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FZ: "Ein Skandal mit Ansage"
Die "Fuldaer Zeitung" (Samstagausgabe , 21. Juli 2012) schreibt zum Organspende-Skandal in Göttingen

Fulda (ots)

Es ist kein Skandal, der wie ein Blitz aus heiterem Himmel kommt; eher einer mit Ansage. Denn das System der Organspende ist seit jeher anfällig für Manipulationen. Patientenschützer wie Eugen Brysch von der Deutschen Hospiz-Stiftung rügen es schon länger und fordern mehr Transparenz von den privatwirtschaftlich organisierten Stiftungen in Deutschland und den Niederlanden, über die das offizielle Geschäft mit Organspenden in Teilen Europas abgewickelt wird. Ob eine staatliche Stelle dies wirklich besser könnte, sei einmal dahingestellt. Aber öffentliche Kontrolle tut auf jeden Fall Not. Doch dass nun im Göttinger Fall die kriminelle Energie nicht bei den Organspendeorganisationen, sondern offenbar bei einem behandelnden Arzt lag, wirft ein neues Licht auf das ohnehin umstrittene Thema. Galt die Angst vieler Patienten bislang eher der Gefahr, durch eine fehlende Patientenverfügung, sorglose Angehörige oder geschäftstüchtige Klinikbetreiber unfreiwillig zum Organspender zu werden, so rückt nun die Befürchtung in den Fokus, dass sich Patienten mit praller Geldbörse ein Spenderorgan kaufen können - während weniger Betuchte, die aber womöglich viel schwerer erkrankt sind, auf der Warteliste nach hinten rutschen. Und dass es offenbar Mediziner gibt, die - ungeachtet ihres hippokratischen Eides - mit frisierten Patientendaten dieses vielleicht sogar tödliche Geschacher mitmachen. Wohlgemerkt: Der Skandal, so er sich denn wirklich als solcher bewahrheitet, hat sich nicht an einer rein auf Gewinnmaximierung getrimmten dubiosen Privatklinik im schönen Oberbayern oder gar in einer der berüchtigten Heilanstalten im ehemaligen Ostblock abgespielt, sondern in einem von Steuergeldern finanzierten, bislang renommierten deutschen Universitätskrankenhaus. Wie weit ist es mit dem Gesundheitswesen gekommen, wenn selbst dort Ärzte derart ihr Berufsethos in den Wind schlagen? Der Debatte um die - dringend nötigen - Organspenden hat der Göttinger Fall jedenfalls einen Bärendienst erwiesen. Alle Beteiligten müssen nun rasch dafür sorgen, dass verlorenes Vertrauen zurückgewonnen wird. Sonst haben noch mehr genau jene darunter zu leiden, die es am wenigsten verdient haben: Schwerstkranke, die sehnsüchtig auf eine Niere, Leber oder Lunge warten.

Pressekontakt:

Fuldaer Zeitung
Bernd Loskant
Telefon: 0661 280-445
Bernd.Lofkant@fuldaerzeitung.de

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