Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung gibt im Jahr 2005 22 Millionen Euro für neue Modellprojekte aus
Frankfurt am Main (ots)
- Jahrespressekonferenz einer der größten deutschen Privatstiftungen: Vermögensanlage erreicht im Jahr 2004 Performance von 7,5 Prozent
- Reformansätze in Bildung und Wissenschaft beginnen zu greifen
Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung (GHS) wird für ihre Projektarbeit im laufenden Jahr rund 22 Mio. EUR ausgeben. Seit ihrer Trennung von der jetzigen Karg'schen Familienstiftung im Jahr 2000 hat sich die GHS mit einem Vermögen von derzeit rund 780 Mio. EUR zu einer der größten deutschen Privatstiftungen entwickelt und in ihren Förderbereichen Neurowissenschaften, Europäische Integration und Erziehung zur Demokratie Mittel in Höhe von rund 120 Mio. EUR bereitgestellt. Auf der Jahrespressekonferenz der GHS am Stiftungssitz in Frankfurt zog der Vorstandsvorsitzende, Dr. Michael Endres, heute eine Bilanz der ersten fünf Jahre seit dem Neubeginn der Stiftung und äußerte sich zu den Plänen für 2005:"Wir investieren in die Zukunft. Mit unserer Arbeit wollen wir Anreizsysteme für Veränderung schaffen - durch neue Lösungsansätze, zusätzliches Know-how und die nötige finanzielle Unterstützung."
In ihrer Vermögensanlage erzielte die Hertie-Stiftung 2004 eine Performance von 7,5 Prozent. Die Summe der erwirtschafteten Mittel stieg gegenüber dem Vorjahr um rund zwei Prozent auf 27,5 Mio EUR. Im Jahr 2004 flossen rund 22 Mio. EUR in die Projektarbeit. Die freie Rücklage wurde mit 7,3 Mio. EUR dotiert. Das Vermögen der Stiftung ist zu rund 60 Prozent in festverzinslichen Wertpapieren und zu rund 30 Prozent in Aktien investiert, die 2004 eine Performance von rund neun Prozent hatten. Der Immobilienbestand der Stiftung wurde im vergangenen Jahr auf vier Objekte im Wert von insgesamt rund 90 Mio. EUR ausgebaut. Im laufenden Jahr wird die Stiftung ihre Immobilienanlagen weiter aufstocken. Von der Aktienbaisse der Jahre 2000 bis 2002 hat sie sich gut erholt und seitdem bereits wieder einige stille Reserven aufbauen können. Der Verwaltungskostenanteil der Hertie-Stiftung lag auch im Jahr 2004 mit 7,9 Prozent deutlich unter einem Zehntel der Erträge.
Gegenwärtig ist die Stiftung in 17 größeren Projekten mit einem Fördervolumen von jeweils über 1 Mio. EUR tätig. Zum überwiegenden Teil widmet sie sich dabei neuen Lösungsansätzen für Bildung und Wissenschaft. Vorstandsvorsitzender Dr. Endres sieht erste Anzeichen dafür, dass die Reformanstrengungen, die die Stiftung in den vergangenen fünf Jahren unternommen hat, zu greifen beginnen: "Wir sind heute der größte private Förderer der Neurowissenschaften in Deutschland. Unser Hertie-Institut für klinische Hirnforschung in Tübingen, das größte deutsche Zentrum für Neurologie, ist bundesweit spitze und international absolut konkurrenzfähig. Unsere Institutsgründungen sind Beispiele für eine gelungene Strukturreform im Hochschulwesen, unsere Schulprojekte haben - von Frankfurt ausgehend - Karriere gemacht und den Weg nach Hessen bzw. in alle deutschen Bundesländer gefunden. Wir arbeiten in der für Deutschland einzigartigen Hertie School of Governance in Berlin an Bausteinen für spezifisch europäische Formen politischer Steuerung und unsere ehemaligen Stipendiaten aus Mittel- und Osteuropa wachsen in ihren Ländern zu jungen Führungskräften für Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft heran."
Die Arbeitsweise der Hertie-Stiftung zielt auf die Entwicklung von Modellen, ihre praktische Überprüfung und ihre anschließende Verbreitung in der Fläche mit Hilfe von Kooperationen und Partnerschaften. Vor diesem Hintergrund plädierte Dr. Endres dafür, in der Stiftung mehr als nur einen Geldgeber zu sehen. Ihr fachliches Know-how, ihre politische Unabhängigkeit, ihr effizientes Projektmanagement und ihr Potenzial, zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen, machten sie zu attraktiven Partnern insbesondere der öffentlichen Hand: "Die konsequente Umsetzung und Verbreitung unserer Modellprojekte hat in den vergangenen fünf Jahren zur Einrichtung von rund 400 neuen Arbeitsplätzen geführt - interessanterweise spielte unser finanzielles Engagement dabei nicht immer die entscheidende Rolle", so Endres.
