Gerechter Risikostrukturausgleich - faire Argumentation
Berlin (ots)
Lange hat es sich für Krankenkassen gelohnt, vor allem junge und gesunde Menschen zu versichern. Mit der Einführung des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs (Morbi-RSA) zu Beginn des Jahres hat sich das grundlegend geändert: Die Gelder der Gesetzlichen Krankenversicherung fließen nun endlich dorthin, wo sie für die Versorgung kranker Menschen am dringendsten benötigt werden.
"Nur mit einem Finanzausgleich, der sich am Krankheitsbild der Versicherten orientiert, konzentriert sich der Wettbewerb zwischen den Kassen auf Qualität und Wirtschaftlichkeit statt auf die Jagd nach Gesunden. Deshalb ist der Morbi-RSA unverzichtbar", unterstrich Jürgen Graalmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes angesichts der gestrigen Spiegel-Berichterstattung. In dem Artikel "Das Tollhaus" heißt es, Kassen "sind nicht etwa daran interessiert, dass es ihren Versicherten gut geht, sondern im Gegenteil, möglichst schlecht". Der AOK-Bundesverband weist diese Aussage scharf zurück, denn sie ist absurd. Der neue Finanzausgleich gleicht - anders als der Spiegel es darstellt - nur die durchschnittlichen Folgekosten einer Krankheit aus. Es ist das Interesse der Kassen, die Versorgung zu verbessern und teure Komplikationen zu vermeiden.
Mit dem Morbi-RSA wurde die finanzielle Situation von Kassen, die viele chronisch Kranke und alte Menschen versichern, deutlich verbessert. So erhalten die Kassen beispielsweise für einen Patienten, der an einem Lungenödem mit chronischer Atemnot leidet und dessen Behandlung 13.300 Euro kostet, nun 12.500 Euro im Durchschnitt. Nach der alten Systematik hätten sie lediglich 3.750 Euro bekommen. Das Defizit verringert sich von fast 10.000 Euro auf rund 800 Euro. Der Morbi-RSA setzt also gezielt Anreize für alle Krankenkassen, mehr für eine gute Versorgung zu tun.
Anders als der Spiegel behauptet, lassen sich aber mit gesunden Versicherten auch weiterhin die "größten Überschüsse" erzielen. Denn gut die Hälfte der Beitragsmittel wird für Versicherte ohne Krankheitszuschläge ausgeschüttet. Daher ist es für jede Krankenkasse weiter von großer Wichtigkeit, dass ihre Versicherten ein gesundes Leben führen und Krankheiten vorbeugen. Im Bereich Prävention spielt die AOK eine Vorreiterrolle. Jede zweite Maßnahme der betrieblichen Gesundheitsförderung oder bei den Vorsorgeprojekten finanziert die AOK.
Weiter wird in dem Spiegel-Beitrag die Befürchtung geäußert, dass es durch absichtlich falsche Krankheitsdiagnosen der Ärzte zu einer "fortschreitenden Pathologisierung der Bevölkerung" kommt.
"Für die AOK ist es selbstverständlich, dass die dokumentierten Diagnosen das Krankheitsbild der Patienten korrekt und vollständig abbilden müssen. Alles andere ist illegal, Manipulationen sind zu sanktionieren", betonte Graalmann.
Die AOK-Gemeinschaft hat auf diese Einwände bereits im Januar mit einer "Deklaration zur Verbesserung der ärztlichen Diagnose-Dokumentation" reagiert. Dort heißt es, "die AOK spricht sich für einheitliche, verbindliche und qualitätssichernde Codierrichtlinien aus".
Im genannten Artikel des Nachrichtenmagazins wird auch die neue Rolle der Verbände der gesetzlichen Krankenkassen unter den Bedingungen des Gesundheitsfonds thematisiert.
Dabei mag dem Spiegel entgangen sein, dass der neue AOK-Bundesverband mit einem Verband alter Prägung keine Gemeinsamkeiten mehr hat. Seit Jahresbeginn 2009 neu aufgestellt, vertritt er auf Bundesebene die unternehmenspolitischen Interessen der regional agierenden AOK-Gemeinschaft. Ein weiteres zentrales Aufgabenfeld ist der vom Gesetzgeber geforderte Vertragswettbewerb. Aber auch die Entwicklung neuer Produkte, die Markenpflege der Gesundheitskasse sowie das Risikomanagement im Haftungsverbund der AOK-Gemeinschaft werden vom AOK-Bundesverband übernommen. Er begleitet den GKV-Spitzenverband, der ausschließlich nicht-wettbewerbliche Aufgaben übernimmt, partnerschaftlich.
"Unsere Zukunftsperspektive ist äußerst positiv, da liegt der Spiegel mit seiner Prognose ganz einfach falsch", kommentiert Jürgen Graalmann die unausgewogene Berichterstattung des Hamburger Nachrichtenmagazins.
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