Don DeLillo: "Lektoren sind immens wichtig"
Hamburg (ots)
Der amerikanische Schriftsteller Don DeLillo setzt sich im ZEITmagazin LEBEN vehement für Buchlektoren ein und nennt es eine "Schande", dass der Berufsstand des Lektors in Amerika ausstirbt. "Was soll das? Lektoren sind immens wichtig, sie können Karrieren retten! Nehmen Sie meinen Fall. Wenn ich das Manuskript meines ersten Romans Americana heute einem Verlag anbieten würde - es würde nie veröffentlicht werden. Es bestand aus 700 chaotischen Seiten, ein ziemliches Durcheinander. Aber es fand sich ein Lektor, der sagte, in diesem Chaos steckt etwas Interessantes." Seine Frau sei immer die erste Leserin seiner Bücher, "aber erst, wenn ich es zu Ende geschrieben habe".
Mit seinen Büchern will DeLillo die Welt nicht verändern. "Norman Mailer wollte das, er hatte sich zum Ziel gesetzt, das Bewusstsein unserer Zeit zu verändern. Und ich glaube, dass er in den sechziger Jahren durchaus nahe dran war, das zu schaffen. Aber ich? Nein, nein, ich wollte so etwas nie. Ich bin nicht maileresk." Der Autor weiter: "Ich glaube, dass es so etwas wie einen glücklichen Autor nicht gibt. Schreiben ist schwierig, frustrierend, der Anfang ist immer das Schwerste, aber dann, oft erst nach der Hälfte des Buchs, erlebt der Autor oft ein besonderes Glück: Das Geschriebene ergibt plötzlich Sinn, die Dinge werden klarer, das Schreiben fällt ihm leichter."
DeLillo versucht, nicht darüber nachzudenken, wie ihn andere sehen: "Ein Schriftsteller sollte vermeiden, der zu werden, für den ihn die Öffentlichkeit hält. Wenn einem das nicht gelingt, friert man ein, erstarrt in einer Pose der Selbstdarstellung. Und der Autor in Ihnen stirbt. Sehen Sie, es ist nicht so, dass mir ein zeitgeschichtliches Phänomen auffällt und ich es geschickt in einen Roman einbaue. Ich schreibe unbewusst. Ich bin darin wohl einem Künstler ähnlich, der Bilder malt oder Skulpturen schafft, die ein Zeitgefühl widerspiegeln, ohne dass er dieses analysieren könnte."
Das neue Buch "Falling Man" von Don DeLillo erscheint am 29. Oktober bei Kiepenheuer & Witsch.
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Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 42 vom 11.Oktober 2007
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