Europäische Medienkonferenz in Essen: Vertreter von Islam, Christentum und Judentum betonen Wichtigkeit eines offenen Dialogs
Essen (ots)
Prominente Vertreter von Islam, Christentum und Judentum haben bei der Europäischen Medienkonferenz von EBU, WDR, France Télévisons und ZDF am Freitag die Wichtigkeit des interreligiösen Dialoges hervorgehoben. "Wir müssen mehr voneinander wissen, um kritisch und konstruktiv miteinander diskutieren zu können. Das gilt vor allem bei sensiblen Themen wie Religion und Kultur", sagte Prof. Mehmet Aydin, Staatsminister für Religionsarbeiten der Republik Türkei in einem Gespräch während der Medienkonferenz "Migration und Integration - Europas große Herausforderung" in Essen.
Den Europäern müsse die Reaktion der islamischen Welt auf die Mohamed-Karikaturen in dänischen Zeitungen eine Lehre sein, sagte Karl Kardinal Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. "Die Frage ist, ob wir - auch in den Medien - genug Respekt haben vor den tiefen Überzeugungen anderer." Andererseits betonte Lehmann, er wolle in Saudi-Arabien einen Gottesdienst halten dürfen, ohne eingesperrt zu werden.
Werte wie die Menschenwürde seien universell und ließen sich nicht einer bestimmten Religion zuordnen, sagte Aydin. "Gerechtigkeit ist kein europäischer oder islamischer, sondern ein menschlicher Wert. Was ist ein europäischer Wert? Die Achtung der Menschenwürde gehört uns allen", so der türkische Staatsminister. Niemand habe allerdings das Recht, etwas Beleidigendes über eine andere Religion zu sagen, sagte Aydin. "Das hat nichts mit Religionsfreiheit zu tun, da hat die Religionsfreiheit ihre Grenzen."
Nach Ansicht von Avi Primor, ehemaliger israelischer Botschafter in Deutschland, muss klar unterschieden werden, was politisch und was religiös motiviert sei. Religion alleine sei selten die Ursache für Konflikte und Kriege, sagte er. Meist gehe es um gesellschaftliche Vorurteile. Auch in Israel habe der Konflikt mit Moslems nicht vorrangig religiöse Gründe. Ursache sei vielmehr Nationalismus. Im Übrigen sei Extremismus keine Spezialität der Moslems, sagte Primor. "Wir reden immer nur über moslemische Extremisten - ich erinnere nur an christliche Fundamentalisten in Amerika."
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