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Italienischer Komiker Grillo: Wir sind die größten Betrüger Europas

Hamburg (ots)

Der beliebteste Komiker Italiens, Beppe Grillo,
beklagt in der ZEIT, dass die EU-Gelder für Italien "im Nichts" 
verschwinden: "Milliarden von Euro gehen an Kalabrien, Sizilien und 
Ligurien - und verschwinden im Nichts. Ich habe gesagt: Warum stellt 
ihr nicht alle Daten ins Netz, damit der Bürger kontrollieren kann, 
wem hier was wofür gezahlt wird? Der kalabresische Staatsanwalt Luigi
de Magistris hat erklärt, wie sich die Mafia Briefkastenunternehmen 
schafft, um an die europäischen Fördergelder zu kommen. Wir sind die 
größten Betrüger Europas."
Die Gewalt der italienischen Fußballfans erklärt Grillo mit  sechs
Millionen Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen, jungen Leuten, 
die ihrer Zukunft beraubt seien. "Für die ist ein Beamter in Uniform 
eine Reizfigur. Außerdem gibt es keine Grenzen mehr zwischen 
Legalität und Illegalität, es herrscht ein Klima der Straffreiheit." 
Auf höheren Ebenen würde niemand mehr bestraft: "Wir haben wegen 
Veruntreuung verurteilte Manager in den Unternehmen sitzen, der 
Korruption Angeklagte in der Antimafiakommission und wegen 
betrügerischen Bankrotts verurteilte Bankiers in den Vorständen der 
Banken. Im Parlament sitzen 24 vorbestrafte Parlamentarier. Und wenn 
du einen Strafzettel nicht bezahlst, dann beschlagnahmen sie deine 
Wohnung. Diese Ungerechtigkeit löst die Gewalt aus: Wenn du nichts 
mehr zu verlieren hast, wirfst du einen Stein. Bei uns ist nur 
deshalb nicht noch mehr passiert, weil wir die Straßen asphaltiert 
haben."
"Wir Italiener sind einfach zu duldsam", sagt der Komiker Grillo. 
Das hänge auch mit der kontinuierlichen Desinformation der 
italienischen Presse zusammen: "Die Italiener werden mit unnützen 
Informationen überflutet, und die wichtigen Dinge erfahren sie nicht.
Die Zeitungen sind nichts anderes als Pressebüros der politischen 
Parteien, der Banken, der Unternehmen. Die wenigen Journalisten, die 
noch Journalismus machen, müssen von Leibwächtern bewacht werden."
Zu Berlusconi, der eine neue Partei gründen will, sagt Grillo: "Er
kopiert die anderen. Und geht mit dem Megafon unters Volk. Er traut 
nicht mal seinen eigenen Fernsehsendern mehr über den Weg! Er muss 
selbst auf die Straße gehen, um die Leute zu sehen, um zu kapieren, 
wie viele es sind. Sein Stern geht unter, Berlusconi ist 72 Jahre 
alt, er hat es an der Prostata, warum sollte er sich mit einem 
Italien abgeben, das bankrott ist?"

Pressekontakt:

Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 48 vom 22. November 2007
senden wir Ihnen gerne zu. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an
Elke Bunse, DIE ZEIT Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Tel.:
040/3280-217, Fax: 040/3280-558, E-Mail: bunse@zeit.de)

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