Boersen-Zeitung: Reichlich Brei gelöffelt, Kommentar von Bernd Wittkowski zum Rekordergebnis der Deutschen Bank im 1. Quartal
Frankfurt (ots)
Wir sind, ehrlich gesagt, ein wenig in Sorge und ratlos angesichts der Ergebnisentwicklung der Deutschen Bank. Ein "Triple-A" war dem Institut an dieser Stelle schon im vorigen Oktober für das Zahlenwerk des dritten Quartals verliehen worden, und für den Namen des Vorstandschefs hatten wir dementsprechend die neue Schreibweise "AAAckermann" angeregt. Aber was jetzt? Muss die Bewertungsskala um ein "Quadruple-A" erweitert werden? Und wie würde dazu rein ratingsystematisch der gebotene Ausblick auf eine Höherstufung passen? Schließlich "droht" Ackermann ja an, die Bank könne und wolle noch mehr.
Es gehen, das ist der Grund unserer Sorge und Ratlosigkeit, ganz allmählich die Superlative aus. Vielen Analysten, deren Erwartungen einmal mehr weit übertroffen wurden, fällt schon angesichts der Zahlen des ersten Quartals nur noch das Prädikat "exzellent" ein. Mit Blick auf 2005 hatten wir uns an der sophistischen Debatte darüber delektieren können, ob die für die Eigenkapitalrendite vor Steuern bei 25% aufgelegte Latte eher komfortabel oder nur gerade so übersprungen oder letztlich - nach der Ergebnisrevision als Folge eines US-Rechtsstreits - gar knapp gerissen wurde. Wie kleinkariert! Inzwischen hat die Deutsche Bank das Fliegen gelernt und ist Ende März jenseits der 40-Prozent-Marke gelandet.
The Sky is the Limit? Man darf nun zwar nicht einfach unterstellen, dass die Entwicklung mit solchen Riesensätzen immer so weitergeht. Jedenfalls das zweite Quartal sollte jedoch hinsichtlich der Ergebnissteigerungen nicht schlechter laufen als das erste; dafür spricht der Basiseffekt (relativ schwache Vorjahreszahlen). Doch auch über den kurzfristigen Ausblick hinaus scheint der Bilanzsummenbillionär Deutsche Bank mittlerweile nicht nur in neue Ergebnissphären vorgestoßen zu sein, sondern auch recht gute Chancen zu haben, sich dort festzusetzen. Nach einer alten Börsianerregel muss man die Löffel 'raushalten, wenn es Brei regnet. Daran hat sich die Deutsche Bank im Auftaktquartal zweifellos gehalten. Die eigentliche Kunst aber ist es, erst einmal über die passenden Löffel zu verfügen. Diese Voraussetzungen geschaffen zu haben macht Ackermanns Leistung und Erfolg der vergangenen Jahre aus. Vor allem das gibt Anlass zu der Erwartung, dass die wirklich hervorragende Quartalsperformance kein einmaliges Ereignis bleiben wird.
(Börsen-Zeitung, 4.5.2006)
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