ZEIT: Rechtsextremistische Straftaten werden in Polizeistatistiken "deutlich unterschätzt"
Hamburg (ots)
Die polizeilichen Statistiken über rechtsextremistische Straftaten verharmlosen offensichtlich das Problem. Der Trierer Soziologe und Berater der Bundesregierung, Helmut Willems, sagte im Interview in der jüngsten Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT, ein grosser Teil rechter Gewalt falle "systematisch aus der Statistik heraus". Die Dunkelziffer sei "mit Sicherheit" beträchtlich. "Sowohl die Zahl der Fälle, als auch die Zahlen der Opfer und Täter werden in den polizeilichen Statistiken deutlich unterschätzt."
Die geringe Verlässlichkeit der Staatsschutzstatistiken führt Willems unter anderem auf veraltete Erfassungskriterien zurück. Seinen Angaben zufolge werden zum Beispiel in der Polizeilichen Kriminalstatistik Staatsschutz (PKS-S) mehr als 50 Prozent der jährlich gemeldeten Fälle rechtsextremistischer Gewalt nicht als rechtsextremistisch gewertet, sondern - weil die Taten keiner Organisation zugeordnet werden können - unter "Sonstiges" verbucht.
Zudem macht Willems auf stark differierende Zählpraktiken in den Bundesländern aufmerksam: "Rechte Gewalttaten werden häufig von alkoholisierten Tätern begangen. Manchmal werden diese Taten dem extremistischen Bereich zugeordnet, manchmal als unpolitische Rauschdelikte verbucht." Die Unterschiede in der Häufigkeit rechtsextremistischer Straftaten zwischen den Bundesländern seien zum Teil auf die unterschiedlichen Zählweisen zurückzuführen. "An einigen Stellen gibt es wahrscheinlich auch das Bestreben, die Fallzahlen niedrig zu halten."
Diese PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 08/2001 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 15. Februar 2001, ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Textes kann angefordert werden.
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