Mehrwertsteuer: ProVeg fordert, Pflanzenmilch als Grundnahrungsmittel zu besteuern
Mehrwertsteuer: ProVeg fordert, Pflanzenmilch als Grundnahrungsmittel zu besteuern
ProVeg-Geschäftsführer Matthias Rohra hält Streichung der Mehrwertsteuer auf pflanzliche Grundnahrungsmittel für dringlich
Berlin, 05.05.2022
ProVeg fordert im Rahmen der aktuellen Mehrwertsteuer-Debatte eine Besteuerung von Pflanzenmilch als Grundnahrungsmittel. Die Ernährungsorganisation schließt sich dabei nachdrücklich den aktuellen Forderungen aus Politik und Zivilgesellschaft an, Grundnahrungsmittel wie Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte von der Mehrwertsteuer zu befreien.1,2,3
„Eine Streichung der Mehrwertsteuer auf pflanzliche Grundnahrungsmittel ist für Verbraucher und Umwelt dringlich – und muss Pflanzenmilch selbstverständlich einschließen“, erklärt ProVeg-Geschäftsführer Matthias Rohra. „Konsequenterweise müssten aber auch die steuerlichen Subventionen für tierische Lebensmittel abgeschafft werden“, mahnt er.
Verbraucher entlasten, Umwelt schützen
Die geforderte Mehrwertsteuer-Befreiung soll den inflationsbedingt stark angezogenen Lebensmittelpreisen begegnen.4 Zudem ist die Armutsquote laut Paritätischem Gesamtverband massiv gestiegen5 – die Tafeln kommen eigenen Angaben zufolge bereits an ihre Grenzen.6 Preiserhöhungen bei Gütern des täglichen Konsums merken Verbraucher besonders stark. Experten schätzen diese „gefühlte Inflation“ noch einmal deutlich höher ein als die allgemeine Teuerungsrate von zuletzt 7,4 Prozent.7
Die steuerliche Maßnahme soll aber auch das Konsumverhalten in Richtung einer gesunden und umweltfreundlichen Ernährung mit einem höheren Pflanzenanteil lenken. Laut einer aktuellen Studie im Fachmagazin Nature Food kann ein Ersatz tierischer Lebensmittel durch pflanzliche Produkte die ernährungsbedingten Umweltauswirkungen um mehr als 80 Prozent reduzieren.8 Aus der Sicht von ProVeg muss die Mehrwertsteuer-Befreiung daher unbegrenzt und für alle pflanzlichen Nahrungsmittel des täglichen Gebrauchs gelten.
Bares Geld – für Staat und Familien
Laut Berechnungen des Öko-Instituts könnten Verbraucher rund 30 Euro pro Kopf und Jahr sparen, wenn pflanzliche Produkte von der Steuer befreit und tierische Produkte mit 19 Prozent besteuert würden.9 Angenommen wird dabei eine Reduzierung des Verbrauchs tierischer Produkte um gut 10 Prozent. Eine vierköpfige Familie käme somit auf Einsparungen von bis zu 120 Euro im Jahr. Auch der Staat dürfte sich über Mehreinnahmen von voraussichtlich über 2 Milliarden Euro freuen. Diese könnten den Umbau der Tierhaltung finanzieren oder Haushalte mit geringem Einkommen zusätzlich entlasten.9,10
Würde Pflanzenmilch im Umsatzsteuergesetz11 als Grundnahrungsmittel geführt, könnten Verbraucher auch hier von einer Mehrwertsteuer-Befreiung profitieren. „Je nach Marke und Sorte könnten Konsumenten bei Pflanzenmilch 16 bis 48 Cent pro Packung einsparen“, berechnet Dirk Liebenberg, Senior Project Manager Food Industry & Retail bei ProVeg. Bei einem Verbrauch von einem Liter Pflanzenmilch pro Kopf und Woche ergäben sich für eine vierköpfige Familie so noch einmal Einsparungen von rund 30 bis 100 Euro im Jahr.
