WDR Fernsehen, Freitag/Samstag, 18./19. Januar 2002, 0.00 - 0.45 Uhr
/ GeschichtsZeit
Das Haus der 1000 Zimmer
Köln (ots)
Die Geschichte des IG Farben Gebäudes ein Film von Yvonne Menne
Wo, bis zum Fall der Mauer, US-Generäle in abhörsicheren Räumen ihre Strategien zum Kalten Krieg entwarfen, wo während der Nazizeit Spitzenmanager des berüchtigten IG Farben-Konzerns ihre Geschäftspartner und Gäste zu folgenschweren Verhandlungen empfingen, ist seit April dieses Jahres ein Teil der Frankfurter Universität untergebracht: im IG Farbenhaus am Rande des Frankfurter Westends - 250 Meter lang, sieben Etagen hoch, mit 1000 Zimmern hinter 2000 Fenstern. Ursprünglich als Repräsentationsgebäude eines der weltweit mächtigsten Industrie-Kartelle Ende der 20er Jahre erbaut, bietet es jetzt bis zu 8000 Studenten der Geisteswissenschaften Platz.
"Das Haus der 1000 Zimmer" ist eine Zeitreise durch die Geschichte des IG Farbenhauses - Vom Einzug der Hochschule mit ihren Bibliotheken und Instituten bis in die Zeit als Verwaltungszentrum der Chemie-Industrie und später als Hochburg der US Army mit Militärparaden und Barbeque-Parties im Park. Zu Wort kommen Kriegsveteranen des US Militärs ebenso wie ehemalige Zwangsarbeiter und Studenten, bei denen der Wechsel ins neue Domizil nicht unumstritten war. Die Verbindung der einstigen Konzernherren zu den Nationalsozialisten, ihre Verstrickungen in Judenvernichtung und Sklavenarbeit, machten es anfangs vielen Universitätsangehörigen schwer, dem sogenannten Projekt, Campus-Universität Westend, zuzustimmen. Doch die längste Zeit seines Bestehens - fast 50 Jahre -war das IG Farbenhaus in amerikanischer Hand: als Sitz der US Militärregierung und Schlüsselstelle der Demokratisierung Deutschlands. Das waren auch jene Jahre, in denen die einstigen Hausherren - die Spitzen es Chemiekartells - in Nürnberg wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt und verurteilt wurden. Später zog das V. Corps der US Army ein, die ehemalige Konzernzentrale wurde zum Hauptquartier des Kalten Krieges. In der heißesten Phase versahen hier 2000 G.I.'s in Kampfanzügen ihren Dienst. Mitte Februar 2001, wieder ein Wendepunkt in der Geschichte des Hauses: nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten und Umbauten übernimmt die Universität das unterdessen zum Kulturdenkmal erklärte Gebäude. Von der Renovierung der legendären Paternoster-Aufzüge bis zum Einzug der Uni und zur Aufnahme des Lehrbetriebes dokumentiert der Film diese jüngste Phase des einstmals modernsten Bürokomplexes Europas.
Wiederholung Montag, 21. Januar 2002, 15.15 Uhr (VPS 15.14) Übernahme HR
Redaktion: Gudrun Wolter
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