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Börsen-Zeitung: Probelauf Chrysler, Kommentar zur geplanten Blitzinsolvenz bei Chrysler von Peter Olsen

Frankfurt (ots)

Nun geht mit Chrysler der kleinste der drei
amerikanischen Automobilkonzerne doch in die Insolvenz. Die 
hartnäckige Verweigerung der Gläubiger, die nicht auf zwei Drittel 
ihrer Forderungen verzichten wollten, ließ der stark in den 
Rettungsprozess involvierten US-Regierung am Ende keine andere Wahl, 
als Chrysler in ein schnelles Chapter-11-Verfahren zu schicken.
Chrysler wird damit zum Probelauf, ob eine vorgepackte Insolvenz 
bei einem vergleichsweise komplexen Unternehmen mit unzähligen 
Lieferanten- und Kundenbeziehungen tatsächlich in ein bis zwei 
Monaten durchzuziehen ist. Was bei Chrysler gelingen soll, könnte als
Blaupause für den ungleich größeren Brocken General Motors dienen. GM
hat gerade noch einen Monat Zeit, um doch noch eine Einigung mit 
Anleihegläubigern und der Automobilarbeitergewerkschaft UAW zu 
erzielen und so den Gang zum Konkursrichter zu vermeiden. Mit dem 
Scheitern einer Rettung von Chrysler ohne Insolvenzverfahren scheint 
jedoch der Weg für GM vorgezeichnet, zumal auch dort die Gläubiger 
bislang wenig Bereitschaft für ein notwendiges Entgegenkommen zeigen.
US-Präsident Barack Obama müht sich redlich, Ängste zu nehmen, 
Chrysler könnte mit der Insolvenz von der Bildfläche verschwinden. 
Tatsächlich bietet das US-Konkursrecht unter Gläubigerschutz 
Möglichkeiten, sich rascher von der Last zu hoher Schulden und 
Verpflichtungen zu befreien und für die gesunden Teile eine Lösung zu
finden. Dabei kann der italienische Fiat-Konzern mit seiner 
Kleinwagen-Expertise eine Rolle spielen. Die ohnehin gedrosselte 
Produktion von Chrysler wird vorerst gestoppt.
Faktisch wird aber der ohnedies schon wegen seines nicht 
marktgerechten Angebots immer mehr zurückgedrängte Hersteller mit 
seinen Marken Chrysler, Dodge und Jeep noch weiter an Bedeutung 
verlieren. Ein ähnliches Schicksal droht GM, die sich von vier ihrer 
acht Marken trennen will und zudem bei der wichtigen deutschen 
Tochter Opel an Einfluss verlieren dürfte. Selbst die bislang nicht 
auf Staatshilfe angewiesene Ford Motor hat einen Schrumpfkurs 
eingeschlagen. Den wichtigen US-Automarkt werden in Zukunft die 
ausländischen Marken dominieren, vor allem die japanischen und 
koreanischen Hersteller, die zum Teil mit Bedacht auch erhebliche 
Kapazitäten in den USA selbst aufgebaut haben.

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