Rheinische Post: Das Dresdner Problemchen
Düsseldorf (ots)
Von Reinhold Michels
Deutschland 2005, einer Woche vor der Bundestagswahl. Bestimmend sind mehr denn je: Angst vor der Zukunft, Sorgen um den persönlichen, ohnehin nicht üppigen Haushalt, gleichzeitig Furcht vor dem prinzipiell als notwendig angesehen Ruck, der durchs Land gehen müsste. Auf diese germanische Vorherbst-Tristesse trifft die Nachricht von der nachzuholenden Abstimmung im Dresdner Wahlkreis 160 wie eine zusätzliche Nebelwand. Das Gefühl zunehmender Ungewissheit darüber, welche politischen Folgen der übernächste Sonntag haben werde, wird durch die Kuriosität in Dresden (mehr ist es nicht) verstärkt. Dass es Ähnliches bereits bei Bundestagswahlen gegeben hat, dass das nicht zu skurrilen Vorschlägen und Aufgeregtheiten geführt hat, zählt weniger als der offensichtliche September-Entschluss, das Leben, zumal das politische, schwer zu nehmen und für undurchschaubar zu halten. Das Bundeswahlgesetz hat die Verzerrungen, die durch die Nachwahl am 2. Oktober entstehen, in Kauf genommen. Man mag für künftige Fälle dem Beispiel anderer Länder folgen und nach besseren Lösungen suchen. Aber man sollte nicht so tun, als läge das Land am Wahlabend im Ungewissen, weil 219 000 Wahlberechtigte nicht mitwählen konnten. Eine lupenreine Regelung zur Lösung des Dresdner Problemchens gibt es nicht. Wer das nicht ertragen kann, scheint keine wirklichen Sorgen zu haben.
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