AOK beginnt mit der Entwicklung von Behandlungsprogrammen für
chronisch Kranke
Versicherte können erstmals zum 1. Januar 2002 in
Pilotprojekten mitmachen
Berlin (ots)
Versicherte der AOK werden sich ab 1.1.2002 erstmals in spezielle Behandlungsprogramme für chronisch Kranke einschreiben können. Dann startet die AOK in Pilotregionen die Erprobung neuer Behandlungsprogramme. Das gab heute in Berlin Rolf Hoberg, stellvertretender Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, bekannt. Die AOK-Programme sollen sich auszeichnen durch eine bessere Koordinierung der Behandlung, sagte Hoberg. Dabei werde nicht mehr isoliert nur auf eine einzelne Krankheit geachtet, sondern die Gesundheits-situation des Patienten insgesamt berücksichtigt. Bereits Mitte 2002 wird die AOK dann vom Bundesversicherungsamt zertifizierte Diabetes-Programme und neue Programme für Brustkrebs-Vorsorge und Behandlung anbieten.
Rund 5,2 Millionen (20 %) der 26 Millionen AOK-Versicherten gelten als chronisch krank. Hoberg: "Endlich gibt uns die Politik die Chance, gemeinsam mit den Ärzten hier entscheidende Verbesserungen bei der Behandlung von chronisch Kranken zu erreichen. Andere Krankenkassen werden nachziehen müssen". Die AOK setzt bei der Einführung der neuen Programme zunächst auf schnelle, effektive vertragliche Regelungen mit innovativen Kassenärztlichen Vereinigungen. Sie ist aber auch bereit, direkt mit Ärztegruppen und -netzen Verträge zu schließen, sollte man mit den Kassenärztlichen Vereinigungen nicht zügig zu praktikablen und finanziell tragbaren Regelungen kommen. Nach einer wissenschaftlich begleiteten Pilotierungsphase und nach Zertifizierung der Programme durch das Bundesversicherungsamt soll sich bis zum Frühjahr 2002 herauskristallisieren, bei welchen chronischen Erkrankungen sich mit den neuen Programmen wesentliche Verbesserungen der Gesundheit erreichen lassen. Damit könnten dann auch Kosten für schwere Folgeerkrankungen vermieden werden und mittelfristig auch eine Entlastung der Beitragszahler erreicht werden. Hoberg unterstrich, dass erst die von der Bundesregierung initiierte Reform des Risikostrukturausgleichs die neuen, auch als "Disease-Management-Programme" bezeichneten Behandlungsformen finanziell möglich mache. Hoberg: "Die Bundesregierung ordnet jetzt den Wettbewerb in der gesetzlichen Krankenversicherung neu. Künftig wird es unter allen Kassen auch einen Wettbewerb um besonders gute und effiziente Behandlungsprogramme für chronisch Kranke geben und nicht nur den Wettbewerb um junge und gesunde Mitglieder." Da in Zukunft im wettbewerbsorientierten Solidarausgleich unter den Kassen das Geld der Beitragszahler auch in die Finanzierung der neuen Disease-Management-Programme fließe, müssten sich die neuen Programme auch unter den Kriterien des optimalen, wirtschaftlichen Mitteleinsatzes bewähren. Hoberg: "Für die neuen Programme gelten harte Marktregeln. Eingeführt wird nach der Testphase nur, was gut ist und sich unter den neuen Rahmenbedingungen des Risikostrukturausgleichs auch rechnet."
Beginnen wird die AOK mit dem Test von Behandlungsprogrammen zu den Krankheiten Diabetes, Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Asthma und Brustkrebs. Notwendig hält die AOK aber auch die Prüfung und Erfolgsbewertung von weiteren Behandlungskonzepten, so z. B. für Menschen mit Depressionen. Gerade in diesem so weit verbreiteten Krankheitsbild habe das Ende August vorgelegte Gutachten des Sachverständigenrates auf schwere Mängel des Behandlungsmanagements hingewiesen. Über die weiteren Programme wird in den nächsten Wochen entschieden. Die medizinische Leiterin des AOK-Disease-Management-Programmes, Dr. Gabriele Müller de Cornejo, erklärte, mit den neuen Behandlungsprojekten biete sich für die vielen engagierte Ärzte in Deutschland ein neues Feld für medizinisch erfolgreiche Arbeit. Viele Ärzte - zum Beispiel im Bereich der Diabetologie, seien enttäuscht über die bisher immer nur möglichen kleinen Schritte vorwärts bei der Bekämpfung weitverbreiteter Krankheiten. Die Behandlungsprogramme sollen erreichen, dass die Betreuung von chronisch Kranken nicht mehr nur stattfindet ,wenn der Kranke mit akuten Beschwerden zum Arzt kommt. Stattdessen sollen die Kranken kontinuierlich nach medizinischen Leitlinien behandelt werden. Dies vermeidet, dass wichtige Untersuchungen vergessen werden und notwendige Behandlungsschritte zu spät kommen, um schwere Folgen noch vermeiden zu können. Die Programme sehen vor, dass Patienten über wichtige Eigenschaften ihrer Erkrankung informiert werden und sich fortbilden können, wie sie besser mit ihrer Erkrankung zurecht kommen.
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