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Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR)

Evangelische Kirche im Rheinland in tiefgreifendem Transformationsprozess
Ausblick auf die 79. Landessynode vom 2. bis 7. Februar in Bonn

Düsseldorf (ots)

"Wir sind Kirche in einem tiefgreifenden Transformationsprozess von einer kulturgestützten, staatsanalogen Volkskirche hin zu einer geistlich profilierten, weltoffenen Großkirche", sagte Präses Dr. Thorsten Latzel anlässlich der Pressekonferenz zum Ausblick auf die Landessynode vom 2. bis 7. Februar in Bonn. Die Vorschläge der Synode 2024 zur Zukunft der Kirche und ihre Weiterentwicklung werden daher auch den Beginn der Synodentagung 2025 prägen.

Drei Punkte sind dem Präses dabei besonders wichtig: "Dass wir geistlich vom Glauben reden und den Menschen Hoffnung geben. Dass wir nahe bei den Menschen sind und dabei Mitgliederorientierung und Sozialraumorientierung immer zusammendenken. Und dass wir in den Formen flexibel sind, also auch den Gemeindebegriff flexibilisieren." Neun unterschiedliche Themenfelder zur Zukunft der Kirche wurden im Laufe des vergangenen Jahres beraten und werden jetzt in die Synode 2025 getragen. Beispielsweise sollen im Rahmen der Mitgliederorientierung Menschen verstärkt in ihrem Lebenslauf begleitet werden: von Tauffesten über ungewöhnliche Gratulationsaktionen bis hin zu Pop-Up-Hochzeiten. Weitere Themenfelder sind unter anderem eine Profilierung des Pfarrberufs und die Stärkung von Leitungskompetenzen.

Haushalt: Ab 2025 werden Rücklageentnahmen erforderlich

Laut Oberkirchenrat Henning Boecker, Leiter der Finanzabteilung im Landeskirchenamt, steht die Evangelische Kirche im Rheinland am Anfang eines deutlichen Rückgangs der Kirchensteuereinnahmen. Derzeit sind zwar noch Schwankungen zu verzeichnen: Während die Einnahmen 2023 um sieben Prozent gesunken sind, sind sie im Jahr 2024 wieder um fünf Prozent gestiegen. "Bei unserer Prognose für die kommenden Jahre, insbesondere für 2025 und 2026, gehen wir noch von einem gleichbleibenden Kirchensteueraufkommen aus. Für die Jahre danach rechnen wir mit einem Rückgang von einem Prozent pro Jahr." Während der Jahresabschluss 2024 noch ausgeglichen sein wird, muss in den Folgejahren wegen steigender Personalkosten voraussichtlich auf die freien Rücklagen (derzeit etwa 110 Millionen Euro) zurückgegriffen werden: 2025 in Höhe von acht Millionen Euro und 2026 in Höhe von 18 Millionen Euro. In diesem Jahr wird daher die Finanzstrategie für die Kirche der Zukunft synodal beraten. "Bis zur Landessynode 2026 werden wir diskutieren, welche Prioritäten wir setzen, welche Aufgaben wir zukünftig beenden, welche wir anders machen und auch, welche Aufgaben neu hinzukommen", so Boecker.

Theologischer Bildungscampus soll auf drei Säulen ruhen

Die Landessynode wird im Februar auch das Ergebnis ihres Prüfauftrags zur Kirchlichen Hochschule in Wuppertal beraten und beschließen. "Die Beschlussvorlage sieht vor, die Kirchliche Hochschule in ihrer bisherigen Form nicht weiterzuführen", so Oberkirchenrätin Dr. Wibke Janssen, Leiterin der Abteilung Theologie und Ökumene. Als neues Format solle stattdessen ein theologischer Bildungscampus in Form einer Weiterbildungsgesellschaft errichtet werden. Dazu wolle die rheinische Kirche eine Kooperation mit der Bergischen Universität Wuppertal eingehen. "Drei Säulen bilden die zentrale Architektur des Campus", führte Janssen aus. "Der berufsbegleitende Master of Theological Studies wird weitergeführt. Er bietet die Möglichkeit, mit einem Quereinstieg Pfarrer*in zu werden. Der Bildungscampus bietet akademische Weiterbildungsmodule für in unserer Kirche Tätige an. Prädikant*innen, Diakon*innen, Seelsorger*innen und andere können sich praxisnah und interprofessionell auf Hochschulniveau weiterbilden. Und die Evangelische Kirche im Rheinland bleibt mit dem Bildungscampus qualifiziert aktiv in der akademischen Diskussion, in Forschung und Lehre zu Zukunftsfragen, wie zum Beispiel in ethischen Diskursen, in der Stützung und Gestaltung von Demokratie, in der Förderung von interreligiösem Dialog und einer interkulturell kompetenten Gesellschaft und in der Entwicklung einer digitalen Transformation."

