Schwäbische Zeitung: Geschröpfte Schuldner - Kommentar
Leutkirch (ots)
Die Deutschen werden geschröpft. Dispozinsen deutscher Banken sind mit durchschnittlich zehn Prozent etwa so hoch wie in Griechenland. Nur Iren und Portugiesen mit ihren kriselnden Geldinstituten müssen noch mehr aufbringen. Österreicher dagegen zahlen nur halb so viel, wenn sie ihr Konto überziehen. Dafür gibt es keinen vernünftigen Grund, aber eine plausible Erklärung: Gier.
Kreditinstitute können sich bei der Zentralbank Geld fast zum Nulltarif leihen. Deshalb haben sie die Guthabenzinsen rasch gesenkt: Auf Erspartes gibt es kaum noch Zinsen. Die Dispogebühren dagegen belassen sie auf hohem Niveau. Die Banker reiben sich die Hände: Sie leihen sich Geld zu Schnäppchenpreisen und verleihen es zu hohen Gebühren. Kleine Sparer bekommen wenig; kleine Schuldner zahlen viel. Gerade auf dem Land, wo wenige Platzhirsche das Geschäft unter sich ausmachen, langen die Banken kräftig zu.
Wir sollten bei Ungerechtigkeiten nicht reflexartig nach dem Staat rufen. Doch weil der Markt bei Dispozinsen offenkundig versagt - wer wechselt schon zu einer billigen Internetbank? -, muss wohl ein Gesetz her.
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