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Nachhaltige Landwirtschaft ist in Deutschland bereits Realität

Bonn (ots)

Mehr Innovation, höhere Verbraucherakzeptanz und weltweit
   einheitliche Standards sind entscheidende Voraussetzungen für die
   nachhaltige Entwicklung einer globalen Landwirtschaft
Beim 9. Berliner Gespräch der Fördergemeinschaft Nachhaltige
Landwirtschaft am 28. September diskutierten Experten aus Politik und
Wirtschaft mit rund 170 Teilnehmern die Rahmenbedingungen für eine
nachhaltige und wettbewerbsfähige Landwirtschaft.
In seinem Grußwort zur Veranstaltung betonte Dr. Gerd Müller,
Parlamentarischer Staatsekretär im Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz, dass der deutschen
Landwirtschaft bereits wichtige Schritte zu nachhaltigen
Produktionsweisen  gelungen seien. "Nachhaltige Landwirtschaft ist in
Deutschland keine Vision, sie ist bereits Realität", so Müller.
Vorrangige Aufgaben seien nun die Verbesserung der
Verbraucherakzeptanz, die Schaffung von Rahmenbedingungen für die
Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft und der Abbau von
Bürokratie. Außerdem gelte es, das System der Qualitätssicherung
weiter auszubauen. "Wir werden auf Bundesebene in Kürze klar und
deutlich unsere Vorstellung darlegen, wie Qualitätssicherung im 21.
Jahrhundert in einem offenen, globalen Markt auszusehen hat",
kündigte Müller in diesem Zusammenhang an.
Prof. Dr. Werner Wahmhoff, stellvertretender Generalsekretär der
Deutschen Bundesstiftung Umwelt, stellte im Rahmen der Diskussion
eine vom FNL-Beirat aktuell erarbeitete Studie mit dem Titel
"Nachhaltige Landwirtschaft: Realistische Perspektive oder ferne
Vision?" vor. Die Studie zeige deutlich auf, dass transparente
Bewertungssysteme notwendig seien, die nachhaltiges Wirtschaften
messbar machen und eine entsprechende Zertifizierung ermöglichen.
Wahmhoff hob hervor, dass die zunehmende Liberalisierung der Märkte
hochdynamische Prozesse auslöse, die die Landwirtschaft vor große
Herausforderungen stelle. "Der weltweite Nahrungsmittelbedarf wird
sich bis zum Jahr 2025 verdoppeln, aber die verfügbaren Ackerflächen
auf der Erde werden im gleichen Zeitraum stagnieren", so Wahmhoff.
Mit weniger Flächenressourcen könnten - eine entsprechende Steigerung
der Effizienz vorausgesetzt - dennoch immer mehr Lebensmittel
produziert werden. Gleichzeitig könnten aber durch moderne
Produktionsverfahren die Umweltbelastungen weiter reduziert werden.
Intensität bedeute nach seiner Meinung den ständigen Einsatz von
Innovationen, um nachhaltige Entwicklungen zu sichern. Für die
Verwirklichung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Ziele
einer nachhaltigen Entwicklung, sei unter anderem die Bündelung und
Stärkung einer eigenständigen Agrarforschung unverzichtbar, hob
Wahmhoff hervor.
Dr. Franz Josef Feiter, Generalsekretär des europäischen
Bauernverbandes COPA-COGECA, unterstrich die Bedeutung von
zukunftsorientierten Neuerungen und betonte, dass es ein großes
Versäumnis sei, dass in den WTO-Verhandlungen keine weltweit
geltenden Standards zu nachhaltigen Wirtschafts- und
Produktionsverfahren verabschiedet worden seien. "Globale
Mindeststandards sind notwendig, um Lebensmittelsicherheit, aber auch
Tier- und Umweltschutz international sichern zu können", so Feiter.
Diese Forderung unterstützte grundsätzlich auch Dr. Klaus Welsch,
BASF AG, Leiter der Regionalen Geschäftseinheit Pflanzenschutz
Europa. "Wir begrüßen als global player internationale Standards zur
