WDR Fernsehen, Samstag, 9. November 2002, 18.20 bis 18.50 Uhr
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Köln (ots)
In den Weg gelegt Die Stolpersteine des Gunter Demnig Eine Reportage von Georg Ossenbach
In der Kölner St. Apernstraße steht ein Mann mit Lederhut und Cowboystiefeln. Mit Hammer und Meißel entfernt er einen Pflasterstein aus dem Bürgersteig und setzt einen mitgebrachten neuen Stein ein. Der würfelförmige kleine Betonblock hat eine schimmernde Deckplatte aus Messing. "Hier wohnte Jetta Jacobsohn" ist darauf in Blockbuchstaben eingeschlagen. Das Geburtsjahr kann man lesen, und wann Frau Jacobsohn aus dem Haus mit der Nr. 6 deportiert und umgebracht worden ist.
"Stolpersteine" nennt der Bildhauer Gunter Demnig seine Mini-Mahnmale. Über 1.200 hat er den Kölnern schon in den Weg gelegt. Die Stadt hat drei Jahre für die Genehmigung gebraucht. Dafür hat es Demnig jetzt auch amtlich bestätigt bekommen, dass er seine Steine fachgerecht verlegt und niemand wirklich stolpern kann. Die Hausbesitzer sind nicht immer erfreut, besonders wenn sie oder ihre Eltern die Immobilie für einen Spottpreis von jüdischen Vorbesitzern übernommen hatten. Da könnten Passanten sich ja Gedanken machen.
Aber genau das will Demnig: dass man über seine kleinen Kunstwerke wenigstens mit den Blicken stolpert, genau da, wo das Grauen für die Nazi-Opfer angefangen hat.
Das Hier und Heute-Team begleitete den Mann mit dem Lederhut durch Kölner Straßen und in sein Atelier. Und nach Euskirchen. Dort wollen Schüler der Willy-Graf-Realschule die Steine in ihre Stadt bringen. Die mühsame Suche nach Namen, Adressen und Schicksalen haben sie selbst in die Hand genommen.
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Redaktion: Ralf Abrahamsson
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