Quellen
1 Tagesschau (2022): Hohe Lebensmittelpreise: Streit über die Mehrwertsteuer. Veröffentlicht am 22.04.2022. Online unter: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/senkung-mehrwertsteuer-grundnahrungsmittel-101.html
2 Tagesschau (2022): Hohe Preise bei Obst und Gemüse: Auch Özdemir für Mehrwertsteuerbefreiung. Veröffentlicht am 21.04.2022. Online unter: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/mehrwertsteuer-lebensmittel-105.html
3 Tagesschau (2022): Forderung des Umweltbundesamts: Pflanzliches Essen mehrwertsteuerfrei? Veröffentlicht am 25.05.2022. Online unter: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/mehrwertsteuer-pflanzliche-nahrungsmittel-null-prozent-101.html
4 Tagesschau (2022): Anstieg von 7,4 Prozent: Höchste Inflationsrate seit 1981. Veröffentlicht am 28.04.2022. Online unter: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/inflation-april-2022-deutschland-101.html
5 Der Paritätische Gesamtverband (2021): Armut in der Pandemie – Der Paritätische Armutsbericht 2021. Veröffentlicht im Dezember 2021. Online unter: https://www.der-paritaetische.de/fileadmin/user_upload/Schwerpunkte/Armutsbericht/doc/broschuere_armutsbericht-2021_web.pdf
6 Tagesschau (2022): Tafeln in Deutschland: „Druck nicht alleine aushalten“. Veröffentlicht am 01.05.2022. Online unter: https://www.tagesschau.de/inland/tafel-notlage-spenden-101.html
7 Tagesschau (2022): Gefühlte Inflation: Warum sich die Teuerung schlimmer anfühlt. Veröffentlicht am 01.03.2022. Online unter: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/gefuehlte-inflation-101.html
8 Mazac, Rachel, Jelena Meinilä et al. (2022): Incorporation of novel foods in European diets can reduce global warming potential, water use and land use by over 80%. In: Nature Food Ausgabe 3, S. 286–293 (2022).
9 Öko-Institut (2022): Reform of the VAT rates for animal and plant products: An analysis based on five selected Member States. Veröffentlicht am 22.04.2022. Online unter: https://www.greenpeace.de/publikationen/Greenpeace_Analysis_of_VAT_rates_for_animal_and_plant_products.pdf
10 Top agrar (2022): Nutztierhaltung: Borchert-Kommission bekräftigt Finanzierungsvorschlag über Mehrwertsteuer. Veröffentlicht am 22.04.2022. Online unter: https://www.topagrar.com/schwein/news/borchert-kommission-bekraeftigt-finanzierungsvorschlag-ueber-mehrwertsteuer-13079279.html
11 Bundesgesetzblatt (2006): Umsatzsteuergesetz (UStG): Anlage 2 (zu § 12 Absatz 2 Nummer 1, 2, 12, 13 und 14) – Liste der dem ermäßigten Steuersatz unterliegenden Gegenstände. BGBl. I 2006, 2897–2901. Online unter: https://www.gesetze-im-internet.de/ustg_1980/anlage_2.html
Kontakt Lena Renz PR Manager ProVeg lena.renz@proveg.com +49 176 177 858 52
Über ProVeg ProVeg International ist eine Ernährungsorganisation, die sich für eine Transformation des globalen Nahrungsmittelsystems einsetzt, indem tierische Lebensmittel durch pflanzliche und zellkultivierte Alternativen ersetzt werden. ProVeg arbeitet zusammen mit internationalen Entscheidungsgremien, Unternehmen, Investorengruppen, den Medien und der breiten Öffentlichkeit am Übergang zu einer Gesellschaft und Wirtschaft, die weniger von der Tierhaltung abhängen und nachhaltiger für Menschen, Tiere und den Planeten sind. ProVeg hat den Status eines Ständigen Beobachters der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) sowie beratenden Status beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC), ist bei der UN-Umweltversammlung (UNEA) akkreditiert und hat den „Momentum for Change“-Preis der Vereinten Nationen erhalten. proveg.com/de/