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Glos zum Tod von Ignaz Kiechle

Berlin (ots)

Zum Tode von Ignaz Kiechle, Bundesminister a.D.
erklärt der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag,
Michael Glos: Mit großer Trauer hat die CSU-Landesgruppe im Deutschen
Bundestag die Nachricht vom Tode Ignaz Kiechles vernommen. Unser
Mitgefühl gilt seiner Frau und allen Familienmitgliedern.
Ignaz Kiechle wurde als Bauernsohn am 23.02.1930 in Reinharts,
Gemeinde Sankt Mang, (heute zu Kempten gehörig), geboren und wuchs
auf dem elterlichen Bauernhof auf. Nach Landwirtschaftslehre und
Auslandspraktikum in den USA absolvierte er erfolgreich eine
Ausbildung zum landwirtschaftlichen Lehrmeister und übernahm 1958 den
elterlichen Bauernhof, den er bis zu seinem Eintritt in den Deutschen
Bundestag 1969 selbst führte.
Schon früh engagierte sich Ignaz Kiechle politisch in der CSU. Er
war Ortsvorsitzender, Kreisvorsitzender, Mitglied der
Bezirksvorstandsschaft der CSU-Schwaben, Vorsitzender der
Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft der CSU in Bayern, bevor er 1969
in den Deutschen Bundestag einzog.
Ignaz Kiechle, der dem Bundestag bis 1994 angehörte, war ein
vehementer Vertreter einer bäuerlich strukturierten Landwirtschaft in
Bayern und Deutschland. Von 1976 bis 1982 war er Vorsitzender der
Arbeitsgemeinschaft / Arbeitsgruppe für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten der Unionsfraktion. 1982 bis zu seinem Eintritt ins
Ministeramt war er Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-
Fraktion. Von März 1983 bis Januar 1994 prägte er als
Landwirtschaftsminister, einem äußerst undankbarem Amt, ein Jahrzehnt
entscheidend die Agrarpolitik der Union in der Regierung Kohl.
Orientiert am agrarpolitischen Leitbild des bäuerlichen
Familienbetriebes waren seine Ziele der Abbau der
Überschussproduktion, die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit
leistungsfähiger Betriebe bei gleichzeitigen Hilfen für
Betriebsinhaber, die ganz oder teilweise aus der Produktion
ausscheiden wollten sowie die Unterstützung von Höfen, die besondere
Leistungen für Natur, Umwelt und Landwirtschaft erbringen. Ignaz
Kiechle hat gegen starke Widerstände in Brüssel, aber auch im eigenen
Land richtungweisende Erfolge für die Bauern in Deutschland erzielt.
Erinnert sei an die durchgesetzten Kompensationen für die
Einkommensverluste der Bauern und die Milchquotenregelung sowie –
rente. Dem Kampf gegen die geplante Abschaffung des
Währungsausgleichs für die Bundesrepublik Deutschland und der
insgesamt strikte Kurs Ignaz Kiechles in Brüssler Agrarverhandlungen
brachte ihm durch seinen französischen Amtskollegen einmal die
Bezeichnung des Herrn „Monsieur Non“ ein. Auch der im Oktober 1988
vom Bundeskabinett verabschiedete Gesetzentwurf zur Förderung der
bäuerlichen Landwirtschaft, (Agrarstrukturgesetz) war ein Erfolg
Ignaz Kiechles für die deutsche Landwirtschaft, auch wenn
Bauernverbandsfunktionäre dies zunächst anders darstellten. In den
GATT-Verhandlungen wandte er sich erfolgreich dagegen, die EG-
Landwirtschaft praktisch ohne Außenschutz den Launen des Weltmarkts
auszusetzen. Der GATT-Agrarkompromiss zwischen USA und der EG war ein
von Ignaz Kiechle erreichter Erfolg für die deutsche Landwirtschaft.
Ignaz Kiechle hat im EG-Binnenmarkt den Gedanken des Verbraucher- und
Gesundheitsschutzes zum Durchbruch verholfen und aus Gründen der
Gesundheit, Sicherheit und Qualität die Lebensmittelkontrollen
ausgeweitet und weiterentwickeln lassen.
Ignaz Kiechle war im besten Sinne ein Vollblutpolitiker von altem
Schrot und Korn. Seine unverbrüchliche Heimatverbundenheit und -
liebe hinderte Ignaz Kiechle nicht daran, ein weltoffener Bürger und
Politiker zu sein. In bester Tradition verkörperte er die Liberalitas
Bavariae. Wenn Politik, wie Max Weber es einmal hervorgehoben hat, im
Bohren dicker Bretter besteht, dann war Ignaz Kiechle der Idealtypus
eines durchsetzungsfähigen Politikers. Er hat sich gegen größte,
teilweise sogar erbitterten hasserfüllten Widerstand durchgesetzt und
allen persönlichen Schmähungen widerstanden, um das Ziel der
Erhaltung und einkommensmäßigen Absicherung der bäuerlichen
Familienbetriebe durch Abbau der Produktionsüberschüsse und
schrittweise Ausweitung der direkten Einkommenshilfen in der
Landwirtschaft erreicht. Ignaz Kiechle kämpfte, wie es sich für einen
echten Bayern gehört, wie ein Löwe. Kompetenz, Entschlossenheit und
Durchsetzungskraft prägten sein Wirken. Bodenständigkeit, Seriosität
und tiefe Religiosität und die daraus resultierende Absage an
Resignation und Hoffnungslosigkeit zeichneten Ignaz Kiechle aus. In
seiner Familie fand Ignaz Kiechle, den schönen Künsten ebenso zugetan
wie leiblichen Genüssen, den im harten Geschäft der Politik besonders
notwendigen ruhenden Pol. Sein politischer Kontrahent und
Schriftsteller Dieter Lattmann, der lange Zeit vergeblich für die SPD
gegen Kiechle antrat, fand ein wohl schönes Kompliment: „Ich kann das
Allgäu zwar beschreiben, aber er verkörpert es mit Haut und Haaren“.
Ignaz Kiechle wird uns als väterlicher Freund und verlässliche
Größe ebenso fehlen wie sein immer gefragter Rat und Sachverstand.
Ein dichtender Bauer, der dem Landwirtschaftsminister einmal den
Vers: „Kiechle, achtbar, klug und wacker – das wird gut für Wies´ und
Acker“, schickte, hatte Recht und es kurz und prägnant auf den Punkt
gebracht.
ots-Originaltext: CSU-Landesgruppe
Digitale Pressemappe:
http://www.presseportal.de/story.htx?firmaid=9535

Kontakt:

CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag
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