ZEIT-Interview mit Alexander Kluge: Muss denn Fernsehen trostlos sein?
Hamburg (ots)
Alexander Kluge (68) Filmemacher, Autor und Jurist macht seit mehr als zwölf Jahren unabhängiges Fernsehen. In der jüngsten Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT befragt ihn der Publizist Adolf Theobald:
Über den Samstagabend im deutschen Fernsehen: "Das ist in Deutschland Tradition seit den dreißiger Jahren. Selbst im Krieg wollte der Landser seine Unterhaltung im Fronttheater geniessen, damit er in der Woche wieder seine Feinde erschiessen kann. Diese Tradition entwickelte sich vom ,Dritten Reich' über die DDR bis zum MDR."
Über die große Minorität der "aktiven" Fernsehzuschauer: "Für sie ist das Internet wichtiger als TV. Hier entwickelt sich eine neue Art von ,Gewerbefreiheit des Geistes', weil im Internet jeder Sender und Empfänger zugleich ist."
Über sein neues Projekt, den Sender 1 DE in Berlin: "Wir haben einen Antrag auf Zulassung des Senders 1 DE gestellt. Ein metropolitanes Fernsehen. Das Wort ,Berlin' steht da mit der Betonung auf eine Großstadt, nicht die Großstadt. 1 DE wird die Interessen derjenigen vertreten, die neben den monolithischen Blöcken auch im Fernsehen vertreten sein wollen, sollen."
Über die grossen TV-Konzerne: "Die grossen Konzerne sind Gefangene ihres Erfolgs. Sie können ihre Programme nicht ändern, ohne ihre Zuschauer zu verlieren. Also müssen sie bei dem schon Gefundenen bleiben, und sie gefährden dadurch ihren Zukunftserfolg. Ihre Programme sind einander zu ähnlich."
Über das kreative Potenzial der öffentlich-rechtlichen Sender: "Wenn Sie heute die Gewerbefreiheit in einer Öffentlichen TV-Anstalt ausrufen würden und die Initiative der Mitarbeiter zuliessen, bekämen Sie einen Produktivitätsboom, der ARD und ZDF auf Jahrzehnte versorgen könnte."
Diese PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 52/2000 mit Erstverkaufstag am Mittwoch, 20. Dezember 2000 ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Textes kann angefordert werden.
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