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Koschyk: Ringen um deutsche Muttersprache bleibt größte Herausforderung für deutsche Minderheit

Berlin (ots)

Anlässlich eines mehrtägigen Informationsbesuchs in
den Woiwodschaften Oppeln und Schlesien in der Republik Polen erklärt
der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im 
Deutschen Bundestag, Hartmut Koschyk:
Das Ringen um den Erhalt der deutschen Muttersprache bleibt die 
größte Herausforderung für die deutsche Minderheit in Polen. Zwar hat
sich seit den epochalen politischen Veränderungen in Polen in den 
Jahren 1989/1990 die Lage der deutschen Minderheit dort entscheidend 
verbessert. Bei dem Bemühen, die deutsche Muttersprache als das 
zentrale identitätsprägende Merkmal auch für die junge Generation zu 
erhalten, müssen jedoch noch größere Anstrengungen unternommen 
werden.
Bis heute gibt es keinen durchgehenden muttersprachlichen 
Unterricht für die deutsche Minderheit, beginnend vom Kindergarten, 
fortgesetzt in der Grundschule bis hin zu weiterführenden Schulen. 
Das vorhandene Sprachangebot von Deutsch als Fremdsprache, das 
erweiterte Deutschangebot in den Hauptwohngebieten der deutschen 
Minderheit sowie zweisprachige Unterrichtseinheiten dürfen den Blick 
darauf nicht verstellen, dass es einen muttersprachlichen Unterricht 
für die deutsche Minderheit in Polen nicht in der Art und Weise gibt,
wie dies beispielsweise in Ungarn, Rumänien oder 
Nordschleswig/Dänemark der Fall ist.
Deshalb hat der neue Vorsitzende der Sozial-Kulturellen 
Gesellschaft der Deutschen in der Woiwodschaft Oppeln, der 37jährige 
Germanist Norbert Rasch, das Ringen um die deutsche Muttersprache zur
zentralen Aufgabe für die Arbeit der deutschen Minderheit in Polen 
erklärt.
Auch der Dachverband der deutschen Minderheit in der Republik 
Polen unter Vorsitz des früheren Sejm-Abgeordneten Heinrich Kroll 
sowie der ebenfalls der jungen Generation angehörende Vorsitzende der
deutschen Minderheit in der Woiwodschaft Schlesien, Martin Lippa, 
teilen diese Einschätzung. Der katholische Erzbischof der Diözese 
Oppeln, Prof. Dr. Alfons Nossol, der durch die Einführung 
deutschsprachiger Gottesdienste bereits vor der politischen Wende in 
Polen ein entscheidender Wegbereiter für die Rechte der deutschen 
Bevölkerungsgruppe in Polen gewesen ist, mahnte stärkere 
Anstrengungen von polnischer und deutscher Regierungsseite in der 
Sprachfrage an. So regt der Erzbischof ein deutschsprachiges 
Gymnasium mit angeschlossenem Internat an, um auch jungen Menschen 
aus ländlichen Regionen eine deutschsprachige gymnasiale Ausbildung 
in Oberschlesien zu ermöglichen.
Eine neue Aufgeschlossenheit staatlicher Stellen für die Belange 
der deutschen Minderheit konnte ich im Gespräch mit dem Oppelner 
Vizewoiwoden Antoni Jastrzembski spüren. Bei meiner Begegnung mit dem
Marschall der Woiwodschaft Oppeln, Józef Sebesta, wurde deutlich, wie
sehr die Koalition aus der Demokratischen Plattform (PO), der 
Bauernpartei (PSL) und der deutschen Minderheit in der Woiwodschaft 
Oppeln zur Verbesserung des politisch-gesellschaftlichen Klimas in 
der Region beigetragen hat. Sichtbares Zeichen hierfür sind erste 
zweisprachige Ortsschilder in den oberschlesischen Woiwodschaften  
und die Verwendung der deutschen Sprache als Amtshilfssprache 
gegenüber Behörden.
Vom engagierten Wirken kommunalpolitischer Vertreter der deutschen
Minderheit konnte ich mich beim Besuch des Landkreises Kandrzin-Cosel
überzeugen, an dessen Spitze auch der zur deutschen Minderheit 
gehörende Landrat Josef Gisman steht. Mit ihm fuhr ich in die 
Gemeinde Czissek, wo es bereits zwei zweisprachige Ortsschilder gibt.
Eine wichtige Bedeutung in der Region hat das Haus der 
Deutsch-polnischen Zusammenarbeit in Gleiwitz, das in diesen Tagen 
sein zehnjähriges Bestehen feiern konnte und eine wichtige 
Dialogfunktion einnimmt. Ein Leuchtturm der kulturellen 
Identitätsfindung der deutschen Minderheit in Schlesien stellt das 
Eichendorff-Kultur- und Begegnungszentrum in Lubowitz im Kreis 
Ratibor dar, wo auch Dank eines finanziellen Engagements des 
Freistaates Bayern, des Bundes, aber auch des TV-Entertainers Thomas 
Gottschalk eine eindrucksvolle Kultureinrichtung entstanden ist. Die 
Verantwortlichen der Trägerstiftung konnten mir ein reiches 
wissenschaftliches und publizistisches Schaffen präsentieren und 
haben mir die Pläne für den Wiederaufbau des 1945 bei Kriegsende 
zerstörten Wohnsitzes der Familie Eichendorff, Schloss Lubowitz, 
vorgestellt.
Eine wichtige Brückenfunktion zwischen der Region und Deutschland 
üben das deutsche Generalkonsulat in Breslau und das Konsulat in 
Oppeln aus. Die Aufwertung des bisherigen Vizekonsulats in Oppeln zu 
einem vollen Konsulat wurde sowohl von der deutschen Minderheit als 
auch von der polnischen Seite als sichtbares Zeichen der 
Verbundenheit der Bundesrepublik Deutschland mit der Region und ihren
Menschen gewertet. Besonders dankbar ist man von Seiten der deutschen
Minderheit für das starke Engagement des Beauftragten der 
Bundesregierung für Aussiedler und Minderheitenfragen, des 
Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesministerium des Innern, 
Dr. Christoph Bergner, der regelmäßig die Region bereist und sich 
engagiert der Anliegen der deutschen Minderheit, aber auch des 
Dialogs mit der polnischen Seite annimmt.

Pressekontakt:

CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag
Pressestelle
Telefon: 030 / 227 - 5 21 38 / - 5 2427
Fax: 030 / 227 - 5 60 23

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