WDR Fernsehen präsentiert Indianer
Neun Reportagen aus Südamerika /
Von Gernot Schley
Köln (ots)
Ab 8. September 2002 im WDR Fernsehen - Vier Wochen jeden Sonntag von 8.00 Uhr - 10.00 Uhr, 6.Oktober von 9.00 - 10.00 Uhr Filmemacher, Wissenschaftler und Abenteurer Gernot Schley beobachtet in der neunteiligen Dokumentations-Reihe INDIANER einfühlsam neun Indianer-Völker in Nord- und Südamerika.
Indianer - ihr Wissen ist begehrt, sie faszinieren. Und noch immer, so vermutet das Indigena-Department der Universität Brasilien, gibt es im Dschungel am Amazonas Indianer-Stämme, die noch nie mit Weißen Kontakt hatten.
Dort, wo es doch Begegnung gab, ist das Vertrauen zu den Weißen nicht selten gebrochen. So weigerten sich die Katukinas, dem deutschen Fernsehteam ihre Namen zu nennen, weil sie befürchteten, dass diese damit Macht über sie gewönnen. Die Warao verzauberten das Tonbandgerät, so dass es im entscheidenden Augenblick nicht funktionierte. Die Waiapi luden erst zum "Tanz des Jaguar" ein, nachdem sie ganz sicher waren, dass die Fremden weder Gold noch Heilpflanzen auskundschaften wollten.
Üble Erfahrungen haben sie vorsichtig gemacht. Denn vor allem die Pharma-Industrie giert danach, von den Ureinwohnern die Heilwirkung von Pflanzen, Wurzeln und Bäumen zu erfahren. Die Völker, die Gernot Schley und sein Team aufsuchten, gewährten anfangs zögernd, dann mit großer Gastfreundschaft faszinierende Einblicke in die Geheimnisse ihrer Kultur, in ihr kosmisches Denken, ihre Geister- und Ahnenkulte.
Termine: Sonntag, 08. September 2002: 08.00 Uhr - 09.00 Uhr: Die Inuit - Volk in Eis und Fels 09.00 Uhr - 10.00 Uhr: Die Katukina - Volk der Panther Sonntag, 15. September 2002: 08.00 Uhr - 09.00 Uhr: Die Waiapi - Volk des Dschungels 09.00 Uhr - 10.00 Uhr: Die Warao - Volk der starken Frauen Sonntag. 22. September 2002: 08.00 Uhr - 09.00 Uhr: Die Aymara - Volk der Hochanden 09.00 Uhr - 10.00 Uhr: Die Shuar - Kopfjäger im Regenwald
Sonntag, 29. September 2002: 08.00 Uhr - 09.00 Uhr: Die Shipibo - Volk der Künstler 09.00 Uhr - 10.00 Uhr: Die Chinchero - Nachkommen der Inka
Sonntag, 06. Oktober 2002: 09.00 Uhr - 10.00 Uhr: Die Sacambaya - Volk im Canyon .../2 -2- WDR Fernsehen, Sonntag 08. September 2002, 08.00 - 09.00 Uhr Indianer - Folge 1 - Die Inuit - Volk in Eis und Fels Film von Gernot Schley
22.000 Inuit gibt es noch in Kanada, sie leben überwiegend von der Robbenjagd und vom Fischfang. Vereinzelt kann man ihnen begegnen: den alten Frauen, die von den Mythen ihrer Vorfahren erzählen oder den schweigsamen Jägern, die mit Schlittenhunden auf die Jagd gehen. Einen von ihnen hat das Kamerateam begleitet. Den alten Herve, der ohne Schlittenhunde nicht leben kann und will und vielleicht der letzte Inuit ist, der noch im Stil seiner Vorfahren über das Eis hetzt. Er besucht seinen Freund David, der sich mit seiner Familie an einen entlegenen Ort zurückgezogen hat, weil er die Wildnis braucht, wie er sagt und es in den Städten nicht aushält.
