Peter Rühmkorf: Die parlamentarische Demokratie ist zur Ohnmacht verdammt
Hamburg (ots)
Der Hamburger Schriftsteller Peter Rühmkorf äußert in der ZEIT große Zweifel am Funktionieren der parlamentarischen Demokratie. Das Scheitern der SPD bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen deutet er als Symptom dieser Fehlentwicklung: "Schröders Schritt, Kapital und Arbeit zu versöhnen, ist misslungen. Weil ihm das Kapital sein Entgegenkommen nicht vergolten hat". Mit einer bestimmten Sorte Kapital sei kein Frieden zu schließen, sagt Rühmkorf in der ZEIT: "Es ist ja nicht mehr der alte Kapitalismus, mit dem man sich auseinandersetzt. Es ist ja ein Tsunami, mit dem man zu tun hat. Und wenn diese gar nicht mehr fassbaren Mächte gewirkt haben, dann ist die SPD dran schuld. Da würd' ich den anderen schon mal wünschen, die Verantwortung zu übernehmen."
Rühmkorf bezeichnet die parlamentarische Demokratie als "ausgehöhlt, unterwandert, zur Ohnmacht verdammt gegenüber solchen Macht- und Geldverschiebungen". Die westliche Gesellschaft sei eine Selbstvernichtungsgesellschaft: "Der Kapitalismus frisst seine Kunden. Kann das gut gehen?"
Der christlich-liberalen Opposition traut Rühmkorf nicht zu, die Dinge zum Besseren zu wenden: "Sie werden es nicht können. Wenn ich auf deren Seite gucke, muss ich mir ein Fernglas vor die Augen halten, um irgendwas Vernünftiges zu entdecken. Du kannst einen gegen den anderen stellen, Angie gegen Schröder - auf der anderen Seite seh' ich einfach kein Format."
Zur wahrscheinlichen Kanzlerkandidatin der Opposition, Angela Merkel, bemerkt Rühmkorf: "Ich will Angela ja nichts Böses, aber wenn ich diesen nach unten gebogenen Winkelhaken von Mund betrachte, dann sehe ich zuviel Anstrengung. Damit darf man nicht in den Job gehen."
Das komplette Interview der ZEIT Nr. 22 vom 25. Mai 2005 senden wir Ihnen gerne zu.
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