Starkes Auftaktquartal für Börsengänge
Frankfurt am Main (ots)
Bereits vier Unternehmen wagten seit Jahresbeginn den Schritt aufs Frankfurter Börsenparkett / Sie spielten dabei rund 4,5 Milliarden Euro an Erlösen ein - rund viermal so viel wie 2020 insgesamt / PwC-Expertin Nadja Picard zeigt sich optimistisch: "15 Börsengänge liegen 2021 drin"
Nach einem äußerst schwachen IPO-Jahr 2020 kommt endlich wieder Bewegung in den deutschen Emissionsmarkt: Seit Jahresbeginn ist schon vier Unternehmen der Sprung an die Frankfurter Börse geglückt, 2020 waren es insgesamt nur 7. Die Börsenneulinge spielten dabei rekordverdächtige Erlöse in Höhe von rund 4,5 Milliarden Euro ein, die durch offene Greenshoe-Optionen noch auf rd. 4,8 Mrd. Euro steigen könnten. Das sind bereits mehr als die Gesamterlöse der beiden Vorjahren (2020: 1,130 Milliarden Euro; 2019: 3,618 Milliarden Euro).
Zu diesen Ergebnissen kommt die Analyse "Emissionsmarkt Deutschland", für die das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC vierteljährlich die Aktienneuemissionen sowie die Kapitalerhöhungen an der Börse Frankfurt erfasst.
Die Zuversicht im Markt steigt
"Die Konjunkturaussichten haben sich seit Jahresbeginn deutlich verbessert - auch dank der geldpolitischen und fiskalischen Unterstützungsmaßnahmen", kommentiert Nadja Picard, PwC Europe Capital Markets Leader bei PwC Deutschland. Die gestiegene Zuversicht spiegelt sich im ifo Geschäftsklimaindex wider, der im März 2021 auf den höchsten Wert seit Juni 2019 kletterte.
Und auch die kürzlich erschienene PwC-Analyse "CEO Survey", für die 5.000 Vorstandschefs weltweit befragt wurden, sieht ein hohes Maß an Optimismus bei den Unternehmen: 76 Prozent der Befragten rechnen für die kommenden zwölf Monate damit, dass das Wirtschaftswachstum an Fahrt aufnehmen wird. "Wie schnell der wirtschaftliche Aufschwung hierzulande vorangeht, hängt nun maßgeblich davon ab, wie gut es Deutschland gelingt, die dritte Welle in den Griff zu bekommen und das Impftempo rasch zu erhöhen", so PwC-Expertin Nadja Picard.
Noch günstige Rahmenbedingungen für IPOs
Auch an den Märkten hält die Erholung unterdessen an: Der DAX kletterte im März 2021 auf ein neues Allzeithoch; die Volatilität ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Doch nach den exzellenten Rahmenbedingungen im Auftaktquartal könnte das Umfeld für IPOs durchaus wieder etwas schwieriger werden. "Der mit einem Ende der Pandemie erwartete Wirtschaftsaufschwung ist im Aktienmarkt bereits weitestgehend eingepreist. Gleichzeitig steigen die Anleiherenditen, und die Sorgen vor einer anziehenden Inflation wachsen. Damit erhöht sich das Risiko für Kurskorrekturen am Aktienmarkt, die IPO-Pläne von Emittenten im zweiten oder dritten Quartal durchaus vor Herausforderungen stellen könnten", so Carsten Stäcker, Leiter Equity Advisory bei PwC Deutschland.
Zwei Milliarden-IPOs- und der erste SPAC-Börsengang
Während 2020 Absagen oder Verschiebungen von Börsengängen an der Tagesordnung waren, konnten die Börsenaspiranten im Auftaktquartal 2021 ihre Pläne durchziehen. Der Börsengang der Vodafone-Tochter Vantage Towers war mit einem Volumen von 2 Milliarden Euro (ohne Greenshoe) das größte IPO des ersten Quartals. .
Auch der zweitgrößte Börsengang der vergangenen drei Monate verlief sehr erfolgreich: Der Online-Gebrauchtwagenhändler AUTO1 platzierte Aktien im Volumen von 1,833 Milliarden Euro und startete mit einem Kurssprung von 45 Prozent zum Ausgabepreis. Beim IPO des Industrieunternehmens Friedrich Vorwerk, dem dritten größeren Börsengang des Quartals, lag der Emissionspreis dagegen im unteren Drittel der Bookbuilding-Spanne, ebenso wie beim vierten Börsengang des Quartals, dem IPO von Lakestar, doch konnten auch diese beiden Emissionen zum Handelsstart mit Kursgewinnen aufwarten. Mit der Erstnotiz von Lakestar schwappte ein Trend aus den USA nach Deutschland über: Erstmals seit 2010 ging hierzulande eine "Special Purpose Acquisition Company" (SPAC) an die Börse, eine Mantelgesellschaft, die über den Börsengang Geld einsammelt, um damit in der Folge ein oder mehrere Unternehmen zu übernehmen.
