Manfred Gentz, Sprecher der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft zur Entschädigung der Zwangsarbeiter, im ZEIT-Interview über die Weigerung vieler Unternehmen, Entschädigungen für Zwangsarbeiter zu zahlen
Hamburg (ots)
"Das Thema ist nicht beliebt. Viele versuchen, abzutauchen".
Viele deutsche Unternehmen weigern sich, einen Beitrag zur Entschädigung der NS-Zwangsarbeiter zu leisten. In einem Interview mit der Wochenzeitung DIE ZEIT erklärte der Sprecher der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft, Manfred Gentz, viele versuchten, "einfach abzutauchen". Andere Firmen erklärten eindeutig, sie wollten sich nicht beteiligen. Außerdem gibt es nach den Worten von Gentz Unternehmen, die "klipp und klar" sagten, das sei ein Thema, das nur den Staat angehe, der während des Zweiten Weltkriegs die Zwangsarbeit veranlasst habe. Eine gesetzliche Zwangsabgabe erachtet Gentz nicht für sinnvoll: "Gerade für den moralischen Ansatz spielt die Freiwilligkeit eine große Rolle."
Trotz der Absagen wird die Wirtschaft jedoch nach den Worten von Manfred Gentz, im Hauptberuf Finanzchef von DaimlerChrysler, ihr Versprechen erfüllen und insgesamt fünf Milliarden Mark für die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" bereit stellen. Das Gesetz zur Errichtung der Stiftung soll am (morgigen) Donnerstag vom Bundestag verabschiedet und in der kommenden Woche vom Bundesrat beschlossen werden. Derzeit belaufen sich die Zusagen jedoch erst auf 3,1 Milliarden Mark. Gentz äußerte sich zuversichtlich, dass die Stiftungsinitiative die Gesamtsumme bis Ende des Jahres erreichen werde.
Gentz betonte im ZEIT-Interview, dass er dagegen war, individuelle Entschädigungen zu zahlen. "Ich war und bin der Meinung, das mit Beiträgen von 5.000, 10.000 oder 15.000 Mark das erlittene Unrecht nicht wieder gutzumachen ist." Und: "An der Regelung, die wir jetzt getroffen haben, ist nichts mehr zu ändern."
Diese Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 28/2000 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 6. Juli 2000 ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Interviews kann angefordert werden.
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