WDR WESTPOL: Gewalt gegen Flüchtlinge war privaten Betreibern bekannt - Sicherheitsfirmen erheben schwere Vorwürfe gegen "European Homecare"
Düsseldorf (ots)
Der private Betreiber von Flüchtlingsheimen, die European Homecare GmbH, wusste von Gewalt gegenüber Flüchtlingen in den von ihm betriebenen Einrichtungen. Das sagen Mitarbeiter verschiedener Sicherheitsfirmen, mit denen das WDR-Magazin WESTPOL gesprochen hat.
Gewalttätige Übergriffe gegenüber Flüchtlingen, die sich nicht an die Anweisungen des Personals hielten, seien mit Wissen und teilweise auf Veranlassung von European Homecare erfolgt. "Wir haben auch schon mal zugeschlagen", berichtet ein Wachmann gegenüber WESTPOL. "Das aber nur, um uns zu wehren. Mit dem Wissen von European Homecare."
WESTPOL hatte bereits in der vergangenen Woche auf die Missstände in mehreren Flüchtlingsheimen hingewiesen, die im Auftrag der Bezirksregierung Arnsberg von European Homecare betrieben werden. Das Personal von European Homecare sei "total unqualifiziert", lautet ein Vorwurf. Mitarbeiter der Sicherheitsfirmen würden betreuerische Aufgaben übernehmen, European Homecare würde auch Sicherheitspersonal abwerben und als Betreuer einsetzen. Außerdem wisse European Homecare nicht nur von den Sanktionen, mit denen Flüchtlinge bestraft würden, wenn sie gegen Regeln verstießen. Das Unternehmen würde dafür sogar Anweisungen geben: So seien im Essener Optipark Flüchtlinge aus ihren Zimmern als Bestrafung ausgesperrt worden. WESTPOL konfrontierte European Homecare mit den Vorwürfen. Das Unternehmen sah sich bis heute aber "nicht in der Lage, dazu Stellung zu nehmen".
Der Geschäftsführer von Pro Asyl, Günter Burkhardt, kritisiert die politische Diskussion um Qualität in Flüchtlingsheimen, die sich derzeit vor allem auf die privaten Sicherheitsfirmen bezieht. Man dürfe sich nicht auf die Rolle der Sicherheitsdienste allein konzentrieren, sagte er gegenüber WESTPOL. Außerdem müssten die Flüchtlinge, die Opfer von Gewalt geworden sind, ein sofortiges Bleiberecht erhalten. Denn nur dann, wenn sie keine Angst vor Abschiebung haben müssten, würden sie bereit sein, als Zeugen vor Gericht aufzutreten, so Burkhardt. "Wir möchten, dass die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden. Da braucht man Zeugen, die aussagen. Und das wäre darüber hinaus ein ganz klares Signal an das rechte Milieu: Wer hier Flüchtlinge zusammenschlägt, der wird nicht belohnt."
Mit Quellenangabe WESTPOL (Sonntag, 05.10.2014, 19:30 Uhr) ab sofort zur Veröffentlichung frei.
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