Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Prädikat "besonders wertvoll" für Maria Schrader in VERGISS MEIN ICH/Jan Schomburg erhält höchste Auszeichnung der FBW - Gütesiegel auch für DIE SCHÖNE UND DAS BIEST und den packenden Thriller ZULU
Wiesbaden (ots)
Wiesbaden, 28. April. Schon mit seinem Erstlingswerk ÜBER UNS DAS ALL überzeugte Regisseur Jan Schomburg die Kritiker. Auch in seinem neuen Film VERGISS MEIN ICH (Start: 1. Mai) geht es um eine starke Frau, die den Halt in ihrem Leben verliert und sich neu definieren muss. Lena, grandios gespielt von Maria Schrader, verliert ihr biografisches Gedächtnis. Alle Versuche, ihres Manns, ihre Vergangenheit für sie zu rekonstruieren, scheitern. Lena muss neu herausfinden, wer sie ist. Die FBW-Jury war beeindruckt vom Spiel des Ensembles und hob diesen Aspekt auch in ihrer Begründung für die Vergabe des höchsten Prädikates "besonders wertvoll" hervor: "Maria Schrader verkörpert die Frau auf der Suche nach dem verlorenen Leben, bzw. nach einer neuen Identität mit großer Intensität und Authentizität. Aber auch die anderen Darsteller verleihen dieser dunklen Geschichte voller seelischer Abgründe eine starke emotionale Tiefe."
Unzählige Interpretationen existieren schon von dem berühmten französischen Volksmärchen, nun fügt Regisseur Christophe Gans, bekannt durch PAKT DER WÖLFE, seine eigene Vision der Geschichte von DIE SCHÖNE UND DAS BIEST (Start: 1. Mai) hinzu. Gans hält sich eng an die Vorlage aus dem 17. Jahrhundert und bewegt sich elegant in einer Welt zwischen moderner Fantasy und klassisch romantischem Märchen. Die fünfköpfige Expertenrunde lobte die "opulenten Bilder" sowie die "reiche Ausstattung des Films mit prunkvollen Kostümen und prächtigem Dekor". Auch das Zusammenspiel der Stars Vincent Cassel und Léa Seydoux sorgte nach Ansicht der Jury immer wieder für "magische Momente". Sie vergab das Prädikat "wertvoll".
Dem französischen Regisseur Jérôme Salle ist mit seinem Film ZULU (Start: 8. Mai) ein packender und mitreißender Genremix gelungen. Ausgehend von der aktuellen politisch brisanten Situation in Südafrika, erzählt der Film auf einer Ebene die Geschichte zweier Cops, die in einem Mord an einer jungen weißen Frau ermitteln müssen. Während sie immer tiefer in einen Sumpf aus Korruption geraten, müssen sie erkennen, dass, trotz aller hoffnungsvoller Visionen, die Nelson Mandela für das Land hatte, die traumatischen Narben der unterdrückten schwarzen Bevölkerung immer wieder aufbrechen können. Nervenzerreißende Spannung, aufgeladene Action-Sequenzen und stille Momente gehen gekonnt und lückenlos ineinander über. In den Hauptrollen glänzen Forest Whitaker und Orlando Bloom. Ihre Figuren spiegeln, zusammen mit den exzellenten atmosphärisch dichten Bildern, die angespannte Stimmung im Land. Die FBW-Jury vergab das höchste Prädikat "besonders wertvoll" für den französisch-südafrikanischen Film, der mutig zwischen den Genres wandelt und den Zuschauer bis zur letzten Minute fesselt.
Prädikatsfilme vom 1. bis 8. Mai 2014
Vergiss mein Ich
Spielfilm, Drama. Deutschland 2014 Filmstart: 01.05.2014
Die Diagnose ist hart, plötzlich und schlägt eine tiefe Schneise in Lenas Leben: Aufgrund einer nicht behandelten Gehirnentzündung hat sie ihr biographisches Gedächtnis verloren. Sie weiß, dass Paris die Hauptstadt Frankreichs ist, sie weiß, wer die Kanzlerin ist - aber über sich selbst weiß sie nichts. Die Liebe zu ihrem Mann, die Beziehung zu Freunden und Kollegen, die Fähigkeit, Gefühle zuordnen zu können, all das fehlt Lena. Und ihr Mann Tore möchte es ihr wiedergeben. Er geht mit ihr an Orte, die sie liebte und erzählt ihr von all den Dingen, mit denen sie zu tun hatte. Doch Lena kann die Verbindung an die Vergangenheit nicht knüpfen. Sie weiß nicht, wer sie ist. Nur eines ist sicher: Sie wird nie mehr die Lena sein, die sie einmal war. Der neue Film von Jan Schomburg lässt dem Zuschauer kaum Zeit, Lena vor der schrecklichen Diagnose kennenzulernen. Mit ihr zusammen wird er mit dem Verlust von Lenas Identität konfrontiert und muss das Puzzle ihrer Persönlichkeit Stück für Stück zusammensetzen. In einer darstellerischen Tour-de-Force verkörpert Maria Schrader diese Frau, die sämtliche Gefühle neu lernen muss und verzweifelt versucht, es allen recht zu machen. Ihre "Gehversuche" entbehren an manchen Stellen nicht einer subtilen Komik, wofür Schomburgs Drehbuch, das viele subtile Unter- und Halbtöne zulässt, immer wieder sorgt. Johannes Krisch ist ebenfalls großartig als Tore, der noch einmal einen anderen Blick auf das Geschehen ermöglicht. Nach und nach offenbart er die Verzweiflung des Ehemanns, der seine Frau wiederhaben möchte und feststellen muss, dass sie ihm entgleitet. So wie die Freunde, die nicht mehr wissen, ob die Frau vor ihnen noch "ihre" Lena ist. Eine fast surreale und traumhafte Stimmung durchzieht viele Szenen, bis zum Schluss, als Lena feststellt, dass sowieso immer "eine Lücke bleiben wird", und in die Unschärfe des Bildes entschwindet. Zwischen großen Gefühlen und trockener Ernüchterung changierendes, eindringliches Drama über das Vergessen der Identität. Und das Wiederfinden des Ichs.