Rassismusdiskussion auf Vorschlag der evangelischen Jugend

Erstmals kommt bei der Synode in Bonn auch ein neues Konzept zur Einbindung von Themen zum Tragen, die junge Menschen bewegen. Nach der Jugendsynode 2019 hatten Kirchenleitung und Evangelische Jugend im Rheinland gemeinsam überlegt, wie Themen, die junge Menschen bewegen, in Zukunft Raum auf der Landessynode haben sollen. "Es wurde vereinbart, dass einmal in jeder Legislaturperiode ein wissenschaftlicher Fachvortrag gehalten und diskutiert werden soll, dessen Thema für die junge Generation von besonderer Bedeutung ist und das von der evangelischen Jugend vorgeschlagen wird", erläuterte Oberkirchenrätin Henrike Tetz, Leiterin der Abteilung Bildung und Diakonie. Am Synoden-Dienstag, 4. Februar, wird es daher einen Fachvortrag zum Thema "Wie wir über Rassismus sprechen können" geben. Referent ist Professor Dr. Paul Mecheril von der Universität Bielefeld. Im Anschluss werden Aussprache und Diskussion im Plenum und an 25 moderierten Dialogtischen fortgesetzt. "Zu diesem Tagesordnungspunkt hat die Kirchenleitung 50 junge Menschen eingeladen, die hohes Interesse an dem Thema und an dem Gespräch mit den Landessynodalen haben", so Tetz. "Die Beschäftigung mit dem Thema Rassismus zeigt, dass es in unserer Kirche immer noch Hürden gibt: persönlich, sprachlich, kulturell, strukturell. Diese Hürden führen zu Unsicherheiten, es gibt auch verletzende Erfahrungen."

Präses: Remigration ist gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit

Abschließend positionierte Präses Latzel sich klar mit Blick auf die Bundestagswahl am 23. Februar: "Wir erleben, dass die Demokratie unter Druck ist und ein völkisch-nationaler Rechtspopulismus erstarkt. Das erschreckt zu Recht viele Menschen. Um es deutlich zu sagen: Das ganze Gerede von Remigration ist nichts anderes als gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Es gibt keine Deutschen erster und zweiter Klasse. Es gibt Menschenrechte, die Menschen qua Menschsein zustehen. Wir wollen gerade in der Asyl- und Migrationsfrage zu einer Versachlichung und Werteorientierung beitragen. Wir mischen uns nicht in Parteipolitik ein, aber stärken die Politik- und Demokratiefähigkeit unserer Gesellschaft. Wir treten mit Blick auf die Bundestagswahl dafür ein, Werte zu wählen: Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe und Zusammenhalt."

Stichwort: Landessynode

Die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland ist das oberste Leitungsgremium der mit rund 2,1 Millionen Mitgliedern zweitgrößten Landeskirche in Deutschland. Die Synode in Bonn hat 191 stimmberechtigte Mitglieder (sowohl Theologinnen und Theologen als auch Nichttheologinnen und -theologen) aus den 37 Kirchenkreisen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland. Über die Landessynode 2025 informiert eine eigene Website.

Pressekontakt:

stv. Pressesprecherin Cornelia Breuer-Iff | 0211 4562-423 |
cornelia.breuer-iff@ekir.de |
www.ekir.de/presse

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