.
Der Zweite Weltkrieg und das nationalsozialistische Unrechtsregime haben nicht zwangsläufig zur Vertreibung der Deutschen geführt, oder anders gesprochen: Der Fortgang der Geschichte wäre auch ohne die Vertreibung denkbar gewesen.
Es ist gut und richtig, dass die Große Koalition sich auf die Schaffung eines "sichtbaren Zeichens" für die Opfer der Vertreibung geeinigt hat. Die Vertreibung der Deutschen, wie auch die Vertreibung anderer Völker in Europa im 20. Jahrhundert soll in ihren Ursachen und Folgen dargestellt werden, damit Vertreibungen in Gegenwart und Zukunft dauerhaft geächtet werden.
Der sehr reduzierte Blick auf die Geschichte in Bezug auf die Vertreibung der Deutschen macht deutlich, wie notwendig die Aufarbeitung dieses Kapitels noch ist.
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