Börsen-Zeitung: Telekom unter Beschuss, Kommentar von Heidi Rohde zum geplanten Stellenabbau bei der Deutschen Telekom
Frankfurt (ots)
Der Telekom-Vorstand steht zurzeit von zwei Seiten unter Beschuss. Im eigenen Hause und auf der Straße formiert sich der Widerstand gegen den geplanten Stellenabbau, dessen schiere Dimension 32000 Beschäftigte zumal angesichts von Milliardengewinnen als politisch unkorrekte Maßnahme nicht nur die direkt Betroffenen in Aufruhr versetzt. Tausende von Demonstranten haben den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat das nötige Rüstzeug für eine harte Auseinandersetzung gegeben.
Indes sind auch die Vertreter der Kapitalseite vermutlich nicht in bester Stimmung zur jüngsten Aufsichtsratssitzung gereist. Denn abgesehen von der Beratung des Stellenabbaus dürfte sie auch mehr noch als die Arbeitnehmer die Situation der Telekom am Kapitalmarkt beschäftigen, um nicht zu sagen: bekümmern. Denn die strategische Unternehmerentscheidung, im kommenden Jahr operativen Gewinn für Wachstumsinvestitionen zu opfern, erwies sich an der Börse als schwer verdaulich. Die T-Aktie, mit einem Verlust von 18% seit Jahresbeginn mit Abstand größter Verlierer im Dax (+25%), flog reihenweise aus den Depots, nachdem es in kurzer Folge aus den Researchabteilungen namhafter Investmentbanken Downgrades hagelte. Am Rande bemerkt: Zu Jahresbeginn hatten dieselben Experten die T-Aktie als Top-Investment empfohlen.
Zwischenzeitlich hat Siemens die Telekom als schwersten Dax-Wert abgelöst. Die Hoffnung des Vorstands, die T-Aktie würde als dividendenstarker Titel Eingang in zahlreiche auf Dividendenpapiere spezialisierte Depots finden, die ihr bisher verschlossen waren, und damit einen Schub erhalten, hat getrogen. Ebenso wenig half die disziplinierte, an strikten Renditekriterien orientierte Akquisitionspolitik, die dem Management auf der Hauptversammlung großes Lob institutioneller Schwergewichte wie der DWS eingebracht hatte.
Im Gegenteil: Ihre Vorsicht bei Großeinkäufen wurde der Telekom als unklare Mobilfunkstrategie ausgelegt. Auch der Personalüberhang ist ein Thema, das der Vorstand aus Sicht des Kapitalmarktes reichlich spät adressiert hat. Der wachsende Wetttbewerbsdruck auf die Cash-cow T-Com ist auch nicht zur Aufmunterung der Investoren angetan. An Kursbremsen herrscht also kein Mangel, selbst wenn man den in Bonn gebetsmühlenartig bemühten Aktienüberhang des Bundes außen vor lässt.
(Börsen-Zeitung, 13.12.2005)
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