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Böhmer: Ausbildungsplatzabgabe ist das Problem und nicht die Lösung

Berlin (ots)

Zum Treffen von SPD-Parteichef Franz Müntefering
mit Unternehmen und Gewerkschaften erklärt die stellvertretende
Vorsitzende der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, Prof. Dr. Maria Böhmer
MdB:
Franz Müntefering muss endlich ein Einsehen haben: Mit der
Ausbildungsplatzabgabe lösen wir das Problem fehlender
Ausbildungsplätze nicht. Die derzeitige Debatte zeigt immer
deutlicher, woran es tatsächlich hakt: fehlendes Wirtschaftswachstum
und mangelnde Ausbildungsfähigkeit der jungen Menschen.
Der jetzt vorgelegte Gesetzentwurf bedeutet die Verstaatlichung
der beruflichen Bildung; er führt zu massiven Fehlsteuerungen auf dem
Ausbildungsmarkt. So werden im Bereich des Handels auch
Großunternehmen Millionenbeträge aus der Abgabe erhalten. Die kleinen
und mittleren werden oft das Nachsehen haben. Zum Teil wird die
Umverteilung innerhalb von Konzernen organisiert werden müssen.
Firmen, die bereit sind, auch für die überbetriebliche Ausbildung
Stellen zur Verfügung zu stellen, werden dies in Zukunft nicht mehr
tun. Drastische Nachteile drohen den Kommunen.
Die Befürworter der Abgabe, an ihrer Spitze Franz Müntefering,
haben sich unauflöslich in ihre eigene Ideologie verstrickt. Stets
glauben sie an die Möglichkeit staatlicher Umverteilung von Arbeit,
und immer hat sich dieser Glaube als falsch erwiesen.
Besonders ärgerlich für viele ausbildende Unternehmen ist, dass
die Gewerkschaften den mahnenden Zeigefinger heben, obwohl sie selbst
in ihrer eigenen Organisation meilenweit vom Ziel eines 7%-
Auszubildendenanteils entfernt sind und sich teilweise unter 1%
bewegen.
Mit einer Zwangsabgabe kommen wir den Problemen des
Ausbildungsmarktes nicht bei. Wer nicht ausbilden kann, würde mit der
„Lehrlings-Steuer“ weiter belastet und die Wettbewerbsfähigkeit
weiter eingeschränkt. Viele Unternehmen haben bereits angekündigt,
Auszubildende einzustellen und dafür Vollzeitarbeitsplätze zu
streichen.
In der Diskussion kommt immer noch der wesentliche Aspekt zu kurz:
Es mangelt vielen Jugendlichen an den Grundvoraussetzungen für eine
erfolgreiche betriebliche Ausbildung. Viele beherrschen noch nicht
einmal ansatzweise Rechtschreibung und Grundrechenarten. Defizite
gibt es auch im Sozialverhalten. Ordnung, Disziplin, Fleiß,
Pünktlichkeit, Respekt gegenüber den Vorgesetzten – das sind für
viele Bewerber unbekannte Kategorien. Das Versäumnis liegt im
Elternhaus und in der Schule.
Die Erziehungskompetenz im Elternhaus muss gestärkt werden. Wir
brauchen eine Qualitätssteigerung an unseren Schulen, besonders an
den Haupt- und Realschulen. Damit wäre den Betrieben mehr geholfen
als mit einer Zwangsabgabe, die sie in der derzeit bereits
angespannten wirtschaftlichen Situation noch einmal mehr belastet.
Was sie brauchen sind engagierte, interessierte und fleißige junge
Menschen, die die Grundfertigkeiten beherrschen. Dafür müssen wir mit
der Ausbildung in unseren Schulen sorgen.
ots-Originaltext: CDU/CSU - Bundestagsfraktion
Digitale Pressemappe:
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