Ebenfalls zwei Kapitalerhöhungen in Milliardenhöhe
Auch das Volumen der Kapitalerhöhungen hat im ersten Quartal 2021 stark angezogen und sich im Vergleich zum Schlussquartal 2020 auf 3,874 Milliarden Euro beinahe verdoppelt. Von den insgesamt 16 Kapitalerhöhungen in den ersten drei Monaten des Jahres stechen zwei Transaktionen im Milliardenbereich hervor, die den Löwenanteil des Gesamtvolumens ausmachen: Siemens Healthineers, die Medizintechnik-Tochter von Siemens, sammelte 2,337 Milliarden Euro ein, um Kredite für die Übernahme des US-Krebsspezialisten Varian abzuzahlen. Der Lieferdienst Delivery Hero besorgte sich über eine Kapitalerhöhung 1,246 Milliarden Euro frisches Geld an der Börse, um seine Expansionspläne zu finanzieren.
Fremdkapitalemissionen auf hohem Niveau
Auch bei den Fremdkapitalemissionen spiegeln sich die wirtschaftliche Erholung und die damit verbundenen Wachstumsperspektiven für deutsche Unternehmen wider: Im ersten Quartal 2021 lagen die Emissionsvolumina im Investment Grade bei 30,626 Milliarden Euro und damit fast vier Mal so hoch wie im Schlussquartal 2020 (6,775 Milliarden Euro). Bei Investoren besonders nachgefragt sind derzeit Instrumente aus dem Bereich Umwelt, Soziales und Governance (ESG). Die Erlöse der High-Yield-Anleihen in den ersten drei Monaten dieses Jahres lagen knapp über denen aus dem Vorquartal (5,329 vs. 4,572 Milliarden Euro).
Ausblick: 15 Börsengänge liegen 2021 drin
Nach diesem starken Auftaktquartal zeigt sich Nadja Picard optimistisch: "Die Pipeline für Börsengänge ist weiterhin gut gefüllt. Sofern die günstigen Rahmenbedingungen anhalten , bin ich zuversichtlich, dass wir im Gesamtjahr 2021 rund 15 Börsengänge auf dem Frankfurter Parkett erleben werden", so die Prognose der PwC-Expertin. Presseberichten zufolge plant etwa der Finanzinvestor Cinven, den Laborkonzern Synlab noch im ersten Halbjahr 2021 an die Börse zu bringen; der Online-Modehändler About You strebt ebenfalls einen baldigen Börsengang an. Weitere Firmen arbeiten bereits intensiv an der Vorbereitung ihres IPOs.
"Eindeutig erkennbar ist der Trend zu Cornerstone- oder Anker-Investoren, die mit großen Orders den Erfolg eines IPO frühzeitig absichern", erläutert Carsten Stäcker. So verpflichteten sich z.B. beim Börsengang von Vantage Towers zwei institutionelle Investoren bereits vorab zur Zeichnung von 40% des IPO-Volumens. In der Vermarktungsphase für den Börsengang kann es dann recht schnell gehen: "Durch Corona können nun seit über einem Jahr keine physischen Roadshows mit Investoren mehr stattfinden. Die Verlagerung auf virtuelle Formate hat sich inzwischen aber recht gut etabliert - neben der Vermeidung von CO2 mangels Reisetätigkeit mit einem weiteren positiven Nebeneffekt: Die Zeitpläne lassen sich damit verkürzen und dadurch das Marktrisiko zwischen öffentlicher IPO-Ankündigung und Abschluss des Bookbuilding reduzieren", so das Fazit von Stäcker.
Über die Analyse:
Im "Emissionsmarkt Deutschland" analysiert PwC vierteljährlich sämtliche Aktienneuemissionen sowie Kapitalerhöhungen an der Börse Frankfurt. Darüber hinaus werden Neuemissionen von Unternehmensanleihen deutscher Emittenten erfasst. Die Angaben der Kapitalerhöhungen basieren auf Informationen von Thomson Reuters und beinhalten Transaktionen bis einschließlich 25. März 2021.
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Gregor Damm
PwC-Presseabteilung
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