Ex-Nestlé-Chef Maucher kritisiert scharf die Renditefetischisten unter den Unternehmensführern
Hamburg (ots)
Der frühere Nestlé-Chef Helmut Maucher lehnt angesichts aktueller Streitfälle wie Continental den Abbau von Jobs zur Steigerung der Unternehmensrendite klar ab. "Was ich scharf kritisiere, sind die Renditefetischisten unter den Unternehmensführern, denen es nur darum geht, kurzfristig alles zu tun, um den eigenen Aktienkurs nach oben zu treiben. Diese trennen sich nicht von Mitarbeitern, weil es dem Unternehmen langfristig nützt, sondern weil die Börse das goutiert", sagt Maucher der ZEIT. Aktionäre ließen sich aber auch schon durch ausreichend "gute Renditen" und vernünftige Arbeit anziehen. "Wenn einige Manager heute also eine immer höhere Rendite propagieren, hat das entweder mit ihrer eigenen Eitelkeit oder mit ihren Aktienoptionen zu tun, und sie wollen womöglich nur kaschieren, dass sie den Aktionären keine vernünftige langfristige Unternehmensstrategie bieten können."
Noch mehr als auf seine Rendite müsse ein Unternehmen auf seine Wettbewerbsfähigkeit achten. Dazu müsse es auch schon mal kurzfristige Ausschläge des Aktienkurses hinnehmen. "Dazu brauche ich das nötige Rückgrat. Doch daran scheint es heute einigen meiner aktiven Kollegen zu fehlen", sagt Maucher der ZEIT. "Wer eine sinnvolle Investition unterlässt, weil sie kurzfristig den Gewinn - und damit den Aktienkurs - drücken könnte, der versündigt sich am Unternehmen." Argumente, wonach eine hohe Rendite vor einer feindlichen Übernahme schütze, lässt Maucher nicht gelten. "Eine Übernahme zu verhindern darf nicht das erste Ziel des Managements sein."
Das komplette Interview der ZEIT Nr. 49 vom 1. Dezember 2005 senden wir Ihnen gerne zu.
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