Auch im Jahr 2005 wird die Stiftung rund 22 Mio. EUR für ihre Projektarbeit ausgeben und neue inhaltliche Akzente setzen:
Im Förderbereich Neurowissenschaften will die Stiftung neben ihrem bisherigen Fokus multiple Sklerose verstärkt neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson in den Blick nehmen. Für 2005 ist die Ausschreibung eines großen Forschungsprojekts zur Prävention neurodegenerativer Krankheiten geplant. Außerdem reagiert die Stiftung auf die Tatsache, dass der "forschende Arzt" im Klinikalltag der letzten Jahre immer mehr zur Wunschvorstellung geworden ist und Deutschland im internationalen Vergleich bei der klinischen Forschung nicht die vorderen Plätze belegt. Ihr "Tandem-Modell" verknüpft zwei Assistenzarztstellen so miteinander, dass im sechsmonatigen Wechsel jeweils einer der beiden Ärzte in der Patientenbetreuung tätig ist, während sich der andere seinem Forschungsvorhaben widmet. Die Ergebnisse der Forschung sollen so künftig noch besser und schneller ihren Weg in die klinische Anwendung finden.
Vorrangiges Ziel im Förderbereich Europäische Integration ist der erfolgreiche Aufbau der Hertie School in Berlin. Sie hat ihre Anerkennung als staatliche Hochschule durch den Berliner Senat erhalten, aus 780 Bewerbern weltweit ihre ersten acht Professoren berufen und ihre ersten 30 Studenten ausgewählt. Die offizielle Eröffnung der Hertie School wird zusammen mit dem Start des Master of Public Policy-Studiengangs im September stattfinden. Außerdem wird die Hertie-Stiftung ihr Qualifizierungsprogramm für Verwaltungsbedienstete der hessischen Partnerregion Wielkopolska zu einer europäischen Akademie der Regionen ausbauen - auf Wunsch zahlreicher anderer Bundesländer, die ihre mittel- und osteuropäischen Partnerregionen in das Projekt integrieren möchten.
Im Förderbereich Erziehung zur Demokratie möchte die Stiftung ihre Kompetenz in den Themenfeldern Integration und Sprachkultur weiter ausbauen. Ein Netzwerk erfolgreicher Zuwanderer in Deutschland soll künftig Menschen, die für erfolgreiche Integration stehen, gezielt zusammenführen, Vorbilder schaffen und zu neuen Ideen motivieren. Ihr Schülerstipendium START für begabte Zuwanderer wird die Hertie-Stiftung mit der Unterstützung von Partnern und Kultusministerien auf 14 Bundesländer ausdehnen. Zugleich will die Stiftung prüfen, ob sie ihre ersten erfolgreichen Schritte beim "Export" von Jugend debattiert ins Ausland fortsetzt. Außerdem ist eine Initiative zur Stärkung der deutschen Sprache geplant. Ihr Projekt "Beruf und Familie" wird die Hertie-Stiftung deutlich ausweiten. Dazu hat sie die Universität Münster und die Unternehmensberatung Roland Berger gewinnen können.
In Hessen ist die Hertie-Stiftung die größte Stiftung. Von ihrer Gesamtfördertätigkeit entfallen rund 20 Prozent auf dieses Bundesland. Zahlreiche wichtige Pilotprojekte der GHS sind in Hessen begonnen worden und manche konnten auf der Grundlage der hier gemachten Erfahrungen ausgeweitet werden. Insgesamt wurden in den Jahren 2000 bis 2004 Fördermittel in Höhe von rund 24 Mio. EUR für Projekte in Hessen vergeben, darunter ist die Wiedererrichtung der Alten Stadtbibliothek in Frankfurt am Main mit 4,35 Mio. EUR die größte Einzelförderung. Das Haus wird pünktlich zur Buchmesse Anfang Oktober eröffnet.
Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung baut auf dem Lebenswerk des 1972 verstorbenen Stifters Georg Karg, Inhaber der Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH, auf. In Fortführung seiner Pläne und auf Initiative der Kinder und Erben, Brigitte Gräfin von Norman und Hans-Georg Karg, wurde am 10. Dezember 1974 die "Gemeinnützige Hertie-Stiftung zur Förderung von Wissenschaft, Erziehung, Volks- und Berufsbildung" mit Sitz in Frankfurt am Main gegründet. 97,5 Prozent der Anteile der Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH wurden in diese Stiftung eingebracht. Seit 1998 ist dieses Kapital nicht mehr unternehmerisch gebunden.
Diesen Pressetext sowie den aktuellen Tätigkeitsbericht können Sie im Netz herunterladen: www.ghst.de
Kontakt:
Gemeinnützige Hertie-Stiftung
Information und Kommunikation
Claudia Finke
Tel.: 069 - 660.756.143 und 0170 -27.26.975
FinkeC@ghst.de
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