Pulitzer-Preisträger Richard Ford im ZEIT-Interview: Persönlichkeiten von Bush und Gore nicht interesssanter als das Innere einer Parkuhr
Hamburg (ots)
Der amerikanische Schriftsteller Richard Ford, 56, nennt die aktuelle Lage der amerikanischen Politik vor dem Hintergrund der ungeklärten Clinton-Nachfolge "eine Funktionsstörung". Im Gespräch mit der Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT sagt der Pulitzer-Preisträger: "Zumeist gleitet die Demokratie mit eingeschaltetem Autopiloten über einem Abgrund der Apathie dahin, wir bemerken sie gar nicht. Jetzt ist der Autopilot ausgefallen, und das Ding muss von Hand gesteuert werden." Jetzt sei die Nation wach, und das sei gut so. Den Kandidaten der Republikaner, George W. Bush, nennt Ford einen "kaltblütigen, das big money repräsentierenden, fundamental zynischen Politiker". Der demokratische Kandidat Al Gore sei "wahrscheinlich ein Lügner, der selbst nicht merkt, wenn er lügt".
Beide Kandidaten trügen streng bürgerliche "Charakterrüstungen", um sich von ihrem unsteten Vorgänger Clinton abzusetzen. Ihre Persönlichkeiten, so Ford weiter, seien vermutlich nicht viel interessanter als das Innere einer Parkuhr. Mit dem scheidenden Präsidenten geht Ford hart ins Gericht: Clinton habe viele Leute enttäuscht, "weniger durch seine Lügen als durch seine Bereitschaft, den Amerikanern unendlich viel Zeit zu stehlen" und mit seinen Eskapaden das ganze Land lahmzulegen. Dennoch sei Clinton einer der bessereren US-Präsidenten gewesen: "Angenehm an Clinton war, dass wir spätestens bei seiner zweiten Kandidatur wussten, was für ein slime ball, welch verdorbenes Subjekt er war. Er hat uns nicht gebeten, ihn für etwas zu halten, was er nicht ist."
Diese PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 47/2000 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 16. November 2000 ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut
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