WIdO: Krankmeldungen weiter rückläufig
Jeder Zweite hat Angst, seinen Job zu verlieren
Bonn (ots)
Der Trend zu niedrigen Krankenständen hält an. Nach Angaben des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) nahm die Zahl der Krankmeldungen in den Betrieben erneut ab. Bei den AOK-Mitgliedern lag der Krankenstand im Jahr 2002 bei 5,2%. Um ihren Job nicht zu gefährden, melden sich die Beschäftigten nur noch krank, wenn es sich gar nicht mehr vermeiden läßt. Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer hat Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Dies ergab eine repräsentative Befragung des WIdO. Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Krankenstände im Jahr 2002 in den meisten Branchen zurück oder blieben stabil. Auch die durchschnittliche Dauer der Arbeitsunfähigkeitsfälle war mit 12,3 Tagen etwas niedriger als im Vorjahr. Jedes AOK-Mitglied war im Durchschnitt 19,0 Kalendertage krankgeschrieben. Im Jahresverlauf war der Krankenstand, wie in den Vorjahren, im Februar am höchsten (6,2%). 5,6% der Arbeitsunfähigkeitstage waren auf Arbeitsunfälle zurückzuführen.
Über die Ursachen sinkender Fehlzeiten in den Betrieben wird immer wieder spekuliert. Das WIdO hat im Rahmen des GKV-Monitors die Gründe für die rückläufigen Krankmeldungen erhoben. Drei Viertel (74%) der rund 2000 befragten Arbeitnehmer geben an, dass vor allem die Angst um den Arbeitsplatz dazu führe, dass man sich mit Krankmeldungen zurückhält. 9 von 10 Befragten gehen auch zur Arbeit, wenn es ihnen nicht so gut geht. Fast drei Viertel (71%) der Arbeitnehmer berichten, es sei im letzten Jahr auch vorgekommen, dass sie gearbeitet hätten, obwohl sie sich richtig krank gefühlt haben. Mehr als die Hälfte der Befragten wartet notfalls das Wochenende ab, um sich zu erholen. Jeder fünfte hat im letzten Jahr zur Genesung auch auf Urlaubstage zurückgegriffen. Die Mehrheit der Beschäftigten meldet sich nur krank, wenn zuvor ein Arzt konsultiert wurde. Zwei Drittel (65%) der Beschäftigten befürchten berufliche Nachteile bei Krankmeldungen. Bedenklich muss erscheinen, dass fast jeder dritte Arbeitnehmer (30%) auch gegen den Rat des Arztes zur Arbeit geht.
Die niedrigen Krankenstände dürften auch darauf zurückzuführen sein, dass inzwischen viele Betriebe Maßnahmen zur Senkung des Krankenstandes ergriffen haben. Mehr als ein Viertel der befragten Arbeitnehmer (29%) berichten davon. Meist handelt es sich dabei um Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, wie z.B. Rückenschulen oder Sportangebote. Die Betriebe werden dabei von der AOK unterstützt. Neben Gesundheitsangeboten sind "Rückkehrgespräche" am weitesten verbreitet. Jeder siebte Befragte (14%) gibt an, dass in seinem Betrieb Mitarbeiter mit häufigen Krankmeldungen vom Vorgesetzten zu einem Gespräch gebeten werden.
Detaillierte Daten und Analysen zur aktuellen Krankenstandsentwicklung sowie ein Beitrag mit weiteren Ergebnissen der Befragung (GKV-Monitor) erscheinen im Herbst im Fehlzeiten-Report 2003. B. Badura/H. Schellschmidt/C. Vetter (Hrsg.) Fehlzeiten-Report 2003 Wettbewerbsfaktor Work-Life-Balance. Betriebliche Strategien zur Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Privatleben. Zahlen, Daten, Analysen aus allen Branchen der Wirtschaft, Springer-Verlag, Oktober 2003, Euro 29,95; sFr 46,50,-.
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Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)
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