Michael Naumann, Staatsminister für Kultur, in der ZEIT: "Besen- , fakten- und aktenrein hinterließ Staatsminister Anton Pfeifer, MdB, im Oktober 1998 sein Büro im Bundeskanzleramt."
Hamburg (ots)
Bei der Übernahme der Regierungsgeschäfte im Herbst 1998 hat Kulturstaatsminister Michael Naumann im Kanzleramt ein völlig ausgeräumtes Büro vorgefunden. In einem Beitrag für die Wochenzeitung DIE ZEIT schreibt Naumann, sein Vorgänger Anton Pfeifer habe alles "besen-, fakten- und aktenrein" hinterlassen. Sämtliche Dienstunterlagen seien verschwunden gewesen, in den Regalen gähnende Leere. "Nur eine elektrische Schreibmaschine stand herum, und eine traurige lederne Schreibunterlage lag auf dem Amtstisch."
Sogar die Kurzwahl-Tasteneintragungen des Bürotelefons hätten die Mitarbeiter seines Vorgängers gelöscht. "Nur das Faxgerät hatten sie vergessen. Taste eins: CDU-Parteizentrale. Taste zwei: Abgeordneten- und Wahlkreisbüro Pfeifer. Taste drei: BILD-Zeitung." Auf die Anforderung von Akten etwa zum Holocaust-Mahnmal habe das Archiv geantwortet: "Da gibt es nichts, die Herren haben nur telefoniert."
Naumann: "In Wirklichkeit waren die wesentlichen Akten vernichtet oder abgeschleppt. Als gälte es, alle Spuren am Tatort zu vertuschen - jeden Fingerabdruck der Machtausübung, jedes Zeugnis von Beamtenfleiß und politischer Verantwortung, jede überprüfbare Voraussetzung von Rationalität, Effektivität und Kontinuität im Staatsapparat."
Diese Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 28/2000 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 6. Juli 2000 ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Textes kann angefordert werden.
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