ZEIT-Kolumne: Macher & Märkte
Peinliche Panne der Sparkassen /
Interne Dokumente zur Rentenreform landen auf der Homepage des
Sparkassen-Verlages (DSV)
Hamburg (ots)
Peinliche Panne der Sparkassen: Interne Dokumente mit Anweisungen, wie die Berater neue Kunden für die private Altersvorsorge gewinnen sollen, sind auf der Homepage des Deutschen Sparkassen-Verlages (DSV) gelandet. Was Verbraucherschützer immer schon ahnten, wird in den Strategiepapieren bestätigt: dass alle Geldhäuser die Unwissenheit der Bürger in Sachen Privatrente dazu nutzen, hemmungslos Daten zu sammeln - um dann möglichst viele Versicherungen, Fonds oder Sparpläne zu verkaufen. "Nutzen Sie ... das Beratungsgespräch als optimalen Anlass, um möglichst viele Infos über ihren Kunden zu gewinnen", heißt es in den Anweisungen der Sparkassen für ihre Berater. "Der höhere Aufwand in der Analyse wird garantiert durch deutlich höhere cross-selling-Möglichkeiten mehr als ausgeglichen." Und weiter: "Jeder Kunde verfügt im Schnitt über 15 Finanzprodukte von sieben Finanzdienstleistern. Dem gilt es aktiv entgegenzutreten." Nicht zuletzt "aufgrund des hohens Vertrauens, das Kunden ihrer Sparkasse entgegenbringen", könne "über die Altersvorsorge eine dauerhafte Kundenbindung erzielt werden".
Das Vertrauen der Kunden in die Mannschaft rund um Sparkassenpräsident Dietrich Hoppenstedt dürfte freilich schwinden, wenn diese mitbekommen, dass die Sparkassenberater genau unterscheiden, wen sie wie betreuen. Wer mehr als 100 000 Mark Einkommen erzielt, bekommt die "Priorität 1" zugewiesen: Der Berater ruft persönlich an und berät "umfassend". Bei einem Einkommen zwischen 50 000 und 100 000 Mark fallen Kunden im Alter von 18 bis 40 Jahren in "Priorität 2b"; sind sie kinderlos sogar in "Priorität 3". Einen Anruf gibt es in beiden Fällen nicht mehr, nur noch die "Ansprache per Mailing" - also einen Musterbrief. Verständlich, wenn man die Anregungen des Strategiepapiers liest: "Sie möchten in die Analyse und Beratung nicht viel Zeit investieren und auf dem allerschnellsten Weg die von ihnen präsentierten Produkte ,an den Mann' bringen ...", wird der "Beratungsbogen Kurz-Check" angepriesen. Selbst den Kugelschreiber der Sparkasse, einen Stift mit "Schreibkomfort durch breite Gummimanschette", bekommt man nicht ohne Hintergedanken. Das "kostengünstige Give-Away" soll den "Abschluss-Goodwill verstärken".
Diese PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 27/2001 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 28. Juni 2001, ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei.
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