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Die Schöne und das Biest
Spielfilm, Drama, Fantasy. Deutschland, Frankreich 2014. Startdatum: 01.05.2014
Ein Leben für eine Rose! Dies fordert das schreckliche Biest, als ein Kaufmann aus seinem verwunschenen Garten eine Blume für seine Lieblingstochter Belle stiehlt. Um den Vater zu retten, willigt Belle ein, statt seiner in das verlassene Schloss zu ziehen. Das Biest ist einverstanden. Zunächst meidet Belle den Kontakt mit der abscheulichen Kreatur, doch immer stärker wird ihr, auch durch ihre Träume, klar, dass sich hinter dem aggressiven und scheuen Monster ein Wesen verbirgt, auf dem ein schrecklicher Fluch liegt. Nur durch wahre Liebe kann dieser Fluch aufgehoben werden. Und langsam verändern sich Belles Gefühle gegenüber dem Biest. Regisseur Christophe Gans verknüpft in seiner Version des berühmten französischen Volksmärchens romantisch-verspielte Momente mit überwältigenden Fantasy-Elementen, die mit den Szenerien aus HERR DER RINGE mithalten können. Ein berauschender Klangteppich liegt über der Handlung und die Schlosskulisse wirkt wie aus einer Sage entsprungen. In der Konstellation der Figuren hält sich Gans eng an die Vorlage, fügt aber einen eigenständigen Handlungsbogen hinzu, indem er die Vorgeschichte des Monsters erzählt. Doch im Zentrum steht natürlich auch hier die Liebesgeschichte zwischen der schönen jungen Belle, deren mädchenhafter Stolz und Tugend von Léa Seydoux perfekt verkörpert wird, und dem Biest, hinter dessen grauenhafter Maske Vincent Cassel versteckt ist. Cassels Spiel verknüpft gekonnt die animalische Leidenschaft des Tieres mit dem melancholischen Leiden des Menschen, der eine große Liebe verloren hat. DIE SCHÖNE UND DAS BIEST ist Kino der großen Gefühle - ein Märchen für Jung und Alt, das zum Schwärmen einlädt.
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Zulu
Spielfilm, Drama, Thriller. Frankreich, Südafrika 2013 Filmstart: 08.05.2014
Ali und Brian könnten nicht unterschiedlicher sein. Ali ist schwarz, rechtschaffen und achtet immer auf die Einhaltung des Gesetzes. Brian ist weiß, trinkt und ist hoffnungslos unzuverlässig. Beide sind Cops in Kapstadt und ermitteln zusammen in einem Mord an einer Tochter aus gutem Hause. Nach und nach stellt sich jedoch heraus, dass ihre Untersuchungen im Drogen- und Bandenmilieu nur an der Oberfläche des Falls kratzen. Die Spur führt die Polizei bis in die Townships, wo seit geraumer Zeit Kinder verschwinden. Ali und Brian erkennen, dass es hier um viel mehr geht als "nur" einen Mord - und dass auch ihr eigenes Leben in Gefahr ist. Südafrika zwischen Rassismus, den Wunden des Apartheid-Regimes und der Chance auf einen Neuanfang: Das ist das politisch-gesellschaftliche Gefüge, in das Jerome Salle seine Figuren steckt. Um diesen Spagat zwischen traumatisierter Vergangenheit und einer möglichen Zukunft aufzuzeigen, verweigert der Film jegliche Schwarz-Weiß-Zeichnung und siedelt die Verbrecher in allen Kultur- und Gesellschaftsschichten an. Und auch die Guten haben ihre Ecken und Kanten. Brian, cool und abgebrüht gespielt von Orlando Bloom, ist nicht wirklich ein "good cop". Er trinkt, missachtet Vorschriften und denkt eher schlecht über seine Heimat Südafrika. Ihm gegenüber steht Ali, den Forest Whitaker zunächst mit stoischer Ruhe und Ausgeglichenheit spielt. Doch immer mehr verrät seine Mimik das persönliche Trauma Alis, der zum menschlichen Pulverfass wird, bereit, zu explodieren. Salle gelingt es, die Figuren in diesem gefährlichen Spannungsfeld festzuhalten und den Zuschauer förmlich in den Sitz zu pressen, bis hin zu einem nervenzerreißenden und packenden Showdown, dessen unglaubliche Bilder dem Zuschauer noch lange im Gedächtnis bleiben werden. ZULU ist spannender Polizeifilm, Gesellschaftsdrama und expressives Actionkino in einem. Und dazu noch ein hochbrisanter filmischer Beitrag über die Lebensrealität in Südafrika.
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