Er repräsentiert die eine Seite des Lebens in der Arktis, die andere spielt sich ab in Siedlungen mit Fernsehen, am Flughafen, im Supermarkt, in Städten mit Sexkinos und Videotheken. Der Inuit-Staat, ein Spagat zwischen Hightech und Eiszeit, mit allen Problemen, die eine solche kulturelle Zerrissenheit mit sich bringt.
WDR Fernsehen, Sonntag 08. September 2002, 09.00 Uhr - 10.00 Uhr Indianer - Folge 2 - Die Katukina - Volk der Panther Film von Gernot Schley
Man nennt sie Katukina - das Volk der Panther - und meint damit ihre Scheu und Zurückgezogenheit, ihre Fähigkeit sich anzupassen und doch zu bleiben, was sie immer waren: Indigenas, Menschen der Wälder und Flüsse, Indianer, die nur im dichten Dschungel leben können. Ihr Stammesgebiet ist der brasilianische Regenwald von Amazonien, ihre Dörfer stehen an versteckten Nebenflüssen des Rio Bia. Kontakt zu Weißen haben die Katukinas kaum, mit Grund: Ein Holzfällertrupp war in eines ihrer Dörfer eingedrungen, hatte Schnaps ausgeschenkt und danach die Frauen vergewaltigt. Seitdem haben sich die Katukina noch tiefer in den Urwald zurückgezogen, ihre Dörfer erreicht man nur noch im Kanu.
Dennoch gelingt dem Kamerateam das fast Unmögliche: die Katukinas gewähren Einblick in ihr Leben und ihre Bräuche.
WDR Fernsehen, Sonntag ,15. September 2002, 08.00 - 09.00 Uhr Indianer - Folge 3 - Die Waiapi - Volk des Dschungels Film von Gernot Schley
Sie galten einmal als die Könige der Steppe und zählten zu den geheimnisvollsten Völkern Brasiliens. Die Savannen-Indianer. Aber wer in der offenen Steppe lebt, lebt gefährlich, und so hatten die Savannen-Indianer der Waffengewalt der portugiesischen Eroberer nichts entgegenzusetzen. Einige konnten entkommen und in den Dschungel fliehen. Unter ihnen die Waiapi, die einst dem mächtigen Volk der Tupi angehörten. Als das brasilianische Militär in den 70er Jahren eine Straße durch den Urwald baute, tauchten sie plötzlich wieder auf. Sie waren Tausende von Kilometern gewandert und hatten sich im Norden Brasiliens in den wenig zugänglichen Urwäldern von Amapa niedergelassen.
Das Volk der Waiapi trägt Lendenschurz und geht noch mit Pfeil und Bogen auf die Jagd. Aber sie haben auch gelernt, mit Mikroskop und Radiofunk umzugehen. Und sie schätzen vor allem die Medizin des weißen Mannes. Aber die Häuptlinge wählen aus dem Angebot städtischer Zivilisation sehr sorgfältig aus, unterscheiden zwischen dem, was ihnen nutzt oder was sie ihrer Kultur entfremdet.
WDR Fernsehen, Sonntag, 15. September 2002, 09.00 - 10.00 Uhr Indianer - Folge 4 - Die Warao - Volk der starken Frauen Film von Gernot Schley
"Ein Mädchen ist mehr wert als ein Junge. Eine Mutter liebt ihre Tochter inniger als ihren Sohn". Die Frau, die das sagt, ist Indianerin vom Volk der Warao in Venezuela. Und sie sagt auch, warum ein Mädchen mehr wert ist. Ein Sohn verlässt die Familie. Er sucht sich in einem anderen Dorf eine Frau und lebt dann bei den Schwiegereltern, denn sein Heimatdorf muss er verlassen.
