Lausitzer Rundschau: Dresden und die Waldschlösschenbrücke Recht muss geschehen
Cottbus (ots)
Fiat iustitia et pereat mundus - Recht muss geschehen und wenn die Welt darüber zugrunde geht. Den Wahlspruch des deutschen Kaisers Ferdinand I. (1503 - 1564) können sie sich in Dresden in großen Lettern an die Waldschlösschenbrücke nageln, wenn das umstrittene Bauwerk dann allen Einwänden zum Trotz endlich das schöne Elbtal durchschneidet. Es wird wohl so kommen, auch wenn die Unesco, die Kulturorganisation der Vereinten Nationen, der sächsischen Hauptstadt jetzt eine letzte Frist eingeräumt hat, um den Welterbetitel doch noch zu retten. Denn dazu fehlt der politische Wille: Die sächsische Landesregierung, deren Zustimmung für einen Baustopp notwendig wäre, lässt wenig Bereitschaft zu einem solchen Schritt erkennen. Dresdens künftige Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) erklärte gestern klipp und klar, es werde doch wohl niemand glauben, "dass wir eine halbfertige Brücke zurückbauen". Und am Ende gibt es da ja auch noch die Speerspitze der Fiat-Iustitia-Bewegung: Das Dresdner Regierungspräsidium, das in der Vergangenheit alle möglichen Ansätze, das Dilemma doch noch irgendwie zu lösen, in sturer Konsequenz niedergestampft hat - und fest entschlossen scheint, das auch in Zukunft zu tun. Offenbar hat man in Dresden noch immer nicht auch nur ansatzweise die Tragweite des Problems erkannt. Als hätten sie sich dort an den entscheidenden Stellen allesamt die Auffassung des ehemaligen Ministerpräsidenten Georg Milbradt (CDU) zu Eigen gemacht, der Verlust des Welterbetitels sei verkraftbar, weil die Touristen auch so nach Dresden kämen. Eine Aussage von atemberaubender Borniertheit: Ziel der 1972 in Stockholm verabschiedeten Unesco-Konvention zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt war nämlich keineswegs die Ankurbelung des Tourismus in der sächsischen Landeshauptstadt. Vielmehr haben sich die bisher 156 beigetretenen Staaten dazu verpflichtet, das auf ihrem Gebiet befindliche Welterbe für unsere Nachkommen zu bewahren. Wenn Deutschland dieser Verpflichtung nicht nachkommt - wie sollen weniger wirtschaftsstarke Länder davon überzeugt werden, nicht im Zweifelsfall den Bau eines Kraftwerks oder eines Flugplatzes dem Erhalt unersetzbarer Stätten vorzuziehen? Vor diesem Hintergrund wird es höchste Zeit, die Provinzposse an der Elbe, über die halb Deutschland den Kopf schüttelt, endlich zu beenden. Auch das Recht bietet Spielräume. Sie unter Einsatz des gesunden Menschenverstandes auszuschöpfen, das ist Sachsen der Welt schuldig.
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