"Höher, schlanker, transparenter"
Der Bauingenieur des WTC plant
das höchste Gebäude der Welt
Hamburg (ots)
"In Deutschland ist das Hochhausfieber ausgebrochen", verkündete die internationale Konferenz "Tendenzen im Hochhausbau" nur wenige Tage vor den Terroranschlägen auf das World Trade Center (WTC). Leslie Robertson, der Bauingenieur des WTC, erklärte auf eben dieser Konferenz, dass sein neuestes Projekt, das Weltfinanzzentrum in Shanghai, mit 500 Metern bald das höchste Haus der Welt sein würde. Die Sicherheit sei "kein Problem", da die Strukturen von Wolkenkratzern selbst den Rammstoß eines Flugzeugs stand halten könnten. Zwei Tage nach der Konferenz stürzten die Türme des WTC ein.
Auch der deutsche Architekt Gerd Rummel jubelte: "Höhenrekorden sind technisch keine Grenzen mehr gesetzt." Der technische Fortschritt korrespondiere mit der Kühnheit architektonischer Formen: "Die zukünftigen Türme werden schlanker, leichter und transparenter, umweltfreundlicher und billiger." Pläne von Megabauten von einem Kilometer Länge liegen bereits in den Schubladen.
Wolfram Klingsch, international anerkannter Experte für Hochhaus-Brandschutz, sieht die zentrale Schwachstelle im Brandschutz des Stahlskeletts eines Hochhauses. Klingsch gehörte 1993 dem Team an, das die Bombenschäden im Fundament des WTC untersuchte. Er rechnet nun mit Forderungen nach neuen Konstruktionstechniken. Der Bauingenieur Andreas Laubach allerdings ist skeptisch, denn im Trend lägen leichte, filigrane Tragwerke und nicht dick in Brandschutzmaterial gepackte Stahlsäulen. Im übrigen würden "Architekten und Bauherren nicht durch mehr Brandsicherheit berühmt. Sondern durch imposante, repräsentative Wolkenkratzer."
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