Aber auch in der neuen Heimat müssen sich die Männer erst als nützlich und fähig erweisen, ehe sie in die Gemeinschaft aufgenommen werden. Und sollte die Ehe später auseinandergehen, gehört der ganze Besitz der Frau. Die Frauen haben viele Privilegien, ganz selbstverständlich werden sie von den Männern akzeptiert: Die Warao sind ein Volk der starken Frauen. Das hat sich bewährt: Noch nie wurden sie besiegt, selbst die spanischen Eroberer konnten sie nicht unterwerfen.
Ihr kosmisches Weltbild haben sie bis heute bewahrt, begehen Riten und Feste wie vor Hunderten von Jahren. Im Gegensatz zu vielen anderen Indianer-Völkern wächst ihre Gemeinschaft ständig.
WDR Fernsehen, Sonntag, 22. September 2002, 08.00 - 09.00 Uhr Indianer - Folge 5 - Die Aymara - Volk der Hochanden Film von Gernot Schley
Palca Molino - ein vergessenes Dorf in 4000 m Höhe. Schon Francisco Pizarro, der legendäre spanische Eroberer, ist nicht bis in die karge Bergwelt vorgedrungen. Bis heute lebt hier ein Indianerstamm, die Aymaras, nahezu unbehelligt von den Einflüssen der Zivilisation. Hier trifft man auf Kulte und Brauchtümer wie vor Hunderten von Jahren - z.B. das Ch´allaku-Fest, ein Fest zu Ehren von Pachamama, von Mutter Erde. Wie zu Zeiten der Inkas bewirtschaften die Aymaras die steilen Abhänge mit einem ausgeklügelten Bewässerungssystem. Dennoch: Palca Molino ist alles andere als eine Idylle vergangener Zeiten. Die Probleme der Neuzeit machen auch vor der entlegenen Bergregion nicht Halt.
WDR Fernsehen, Sonntag, 22. September 2002, 09.00 - 10.00 Uhr Indianer - Folge 6 - Die Shuar - Kopfjäger im Regenwald Film von Gernot Schley
Die Shuar sind die bekanntesten Indianer Südamerikas. Es ist der Stamm der Kopfjäger. Die Shuar enthaupten den besiegten Feind. Der Schädel wird verkleinert zu etwa faustgroßen Köpfen - den sogenannten Schrumpfköpfen- ein hochkomplizierter Prozess. Heute ist dieses Ritual verboten. Aber viele Shuar lächeln nur, wenn man sie auf dieses Verbot anspricht. Die Gesetze des Dschungels sind Jahrtausende alt. Missionare oder Entwicklungshelfer haben sie nicht außer Kraft setzen können. Das behauptet jedenfalls der Forscher Fred C. Siebeck. Viel davon ist aber nur blutrünstige Mythisierung. Der Film zeigt die andere Seite der Shuar, zeigt, wie der traditionelle Stamm den Alltag im heutigen Leben bewältigt. Mit dem Blasrohr gehen sie auf die Jagd, die Giftpfeile müssen geschnitzt werden, und wenn jemand krank ist, geht er an den Wasserfall, um mit seiner Kraft geheilt zu werden. Probleme und Lösungen haben sich auch für die Schuar verändert: Gegen die Interessen der Ölkonzerne und der korrupten Oberschicht von Ecuador verteidigen sie sich mit den Möglichkeiten der Demokratie. Die Ureinwohner gelten als Speerspitze des neuen indianischen Selbstbewusstseins.
