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Schwäbische Zeitung: Mut zur offenen Kritik - Leitartikel

Ravensburg (ots)

Wer mit einer Ware oder einer Dienstleistung unzufrieden ist, kann sich beschweren. Das ist gutes Recht. Bewertungsportale im Internet verleihen der Sache aber eine andere Dimension. Im digitalen Zeitalter kann die ganze Welt an den Erfahrungen der Kunden teilhaben und daraus ihre Schlüsse ziehen. Arztpraxen, Lehrer, Arbeitgeber, Dienstleister - wer immer im Netz schlecht bewertet wird, hat Grund zur Sorge. Doch wer verbirgt sich hinter einer anonymen miesen Benotung? Ein gefeuerter Mitarbeiter? Ein notorischer Miesepeter? Und welche Möglichkeiten haben Betroffene sich zu wehren, wenn sie gar nicht wissen, wer sie kritisiert? Wie kann die Verbreitung falscher Tatsachen verhindert werden? Dabei ist gegen Kritik im Netz grundsätzlich gar nichts einzuwenden. Sie ist eine nützliche Hilfe im Alltag geworden. Wer eine DVD oder eine CD kauft, schaut sich erst mal an, wie andere Konsumenten die Ware oder den Händler bewertet haben. Auch beim Urlaub und der Hotelauswahl ist es normal geworden, zunächst einmal einen Blick auf die Erfahrungen anderer Reisender zu werfen. Nun ist ein Arzt aber kein Versandhändler für Elektronikartikel aus Fernost. Ein Mediziner lebt in viel größerem Maße davon, dass Patienten ihm vertrauen. Wo immer Kritik einen einzelnen Menschen trifft muss mit offenen Karten gespielt werden. Berechtigte Kritik müssen auch Ärzte erdulden, sie sollte aber nicht anonym in irgendwelchen Foren geäußert werden, dafür ist das Thema nicht geeignet. 2009 stärkte der BGH die Internetseite spickmich.de, auf der anonym Lehrer von ihren Schülern bewertet werden, und ließ diese Praxis zu. Doch ist es notwendig, dass Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, vor übler Nachrede geschützt werden. Dies ist essentiell für unsere Gesellschaft. Mut zur offenen Auseinandersetzung ist deshalb gefragt. Wer unzufrieden ist, soll das sagen dürfen. Er soll aber auch die Stärke haben, seinen Namen zu nennen!

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