Deutsche Bank: Armutszeugnis für neue Führungsspitze
Berlin (ots)
Anlässlich der morgigen Hauptversammlung der Deutschen Bank stellen Nichtregierungsorganisationen den neuen Vorstandsvorsitzenden Jain und Fitschen ein Armutszeugnis aus. "Der von der neuen Führungsspitze versprochene Kulturwandel hin zu einer auch ethisch und ökologisch verantwortlich agierenden Bank findet nicht statt", beklagt Dr. Barbara Happe von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald. "Der Profit auf Kosten von Mensch und Umwelt bleibt damit auch unter Jain und Fitschen Grundlage des Geschäftsmodells", resümiert Happe.
Laut aktueller Recherchen von Facing Finance und urgewald verschafft die Deutsche Bank weiterhin Unternehmen Geld, die Umwelt- und Menschenrechte missachten und das Klima massiv schädigen. Sie vergibt nach wie vor Anleihen und Kredite an Rüstungskonzerne, die ihre Waffen in Krisengebiete liefern sowie an Atomfirmen und sie spekuliert weiter mit Agrarrohstoffen.
"Allein die Finanzbeziehungen der Deutschen Bank zu 7 der 10 weltweit umstrittensten Unternehmen belaufen sich derzeit auf über 2,8 Mrd. Euro", beklagt Thomas Küchenmeister von Facing Finance und bezieht sich auf ein Ranking der Agentur RepRisk, die Banken über ökologische und soziale Reputationsrisiken ihrer Kunden informiert. Fast 1 Mrd. Euro sind zudem Geschäften mit der Rüstungsindustrie zuzuordnen. Dies, obwohl die Bank in ihrem Nachhaltigkeitsbericht behauptet, keine Finanzprodukte anzubieten, die in direktem Zusammenhang mit Atomwaffen, Streumunition und Landminen sowie Menschenrechtsverletzungen stehen.
"Die Deutsche Bank unterhält nach wie vor umfassende Geschäftsbeziehungen zu Herstellern von Atomwaffen und Streumunition, wenn auch letztere derzeit offensichtlich reduziert wurden", stellt Küchenmeister fest und beklagt zudem finanzielle Beziehungen der Bank zu Rüstungsfirmen wie Rheinmetall, die Waffen in Ländern produzieren oder Waffen dorthin liefern (wollen), die Menschenrechte missachten.
Aus den Appalachen in den USA ist Paul Corbit Brown angereist, er engagiert sich in der Organisation 'Keeper of the Mountains' gegen die Zerstörung seiner Heimat für den Kohleabbau. Denn in den Appalachen werden ganze Bergspitzen weggesprengt und komplette Landschaften zerstört, der Abraum landet in Flüssen und vergiftet das Trinkwasser. "Die Deutsche Bank hat den Unternehmen Alpha Natural Resources und Arch Coal, die diese Form von Kohleabbau betreiben, zu Geld verholfen. Sie weigert sich, solche Firmen von der Finanzierung auszuschließen. Das ist unverantwortlich", beklagt Corbit Brown.
Auch das umstrittene Unternehmen Rio Tinto ist Kunde der Deutschen Bank und einer der größten Uranproduzenten der Welt. Seine weltweit drittgrößte Uranmine "Rössing" in Namibia verbraucht genauso viel Wasser wie die Landeshauptstadt Windhoek. "In einem trockenen Land wie Namibia ist der enorme Wasserverbrauch der Rössing-Mine ein Riesenproblem. Darüber hinaus leiden die Minenarbeiter und Anrainer an Gesundheitsproblemen. Kein Wunder, denn die Uranwerte im Grundwasser, in den Böden und in den Sedimenten sind erhöht. Solche Kunden darf die Deutsche Bank nicht unterstützen", fordert Bertchen Kohrs von der Umweltorganisation Earthlife Namibia.
Vorn dabei ist die Deutsche Bank weiterhin auch beim Geschäft mit der Nahrungsmittelspekulation. "3,79 Mrd. Euro investierten die Investmentfonds der Bank 2012 in Wetten auf die Preise von Nahrungsmitteln wie Weizen und Mais", sagt Oxfams Experte David Hachfeld. "Nahrungsmittelspekulation erhöht das Risiko von Preisschwankungen und Hunger. Menschen in armen Ländern können sich Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten, wenn die Preise explodieren. Die Deutsche Bank kennt die Risiken, doch der Profit geht vor." Die Bank hat im letzten Jahr sogar ihre Zusage gebrochen, die Auflage neuer Fonds so lange auszusetzen, bis sie eine Untersuchung zum Hungerrisiko durchgeführt hat. Oxfams Recherchen zufolge gründete die Deutsche Bank allein im letzten Jahr fünf neue Investmentfonds, die auf die Preise von Agrarrohstoffen wetten.
Angesichts dieser umfassenden Kritik stellen die Nicht-Regierungsorganisationen den Herren Jain und Fitschen für ihr erstes Amtsjahr ein desaströses Zeugnis aus, das sie ihnen, im Stil eines Schulzeugnisses zusammengefasst, auf der Hauptversammlung überreichen werden. Sie rufen auch dazu auf, die Dividende zu Gunsten der Menschen zu spenden, die unter den Geschäften der Deutschen Bank leiden.
Weitere Informationen:
Auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank werden Vertreter/innen weiterer Nicht-Regierungsorganisationen sprechen wie z.B. Friends of the Earth-Europe, Catapa, Global Witness oder Aktion Aufschrei. Die Spannbreite der Themen reicht von umstrittenen Bergbau- über Palmölfinanzierungen und Landrechtskonflikte bis hin zu hochkontroversen Rüstungsgeschäften. Ab 8.30 Uhr finden vor der Festhalle verschiedene Aktionen statt.
Bei Interesse können über barbara@urgewald.de oder +49 172 681 44 74 weitere Informationen zur Verfügung gestellt bzw. Interviewwünsche vermittelt werden. Nachfragen zur Spendenaktion können über kuechenmeister@facing-finance.org oder +49 (0)175-49 64 082 gestellt werden.
Die Gegenanträge des Dachverbands und der Nichtregierungsorganisationen stehen unter www.kritischeaktionaere.de und unter www.andere-banken.de.
Pressekontakt:
Dr. Barbara Happe, urgewald, +49 (0)172-681 44 74 (vermittelt auch
Interviewwünsche mit Herrn Paul Corbit Brown)
Thomas Küchenmeister, Facing Finance, +49 (0)175-49 64 082
(vermittelt auch Interviewwünsche mit Frau Bertchen Kohrs)
David Hachfeld, Oxfam Deutschland, +49 (0)176 24 11 23 61
Markus Dufner, Dachverband der Kritischen Aktionäre,
Tel. +49 (0)221 / 599 56 47, +49 (0)173 - 713 52 37
Original content of: FACING FINANCE, transmitted by news aktuell