WDR Fernsehen, Sonntag, 29. September 2002, 08.00 Uhr - 09.00 Uhr Indianer - Folge 7 - Die Shipibo - Volk der Künstler Film von Gernot Schley
Die Shipibo sind ein Volk der Zeichen und Muster, der Geheimnisse, der Künstler. Und wirklich bezaubert der traditionelle Indianerstamm im Osten Perus durch seine kreativ-künstlerischen Produkte: In den Dörfern gibt es kaum ein Haus, in dem nicht getöpfert, gemalt oder geschnitzt wird. Alle Gegenstände, die die Shipibo herstellen, sind reich verziert mit rätselhaften Zeichen, die schon ganze Ethnologen-Generationen zu entschlüsseln versuchten. Ganz gelöst ist das Geheimnis der Zeichen auch heute noch nicht. Unbestritten ist aber, dass es sich hier um mehr handelt als um bloße Verzierungen. In der Schamanenkultur spielen die immer wiederkehrenden Muster eine wichtige Rolle.
WDR Fernsehen, Sonntag, 29. September 2002, 09.00 - 10.00 Uhr Indianer - Folge 8 - Die Chinchero - Nachkommen der Inka Film von Gernot Schley
"Wir haben unseren Göttern immer die Treue gehalten, auch wenn wir es nicht immer zeigen durften", sagt Laureano vom Volk der Chinchero in Peru. Mit 21 weiteren Stammesmitgliedern bricht er auf in die Berge, um in 5000 Metern Höhe auf einem eisigen Gletscher den Apus, den Berggöttern zu huldigen. Schon ihre Vorfahren die Inkas beteten zu ihnen.
Die Chincheros sind die direkten Nachfolger der frühen Hochkultur. So wie die Inkas vor Jahrtausenden so bereiten sich die Chinchero auch heute auf diesen religiösen Gewaltmarsch vor, befragen ihre Schamanen und üben die alten Tänze ein, die sie nur zu diesem Anlass vorführen. Ooyullur-Riti ist der Name des Rituals, bei dem man sich auf den Kontakt mit den Göttern vorbereitet, und es ist das bedeutendste Indianer-Fest in den Hochanden.
WDR Fernsehen, Sonntag, 06. Oktober 2002, 09.00 Uhr - 10.00 Uhr Indianer - Folge 9 - Die Sacambaya - Volk im Canyon Film von Gernot Schley
Sehr wenig nur weiß man über die Sacambaya, ein Indianervolk, das in Zentral-Bolivien beheimatet ist. Dabei ist ihre Kultur eine der ältesten
der Menschheitsgeschichte, älter noch als die der Inkas. Das Gebiet, in dem die Sacambaya leben, ist vergleichbar mit dem Grand Canyon in den USA, durchzogen von alten Ruinen, Gräbern, Dörfern, überwuchert von Buschwerk und Lianen, dem Verfall freigegeben, so scheint es, ohne dass ein Ethnologe oder ein Museum dagegen aufbegehrt. Und auch dass eine etwa 100 Meter lange Stadtmauer bereits im Fluss zu versinken beginnt, grämt allenfalls die Grabräuber. Die Sacambaya-Indianer verteidigen die Gräber ihrer Vorfahren nicht. Sie haben der Feuerkraft der Grabräuber nichts entgegenzusetzen. In ihren entlegenen Dörfern gibt es keinen Strom und keinen Generator, keinen Funkkontakt und keinen Sanitätsposten. Der Schamane ersetzt hier den Arzt, und er sieht seine Macht bedroht, wenn Weiße in sein Dorf kommen. Er hetzte das Dorf auch gegen das Kamerateam auf. Doch da war der Film schon fast abgedreht... Er zeigt Indianer, die äußerlich wie Weiße gekleidet sind, mit Hemd und Hose herumlaufen und doch an ihrem alten Brauchtum festhalten: Am Neujahrsfest, das sie im August feiern; an der Ablehnung jeder Viehwirtschaft; an der Pflanzenheilkunde. Wilde Tänze und aufputschende Gesänge sucht man bei den Sacambaya vergebens. Es ist ein Volk der leisen Töne.
Pressetexte und Fotos zu jedem Film abrufbar.
Redaktion Maria Dickmeis
Rückfragen Uwe Jens Lindner, WDR-Pressestelle Tel. 0221 / 220 8475
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