Qualitätssicherung", so Welsch. Diese Standards müssten jedoch auch
den Bereich der grünen Gentechnik umfassen. "Deutschland verpasst
hier möglicherweise den Zug der Entwicklung", skizzierte Welsch und
plädierte für innovationsfreundliche politische Rahmenbedingungen.
"Auch in Europa muss es für die Verbraucher die Wahlfreiheit geben,
ob sie gentechnisch veränderte Lebensmittel verzehren oder nicht."
Dr. Welsch kritisierte insbesondere einen Verordnungsentwurf der EU-
Kommission zur vergleichenden Bewertung von Pflanzenschutzmitteln,
durch den aktuelle Produkte zwangsweise vom Markt verdrängt werden
könnten. "In keinem anderen anderen Wirtschaftszweig gibt es
vergleichbare Bestimmungen", erklärte er.
Besondere Beachtung gelte es in der Frage der Nachhaltigkeit den
ländlichen Regionen zu widmen, erklärte Jochen Flasbarth,
Ministerialdirektor der Abteilung N für Naturschutz und nachhaltige
Naturnutzung im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit, und sprach sich in diesem Zusammenhang gegen einen
Rückzug der Produktion aus Grenzertragsregionen aus. In der Debatte
um die grüne Gentechnik wies Flasbarth darauf hin, dass die Akzeptanz
bei den VerbraucherInnen davon abhänge, ob ein deutlicher und
nachweislicher Nutzen von gentechnisch veränderten Lebensmitteln
erkennbar sei. Außerdem müsse der Vorsorgeansatz hinreichend sein und
Auskreuzungen strikt vermieden werden.
Gerd Sonnleitner, Präsident des Deutschen Bauernverbandes und
Vorsitzender der FNL, plädierte für eine friedliche Koexistenz von
gentechnisch veränderten Kulturen mit gentechnikfreier
Landwirtschaft. "Zum einen muss die Wahlfreiheit des Verbrauchers
gewährleistet werden", so Sonnleitner. "Zum anderen müssen alle
Beteiligten in entsprechende Praxistests eingebunden werden,  um
durch entsprechende Feldversuche gute, nachhaltige
landwirtschaftliche Praktiken ermitteln zu können." Hier sei gezielte
Forschungsarbeit, Innovationsfreude, aber auch transparente
Aufklärungsarbeit gegenüber den Verbrauchern unerlässlich.
Besonders ideenreiche und erfolgreiche Aufklärungsarbeit zum Thema
Nachhaltige Landwirtschaft leiste beispielsweise die FNL, hob
Sonnleitner in seiner Ansprache hervor und würdigte damit im Rahmen
der Veranstaltung auch das 20-jährige Jubiläum der FNL. "Wenn es die
FNL nicht gäbe, müsste man sie erfinden", so sein Fazit. "Dem Team
der FNL gelingt es auf eindrucksvolle Art und Weise, kontinuierlich
den Bogen zwischen Landwirtschaft und Verbrauchern zu schlagen. Der
ErlebnisBauernhof auf der Internationalen Grünen Woche ist hierfür
das beste Beispiel. Seit nunmehr acht Jahren ist dieser 
Publikumsmagnet ein absolutes Highlight in der landwirtschaftlichen
Öffentlichkeitsarbeit."  Große Anerkennung verdiene aber auch die
fundierte wissenschaftliche Grundlagenarbeit, die von der FNL und dem
Institut für Landwirtschaft und Umwelt (ilu) geleistet werden.
Die Berliner Gespräche der FNL richten sich gleichermaßen an
Vertreter von Politik und Administration, an die Agrarwirtschaft, an
Verbände, Organisationen und gesellschaftlichen Gruppen im
Spannungsfeld von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Ethik sowie
an die Medien. Ziel ist es, auf Problembereiche aufmerksam zu machen,
gleichzeitig aber auch im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung nach
sinnvollen und konsensfähigen Lösungen zu suchen.

Pressekontakt:

Jutta Winkels
Tel. 0228 - 97993-34
j.winkels@fnl.de

Original-Content von: Forum Moderne Landwirtschaft e.V., übermittelt durch news aktuell

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