Deutsche Umwelthilfe und Bundesgütegemeinschaft Kompost kritisieren Greenwashing mit biologisch abbaubaren Kaffeekapseln
Berlin (ots)
Jährlicher Verbrauch von Kaffeekapseln ist auf 3,5 Milliarden Stück angestiegen und verursacht insgesamt rund 14.000 Tonnen Verpackungsabfall aus Kunststoff, Aluminium und Papier - Kaffeebranche versucht, das schlechte Image von Kaffeekapseln durch vermeintlich kompostierbare Bioplastikprodukte grün zu färben - "Biologisch abbaubare Kaffeekapseln" sind nach Einschätzung der Deutschen Umwelthilfe nicht umweltfreundlich - Kompostierung des Biokunststoffes ist nutzlos - Entsorgung biologisch abbaubarer Kapseln in der Biotonne ist verboten und gefährdet die Qualität des Komposts - DUH prüft rechtliche Schritte gegen zweifelhafte Werbeaussagen zu kompostierbaren Kaffeekapseln - Verbrauchern empfiehlt die DUH wiederbefüllbare Mehrwegkapseln, Aufbrühsysteme mit Dauerfilter oder klassische Kaffeemaschinen
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) kritisieren Greenwashing mit kompostierbaren Kaffeekapseln und weisen auf deren problematische Entsorgung in der Biotonne hin. Das grammweise Verpacken von Kaffee in Kapseln ist besonders materialintensiv und unökologisch, auch wenn nachwachsende Rohstoffe verwendet werden. Vermeintlich abbaubare Kaffeekapseln dürfen gemäß Abfall- und Düngerecht nicht in der Biotonne entsorgt werden, führen zu steigenden Sortier- und Entsorgungskosten und können den Kompost mit Plastikresten verunreinigen. Verbrauchern empfiehlt die DUH abfallarme Brühmethoden, wie beispielsweise wiederbefüllbare Mehrwegkapseln, Aufbrühsysteme mit Dauerfilter, die French Press oder klassische Kaffeemaschinen.
Nach neuesten Berechnungen der DUH wurden 2018 in Deutschland insgesamt 3,5 Milliarden Kaffeekapseln verbraucht. Diese verursachen einen Müllberg von 8.800 Tonnen Aluminium und Kunststoff sowie zusätzlich 5.000 Tonnen Papier für die Umverpackung. Der Absatz von Kaffeekapseln stieg von 2016 bis 2018 um rund acht Prozent an. Insbesondere vermeintlich biologisch abbaubare Kaffeekapseln aus nachwachsenden Rohstoffen geben dem unökologischen Verpackungskonzept durch falsche Umweltversprechen weitere Wachstumsimpulse - gerade auch zur Weihnachtszeit.
"Für immer mehr Kunden spielt der Umwelt- und Klimaschutz beim Einkauf eine wichtige Rolle. Aus genau diesem Grund bieten inzwischen viele Supermärkte, Drogerien und auch Biomärkte biologisch abbaubare Kaffeekapseln an. Versprechungen wie 'ökologisch', 'biologisch' oder 'kompostierbar' sollen Verbraucher dazu bringen, sich mit gutem Gefühl für abfallintensive und klimaschädliche Kleinstverpackungen zu entscheiden. Dabei bleiben Kaffeekapseln eine besonders umweltschädliche Verpackung, selbst wenn mit deren Abbaubarkeit oder Recyclingfähigkeit geworben wird. So werden Verbraucher hinters Licht geführt", kritisiert die Stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.
Die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation warnt Hersteller von Kaffeekapseln vor falschen Versprechen zu deren vermeintlich umweltfreundlichen Produkten und deren Entsorgung. Die DUH wird zweifelhafte Werbesprüche intensiv prüfen und gegebenenfalls rechtliche Schritte einleiten.
Vorhandene Ökobilanzen können bislang keine gesamtökologischen Vorteile von Biokunststoffen im Vergleich zu Plastik aus fossilem Rohöl belegen. Der ökologische Rucksack aus dem Anbau landwirtschaftlicher Nutzpflanzen ist groß und der schnelle biologische Abbau funktioniert meist nur im Labor, aber nicht in der Umwelt. "Egal ob biologisch abbaubare Einweg-Plastiktüten, Wegwerfbecher oder Kaffeekapseln, es bleibt bei unnötigen, abfallintensiven und klimabelastenden Verpackungssystemen. Wir brauchen mehr Abfallvermeidung und Wiederverwendung statt noch mehr Einwegmüll", so Metz.
Die Erfassung von Kaffeekapseln über die Biotonne ist durch die Bioabfallverordnung (BioAbfV) sowie die Düngemittelverordnung (DüMV) verboten. Dies gilt auch dann, wenn die Werkstoffe nach einschlägigen Normen wie der DIN EN 13432 als 'biologisch abbaubar' oder 'kompostierbar' zertifiziert sind.
"Kaffeekapseln, egal ob aus erdöl- oder aus biobasierten Kunststoffen, werden in der Kompostanlage als Fremdstoffe betrachtet und soweit als möglich abgetrennt. Das gilt auch dann, wenn sie als biologisch abbaubar oder kompostierbar zertifiziert sind. Der biologisch abbaubare Kunststoff hat weder für die Kompostierung noch für den Kompost irgendeinen Nutzen. Er leistet keinen signifikanten Beitrag zum Substrataufbau oder zur Bereitstellung von Nährstoffen. Tatsächlich stört er den Prozess und kann nicht abgebaute Plastik-Schnipsel hinterlassen. Diese beeinträchtigen die Qualität des Komposts und gelangen auf diesem Weg in die Umwelt, wo sie negative Auswirkungen haben können", erklärt der Geschäftsführer der Bundesgütegemeinschaft Kompost, Bertram Kehres.
Die Entsorgung biologisch abbaubarer Kaffeekapseln im Gelben Sack ist ebenfalls sinnlos und verboten. "Da Kaffeekapseln noch den nassen Kaffeesatz enthalten, dürfen sie nach dem Verpackungsgesetz regulär nicht in den Gelben Sack geworfen werden. Landen die so genannten kompostierbaren Kaffeekapseln trotzdem im Gelben Sack, dann werden sie nicht für ein Recycling aussortiert, sondern gelangen als Sortierrest in der Verbrennung. Deshalb sollten biologisch abbaubare Kaffeekapseln als ökologischer Unfug gar nicht erst gekauft werden", sagt der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer.
Links:
Informationen zum Problem Kaffeekapseln: https://www.duh.de/projekte/kaffeekapseln/
Wie umweltfreundlich Bioplastik wirklich ist: https://www.duh.de/bioplastik/
Position der BGK zu kompostierbaren Kaffeekapseln: www.kompost.de
Pressekontakt:
Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin Deutsche
Umwelthilfe e.V.
0170 7686923, metz@duh.de
Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft Deutsche Umwelthilfe e.V.
030 2400867 43, 0151 18256692, fischer@duh.de
Dr. Bertram Kehres, Geschäftsführer Bundesgütegemeinschaft Kompost
e.V.
02203 35837 10, b.kehres@kompost.de
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