Bundeswettbewerb "Jugend debattiert" startet heute auf Initiative und unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Rau
Frankfurt a.M./Berlin (ots)
- Schüler lernen mitzureden
- Größtes privat finanziertes Projekt zur sprachlichen und politischen Bildung
Bundespräsident Johannes Rau gab heute in Berlin den Startschuss zu einem neuen Bundeswettbewerb: "Jugend debattiert". Damit sollen Jugendliche das faire und geregelte Debattieren über praktische Sachfragen lernen. Beteiligt sind Schüler der Klassen 8 bis 13 aus 165 Schulen aller Schulformen in ganz Deutschland. Im Laufe von drei Jahren werden rund 450 Schulen mitmachen können. Jede 24-Minuten-Debatte bestreiten vier Schüler. Bewertet werden Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft. Das Projekt wird von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung durchgeführt und gemeinsam mit der Stiftung Mercator, der Heinz Nixdorf Stiftung und der Robert Bosch Stiftung für die nächsten drei Jahre mit 4,5 Millionen Euro finanziert. Jedes der 16 Kultusministerien stellt einen Landesbeauftragten sowie Sachleistungen für den Wettbewerb zur Verfügung. Auch die Kultusministerkonferenz unterstützt das Projekt. Ein Kuratorium wird das Projekt begleiten.
Debattiert wird über praktische Fragen wie: "Sollen öffentliche Plätze videoüberwacht werden?" Jeder der vier Debattanten hat zu Beginn 2 Minuten ungestörte Redezeit. Anschließend folgen 12 Minuten freie Aussprache. Für das Schlusswort steht jedem Debattanten eine Minute zur Verfügung. Dabei darf er seine Meinung auch ändern. Die Juryberatungen sind generell öffentlich.
Rund 550 Lehrer aller Schulfächer der Klassen 8 bis 13 werden im laufenden Schuljahr von erfahrenen Profi-Trainern bundesweit im Debattieren geschult. Trainings- und Unterrichtsmaterialien stehen für Lehrer und Schüler zur Verfügung. Die Lehrer trainieren anschließend ihre Schüler im Klassenverband. Der Wettbewerb erfolgt auf vier Ebenen: Klasse, Schule, Land und Bund. Bis zum Bundesfinale am 15.6.2003 in Berlin werden rund 14.000 Schüler in ganz Deutschland am Projekt teilnehmen. Die von den Kultusministerien ausgewählten ersten 165 Schulen sind in Verbünden aus je drei Schulen zusammengeschlossen. Jedem Verbund gehören verschiedene Schulformen an. Mitmachen können Hauptschulen, Realschulen, Gesamtschulen, Gymnasien und Berufsschulen. Die teilnehmenden Schulen bilden ein Netzwerk. Es wird Qualifizierung und Erfahrungsaustausch sichern. In den folgenden Schuljahren können sich weitere Schulen um die Aufnahme in das Netzwerk bewerben.
"Jugend debattiert" will zum qualifizierten Mitreden und Mitgestalten in der Demokratie ausbilden. Das Projekt fördert die Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen unserer Gesellschaft. Es ist eine Antwort auf die sprachlichen Mängel, die von PISA ermittelt und auch von der Wirtschaft massiv beklagt wurden. Die Debatte fördert schließlich die Persönlichkeitsbildung. Durch das Trainieren der öffentlichen und freien Rede wird den Jugendlichen Selbstbewusstsein vermittelt. Zu gewinnen gibt es Profitrainings und für die Bundessieger eine sechstägige Akademie sowie die Aufnahme in ein Alumni-Programm.
"Jugend debattiert" wurde in einer zweijährigen Pilotphase von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung in Frankfurt getestet. 2000 Schüler, 200 Lehrer und 50 Schulen nahmen in den Jahren 2000 und 2001 an Training und Wettbewerb teil. Die große Nachfrage hatte die Stiftung überrascht und ermutigt. Die Schüler beeindruckten vor allem durch Fairness, Ideenvielfalt und Sprachwitz. Das Pilotprojekt Jugend debattiert erhielt im Oktober 2002 den Kulturpreis Deutsche Sprache.
"Jugend debattiert" im Internet: www.jugend-debattiert.ghst.de
Kontakt:
Gemeinnützige Hertie-Stiftung
Claudia Finke, Information/Kommunikation
Tel.: 069.660.756.143, FinkeC@ghst.de
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